der Aufhebung der Gemeinheiten unausbleib- lich verbunden sind, allein ich überlasse dieses der Einsicht dererjenigen von meinen Lesern die mit Kenntniß der Sache urtheilen, und das alte Herkommen nicht höher schätzen als es sel- biges verdienet. Jch eile nunmehro um den Einwürfen zu begegnen, die mancher alte Hauß- wirth mit gerunzelter Stirne wider meine Sätze machen wird. Ein kalter Schauer überfällt mich bei dem Gedanken, daß ich es wage, eine so uhralte löbliche Gewohnheit, als die Feld- gemeinschaft ist, so verwegen zu bestreiten, denn ich weiß, wie es solchen Neulingen in der ökonomischen Welt zu gehen pflegt. Die Lieb- haber alter Gebräuche, und deren giebt es lei- der nirgend mehr als bei der Landwirthschaft, hören kaum so etwas von neuen Vorschlägen, so sind sie entweder weit entfernt, sich die Mühe zu geben, darüber nachzudenken, und denn wird die beste Sache mit einem mitleids- vollen oder auch höhnischen Lachen durch ihr dictatorisches Machtwort: das geht nicht an, verworfen; oder würdigen sie ja eine neue Angabe ihrer näheren Aufmerksamkeit, so haben sie sogleich ein Heer von Einwürfen in Bereitschaft, um solches gleich einen undurch-
dringli-
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der Aufhebung der Gemeinheiten unausbleib- lich verbunden ſind, allein ich uͤberlaſſe dieſes der Einſicht dererjenigen von meinen Leſern die mit Kenntniß der Sache urtheilen, und das alte Herkommen nicht hoͤher ſchaͤtzen als es ſel- biges verdienet. Jch eile nunmehro um den Einwuͤrfen zu begegnen, die mancher alte Hauß- wirth mit gerunzelter Stirne wider meine Saͤtze machen wird. Ein kalter Schauer uͤberfaͤllt mich bei dem Gedanken, daß ich es wage, eine ſo uhralte loͤbliche Gewohnheit, als die Feld- gemeinſchaft iſt, ſo verwegen zu beſtreiten, denn ich weiß, wie es ſolchen Neulingen in der oͤkonomiſchen Welt zu gehen pflegt. Die Lieb- haber alter Gebraͤuche, und deren giebt es lei- der nirgend mehr als bei der Landwirthſchaft, hoͤren kaum ſo etwas von neuen Vorſchlaͤgen, ſo ſind ſie entweder weit entfernt, ſich die Muͤhe zu geben, daruͤber nachzudenken, und denn wird die beſte Sache mit einem mitleids- vollen oder auch hoͤhniſchen Lachen durch ihr dictatoriſches Machtwort: das geht nicht an, verworfen; oder wuͤrdigen ſie ja eine neue Angabe ihrer naͤheren Aufmerkſamkeit, ſo haben ſie ſogleich ein Heer von Einwuͤrfen in Bereitſchaft, um ſolches gleich einen undurch-
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der Aufhebung der Gemeinheiten unausbleib-
lich verbunden ſind, allein ich uͤberlaſſe dieſes
der Einſicht dererjenigen von meinen Leſern die
mit Kenntniß der Sache urtheilen, und das
alte Herkommen nicht hoͤher ſchaͤtzen als es ſel-
biges verdienet. Jch eile nunmehro um den
Einwuͤrfen zu begegnen, die mancher alte Hauß-
wirth mit gerunzelter Stirne wider meine Saͤtze
machen wird. Ein kalter Schauer uͤberfaͤllt
mich bei dem Gedanken, daß ich es wage, eine
ſo uhralte loͤbliche Gewohnheit, als die Feld-
gemeinſchaft iſt, ſo verwegen zu beſtreiten,
denn ich weiß, wie es ſolchen Neulingen in der
oͤkonomiſchen Welt zu gehen pflegt. Die Lieb-
haber alter Gebraͤuche, und deren giebt es lei-
der nirgend mehr als bei der Landwirthſchaft,
hoͤren kaum ſo etwas von neuen Vorſchlaͤgen,
ſo ſind ſie entweder weit entfernt, ſich die
Muͤhe zu geben, daruͤber nachzudenken, und
denn wird die beſte Sache mit einem mitleids-
vollen oder auch hoͤhniſchen Lachen durch ihr
dictatoriſches Machtwort: das geht nicht
an, verworfen; oder wuͤrdigen ſie ja eine
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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