verknüpft sind, und deren glücklicher Einfluß, sich auf alle Zweige der Landwirthschaft erstre- cket; weil dieser Vorwurf unten mit mehreren abgehandelt wird. Jedoch es ist nicht genug, daß der Landwirth nach der bisherigen Ein- richtung der Viehweide sich den Unterhalt sei- nes Viehes für den Sommer schmälert, sondern
5. auch der Heuschlag und das Winter- Futter wird dadurch vermindert. Jch will dieses noch ganz kürzlich beweisen. Es ist be- kannt, daß der alten Gewohnheit nach die mähbaren Wiesen im Frühling bis auf Wal- purgis und im Herbst von Michaelis an mit dem Vieh betrieben werden. Beides ist schäd- lich. Jn Absicht der Frühlingsweide gilt eben das bei denen Wiesen, was im Anfang die- ses Paragraphs von denen Weideplätzen ist gesagt worden, daß nemlich das junge Graß bei seinem ersten Wachsthum verbissen, und der weiche Boden von dem Treten des Viehes ausgemodert wird; wodurch also der erste und beste Graßwuchs unwiederbringlich verloren gehet, und bei eintretender Hitze und Trocken- heit des Sommers in der Folge niemals recht fort will. Die späte Herbstweide auf den Wie- sen ist aber noch schädlicher. Bis zu Ende des Octobers und noch später hin, gehet das Vieh Tag vor Tag auf selbigen herum, und frißt vor Hunger das noch übrige Graß aus der Erde
heraus.
verknuͤpft ſind, und deren gluͤcklicher Einfluß, ſich auf alle Zweige der Landwirthſchaft erſtre- cket; weil dieſer Vorwurf unten mit mehreren abgehandelt wird. Jedoch es iſt nicht genug, daß der Landwirth nach der bisherigen Ein- richtung der Viehweide ſich den Unterhalt ſei- nes Viehes fuͤr den Sommer ſchmaͤlert, ſondern
5. auch der Heuſchlag und das Winter- Futter wird dadurch vermindert. Jch will dieſes noch ganz kuͤrzlich beweiſen. Es iſt be- kannt, daß der alten Gewohnheit nach die maͤhbaren Wieſen im Fruͤhling bis auf Wal- purgis und im Herbſt von Michaelis an mit dem Vieh betrieben werden. Beides iſt ſchaͤd- lich. Jn Abſicht der Fruͤhlingsweide gilt eben das bei denen Wieſen, was im Anfang die- ſes Paragraphs von denen Weideplaͤtzen iſt geſagt worden, daß nemlich das junge Graß bei ſeinem erſten Wachsthum verbiſſen, und der weiche Boden von dem Treten des Viehes ausgemodert wird; wodurch alſo der erſte und beſte Graßwuchs unwiederbringlich verloren gehet, und bei eintretender Hitze und Trocken- heit des Sommers in der Folge niemals recht fort will. Die ſpaͤte Herbſtweide auf den Wie- ſen iſt aber noch ſchaͤdlicher. Bis zu Ende des Octobers und noch ſpaͤter hin, gehet das Vieh Tag vor Tag auf ſelbigen herum, und frißt vor Hunger das noch uͤbrige Graß aus der Erde
heraus.
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verknuͤpft ſind, und deren gluͤcklicher Einfluß,
ſich auf alle Zweige der Landwirthſchaft erſtre-
cket; weil dieſer Vorwurf unten mit mehreren
abgehandelt wird. Jedoch es iſt nicht genug,
daß der Landwirth nach der bisherigen Ein-
richtung der Viehweide ſich den Unterhalt ſei-
nes Viehes fuͤr den Sommer ſchmaͤlert, ſondern
5. auch der Heuſchlag und das Winter-
Futter wird dadurch vermindert. Jch will
dieſes noch ganz kuͤrzlich beweiſen. Es iſt be-
kannt, daß der alten Gewohnheit nach die
maͤhbaren Wieſen im Fruͤhling bis auf Wal-
purgis und im Herbſt von Michaelis an mit
dem Vieh betrieben werden. Beides iſt ſchaͤd-
lich. Jn Abſicht der Fruͤhlingsweide gilt eben
das bei denen Wieſen, was im Anfang die-
ſes Paragraphs von denen Weideplaͤtzen iſt
geſagt worden, daß nemlich das junge Graß
bei ſeinem erſten Wachsthum verbiſſen, und
der weiche Boden von dem Treten des Viehes
ausgemodert wird; wodurch alſo der erſte und
beſte Graßwuchs unwiederbringlich verloren
gehet, und bei eintretender Hitze und Trocken-
heit des Sommers in der Folge niemals recht
fort will. Die ſpaͤte Herbſtweide auf den Wie-
ſen iſt aber noch ſchaͤdlicher. Bis zu Ende des
Octobers und noch ſpaͤter hin, gehet das Vieh
Tag vor Tag auf ſelbigen herum, und frißt vor
Hunger das noch uͤbrige Graß aus der Erde
heraus.
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/34>, abgerufen am 16.07.2024.
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