Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Anfangs-Gründe
daß in diesem Falle der Würfel breiter ge-
macht wird/ als er sonst ist; Die Gesimse a-
ber ihre gehörige Ausladung über denselben
behalten müssen.

Anmerckung.

170. Blondell (Cours d' Architecture part. 3.
c. 10. 11. f. 228. & seqq.
) zeiget/ daß die gekuppelten
Säulen ohne Grund von den neuen Baumeistern
eingeführet worden/ welche in den Gebäuden der Al-
ten fast nicht angetroffen werden/ massen sie nicht besser
als einfache den Architrab unterstützen/ indem die
Säulenweite/ von welcher die Stärcke der Unterstü-
tzung herrühret/ einerley bleibet: Wovon der Grund
in der Mechanicke unten kommen wird. Jedoch kan
man sie einiger massen entschuldigen. Denn es ist ge-
wiß/ daß sie die wesentliche Vollkommenheit nicht hin-
deren/ unerachtet sie/ vermöge dessen/ was gesaget wor-
den/ dieselbe nicht befördern. Unerfahrene aber in
der Mechanicke/ und allso die meisten/ welche die
Wercke des Baumeisters betrachten/ bilden sich ein/
der Architrab werde von gekuppelten Säulen besser
unterstützt/ als von einfachen/ und halten über dieses
das Werck für herrlicher: Nach dergleichen Vorur-
theilen aber kan sich der Baumeister ohne Tadel rich-
ten. (§. 16. 17).

Tab. XX.Fig. 36.
Die 22. Erklährung.

171. Wenn Säulen oder Pfeiler un-
ter einem Hauptgesimse in einer Reihe
neben einander gestellet werden/ nennet
man das Werck eine Colonnate oder
Säulenstellung/ ingleichen
Säulen-
laube.

Die

Anfangs-Gruͤnde
daß in dieſem Falle der Wuͤrfel breiter ge-
macht wird/ als er ſonſt iſt; Die Geſimſe a-
ber ihre gehoͤrige Ausladung uͤber denſelben
behalten muͤſſen.

Anmerckung.

170. Blondell (Cours d’ Architecture part. 3.
c. 10. 11. f. 228. & ſeqq.
) zeiget/ daß die gekuppelten
Saͤulen ohne Grund von den neuen Baumeiſtern
eingefuͤhret worden/ welche in den Gebaͤuden der Al-
ten faſt nicht angetroffen werden/ maſſen ſie nicht beſſer
als einfache den Architrab unterſtuͤtzen/ indem die
Saͤulenweite/ von welcher die Staͤrcke der Unterſtuͤ-
tzung herruͤhret/ einerley bleibet: Wovon der Grund
in der Mechanicke unten kommen wird. Jedoch kan
man ſie einiger maſſen entſchuldigen. Denn es iſt ge-
wiß/ daß ſie die weſentliche Vollkommenheit nicht hin-
deren/ unerachtet ſie/ vermoͤge deſſen/ was geſaget wor-
den/ dieſelbe nicht befoͤrdern. Unerfahrene aber in
der Mechanicke/ und allſo die meiſten/ welche die
Wercke des Baumeiſters betrachten/ bilden ſich ein/
der Architrab werde von gekuppelten Saͤulen beſſer
unterſtuͤtzt/ als von einfachen/ und halten uͤber dieſes
das Werck fuͤr herrlicher: Nach dergleichen Vorur-
theilen aber kan ſich der Baumeiſter ohne Tadel rich-
ten. (§. 16. 17).

Tab. XX.Fig. 36.
Die 22. Erklaͤhrung.

