Anmerkung. 1. Jch verwerfe das Ver- pflanzen der Eichen, wenn man einen Wald davon anlegen will; weil 1) die Arbeit zu weit- läuftig ist, und das Säen viel geschwinder ins grosse verrichtet werden kann. Ferner aber 2) solche drei bis vierjährige einzeln stehende Eichen ein starkes Gehäge vor dem Wilde son- derlich den Hasen, welche die Rinde abschälen, erfordern; eine Pflanzung von älteren oder stärkeren Eichen aber anzulegen, gemeiniglich ein traurig Ende nimmt, indem sie die ersten zwei oder drei Jahre verdorren, oder doch im- mer schlechte untaugliche Bäume abgeben.
2. Nur nach Aufhebung der Gemeinheiten allein, würde ich anrathen, die in den Eichel- kämpen zu dick stehenden jungen Setzlinge, auf die Wälle oder Ränder in die Hecken in einer Entfernung von zehen Ruthen (§. 43.) zu pflanzen. Hier würde ein junger Eichbaum in die lockere Erde recht freudig wachsen. Der Bauer, welcher seinen Acker fast täglich besuchen muß, hätte selbigen beständig unter Augen, und könnte ihm mit wenig Mühe ei- nen hohen und geraden Stamm verschaffen. Ein tausend solcher Setzlinge bringen aber den Nachkommen dieses Bauers nach achtzig oder hundert Jahren einen grossen Vorrath Eichel- mast, und ein paar hundert Jahr weiter hin
mögen
Anmerkung. 1. Jch verwerfe das Ver- pflanzen der Eichen, wenn man einen Wald davon anlegen will; weil 1) die Arbeit zu weit- laͤuftig iſt, und das Saͤen viel geſchwinder ins groſſe verrichtet werden kann. Ferner aber 2) ſolche drei bis vierjaͤhrige einzeln ſtehende Eichen ein ſtarkes Gehaͤge vor dem Wilde ſon- derlich den Haſen, welche die Rinde abſchaͤlen, erfordern; eine Pflanzung von aͤlteren oder ſtaͤrkeren Eichen aber anzulegen, gemeiniglich ein traurig Ende nimmt, indem ſie die erſten zwei oder drei Jahre verdorren, oder doch im- mer ſchlechte untaugliche Baͤume abgeben.
2. Nur nach Aufhebung der Gemeinheiten allein, wuͤrde ich anrathen, die in den Eichel- kaͤmpen zu dick ſtehenden jungen Setzlinge, auf die Waͤlle oder Raͤnder in die Hecken in einer Entfernung von zehen Ruthen (§. 43.) zu pflanzen. Hier wuͤrde ein junger Eichbaum in die lockere Erde recht freudig wachſen. Der Bauer, welcher ſeinen Acker faſt taͤglich beſuchen muß, haͤtte ſelbigen beſtaͤndig unter Augen, und koͤnnte ihm mit wenig Muͤhe ei- nen hohen und geraden Stamm verſchaffen. Ein tauſend ſolcher Setzlinge bringen aber den Nachkommen dieſes Bauers nach achtzig oder hundert Jahren einen groſſen Vorrath Eichel- maſt, und ein paar hundert Jahr weiter hin
moͤgen
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Anmerkung. 1. Jch verwerfe das Ver-
pflanzen der Eichen, wenn man einen Wald
davon anlegen will; weil 1) die Arbeit zu weit-
laͤuftig iſt, und das Saͤen viel geſchwinder ins
groſſe verrichtet werden kann. Ferner aber
2) ſolche drei bis vierjaͤhrige einzeln ſtehende
Eichen ein ſtarkes Gehaͤge vor dem Wilde ſon-
derlich den Haſen, welche die Rinde abſchaͤlen,
erfordern; eine Pflanzung von aͤlteren oder
ſtaͤrkeren Eichen aber anzulegen, gemeiniglich
ein traurig Ende nimmt, indem ſie die erſten
zwei oder drei Jahre verdorren, oder doch im-
mer ſchlechte untaugliche Baͤume abgeben.
2. Nur nach Aufhebung der Gemeinheiten
allein, wuͤrde ich anrathen, die in den Eichel-
kaͤmpen zu dick ſtehenden jungen Setzlinge, auf
die Waͤlle oder Raͤnder in die Hecken in einer
Entfernung von zehen Ruthen (§. 43.) zu
pflanzen. Hier wuͤrde ein junger Eichbaum
in die lockere Erde recht freudig wachſen.
Der Bauer, welcher ſeinen Acker faſt taͤglich
beſuchen muß, haͤtte ſelbigen beſtaͤndig unter
Augen, und koͤnnte ihm mit wenig Muͤhe ei-
nen hohen und geraden Stamm verſchaffen.
Ein tauſend ſolcher Setzlinge bringen aber den
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/176>, abgerufen am 03.07.2024.
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