171. Wenn Saͤulen oder Pfeiler un-
ter einem Hauptgeſimſe in einer Reihe
neben einander geſtellet werden/ nennet
man das Werck eine Colonnate oder
Saͤulenſtellung/ ingleichen
Saͤulen-
laube.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0486" n="354"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi></fw><lb/>
daß in die&#x017F;em Falle der Wu&#x0364;rfel breiter ge-<lb/>
macht wird/ als er &#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;t; Die Ge&#x017F;im&#x017F;e a-<lb/>
ber ihre geho&#x0364;rige Ausladung u&#x0364;ber den&#x017F;elben<lb/>
behalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
                <p>170. <hi rendition="#fr">Blondell</hi> (<hi rendition="#aq">Cours d&#x2019; Architecture part. 3.<lb/>
c. 10. 11. f. 228. &amp; &#x017F;eqq.</hi>) zeiget/ daß die gekuppelten<lb/>
Sa&#x0364;ulen ohne Grund von den neuen Baumei&#x017F;tern<lb/>
eingefu&#x0364;hret worden/ welche in den Geba&#x0364;uden der Al-<lb/>
ten fa&#x017F;t nicht angetroffen werden/ ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nicht be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
als einfache den Architrab unter&#x017F;tu&#x0364;tzen/ indem die<lb/>
Sa&#x0364;ulenweite/ von welcher die Sta&#x0364;rcke der Unter&#x017F;tu&#x0364;-<lb/>
tzung herru&#x0364;hret/ einerley bleibet: Wovon der Grund<lb/>
in der Mechanicke unten kommen wird. Jedoch kan<lb/>
man &#x017F;ie einiger ma&#x017F;&#x017F;en ent&#x017F;chuldigen. Denn es i&#x017F;t ge-<lb/>
wiß/ daß &#x017F;ie die we&#x017F;entliche Vollkommenheit nicht hin-<lb/>
deren/ unerachtet &#x017F;ie/ vermo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;en/ was ge&#x017F;aget wor-<lb/>
den/ die&#x017F;elbe nicht befo&#x0364;rdern. Unerfahrene aber in<lb/>
der Mechanicke/ und all&#x017F;o die mei&#x017F;ten/ welche die<lb/>
Wercke des Baumei&#x017F;ters betrachten/ bilden &#x017F;ich ein/<lb/>
der Architrab werde von gekuppelten Sa&#x0364;ulen be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
unter&#x017F;tu&#x0364;tzt/ als von einfachen/ und halten u&#x0364;ber die&#x017F;es<lb/>
das Werck fu&#x0364;r herrlicher: Nach dergleichen Vorur-<lb/>
theilen aber kan &#x017F;ich der Baumei&#x017F;ter ohne Tadel rich-<lb/>
ten. (§. 16. 17).</p><lb/>
                <note place="left"><hi rendition="#aq">Tab. XX.Fig.</hi> 36.</note>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Die 22. Erkla&#x0364;hrung.</hi> </head><lb/>
              <p>171. <hi rendition="#fr">Wenn Sa&#x0364;ulen oder Pfeiler un-<lb/>
ter einem Hauptge&#x017F;im&#x017F;e in einer Reihe<lb/>
neben einander ge&#x017F;tellet werden/ nennet<lb/>
man das Werck eine Colonnate oder<lb/>
Sa&#x0364;ulen&#x017F;tellung/ ingleichen</hi> S<hi rendition="#fr">a&#x0364;ulen-<lb/>
laube.</hi></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0486] Anfangs-Gruͤnde daß in dieſem Falle der Wuͤrfel breiter ge- macht wird/ als er ſonſt iſt; Die Geſimſe a- ber ihre gehoͤrige Ausladung uͤber denſelben behalten muͤſſen. Anmerckung. 170. Blondell (Cours d’ Architecture part. 3. c. 10. 11. f. 228. & ſeqq.) zeiget/ daß die gekuppelten Saͤulen ohne Grund von den neuen Baumeiſtern eingefuͤhret worden/ welche in den Gebaͤuden der Al- ten faſt nicht angetroffen werden/ maſſen ſie nicht beſſer als einfache den Architrab unterſtuͤtzen/ indem die Saͤulenweite/ von welcher die Staͤrcke der Unterſtuͤ- tzung herruͤhret/ einerley bleibet: Wovon der Grund in der Mechanicke unten kommen wird. Jedoch kan man ſie einiger maſſen entſchuldigen. Denn es iſt ge- wiß/ daß ſie die weſentliche Vollkommenheit nicht hin- deren/ unerachtet ſie/ vermoͤge deſſen/ was geſaget wor- den/ dieſelbe nicht befoͤrdern. Unerfahrene aber in der Mechanicke/ und allſo die meiſten/ welche die Wercke des Baumeiſters betrachten/ bilden ſich ein/ der Architrab werde von gekuppelten Saͤulen beſſer unterſtuͤtzt/ als von einfachen/ und halten uͤber dieſes das Werck fuͤr herrlicher: Nach dergleichen Vorur- theilen aber kan ſich der Baumeiſter ohne Tadel rich- ten. (§. 16. 17). Die 22. Erklaͤhrung. 171. Wenn Saͤulen oder Pfeiler un- ter einem Hauptgeſimſe in einer Reihe neben einander geſtellet werden/ nennet man das Werck eine Colonnate oder Saͤulenſtellung/ ingleichen Saͤulen- laube. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/486
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/486>, abgerufen am 24.11.2024.