Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 2. Neustadt, 1832.Blut zu beschirmen, der erhebe mit mir seinen Arm und schwöre; daß er Solche Gesinnung und Thatkraft macht uns frei von Willkühr und Die große Versammlung stimmte allgemein dem heiligen Gelübde Am 1. Juni wurde endlich das Fest dadurch geschlossen, daß die Fest- Blut zu beſchirmen, der erhebe mit mir ſeinen Arm und ſchwoͤre; daß er Solche Geſinnung und Thatkraft macht uns frei von Willkuͤhr und Die große Verſammlung ſtimmte allgemein dem heiligen Gelübde Am 1. Juni wurde endlich das Feſt dadurch geſchloſſen, daß die Feſt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="94"/> Blut zu beſchirmen, der erhebe mit mir ſeinen Arm und ſchwoͤre; <hi rendition="#g">daß er<lb/> mit Gut und Blut ſchirmen wolle das Vaterland und<lb/> deſſen Freunde vor jeder Gewalt von innen und außen</hi>!<lb/> (allgemeine Beiſtimmung mit erhobenen Armen).</p><lb/> <p>Solche Geſinnung und Thatkraft macht uns frei von Willkuͤhr und<lb/> Bedruͤckung; und da wir uns ſelbſt freigeſprochen, ſo ſeien auch fortan<lb/> verbannt aus dem Munde des Volkes die Namen der Zwingherrnhaͤuſer,<lb/> nach denen es ſich bisher benannte; — die teutſche Stimme allein gelte<lb/> fortan in Teutſchland; die teutſche Farbe ſei unſer Schmuck und ein einiges<lb/> Teutſchland unſer Ziel! Es lebe die teutſche Nation! es lebe die<lb/> Freiheit!« —</p><lb/> <p>Die große Verſammlung ſtimmte allgemein dem heiligen Gelübde<lb/> bei, für die geſetzliche Durchführung der Reform unſeres Vaterlandes<lb/> kein Opfer zu ſcheuen. — Spät am Abend begaben ſich endlich die Ver-<lb/> ſammlten nach Neuſtadt an der Haardt zurück, wo die Feſtlichkeiten des<lb/> Tages mit mehreren Bällen beendiget wurden. — Die Mehrzahl der An-<lb/> weſenden hatte Neuſtadt zwar am 28. Mai früh wieder verlaſſen, allein<lb/> das Feſt dauerte doch noch bis zum 1. Juni fort, und es waren vom<lb/> 28. bis zum 31. Mai täglich wieder viele Tauſende auf dem Schloſſe<lb/> Hambach verſammelt. Auch an dieſen Tagen hörte man von mehreren<lb/> ausgezeichneten Männern gediegene Reden, namentlich von dem Deputir-<lb/> ſten <hi rendition="#g">Schüler. Es iſt eine große hiſtoriſche Merkwürdig-<lb/> keit, daß während aller dieſer Feſttage, bei einer Ver-<lb/> ſammlung von ſo vielen Tauſenden, auch nicht der kleinſte<lb/> Zwiſt, nicht die geringſte Unordnung vorfiel. So ſehr<lb/> war das Volk von der Würde und Heiligkeit des großen<lb/> Nationalfeſtes ergriffen und durchdrungen, ſo ſehr be-<lb/> währte es ſeine Mündigkeit für politiſche Einheit und<lb/> Volkshoheit</hi>!</p><lb/> <p>Am 1. Juni wurde endlich das Feſt dadurch geſchloſſen, daß die Feſt-<lb/> ordner, in Begleitung der Neuſtadter Bürgergarde und vieler Bürger,<lb/> die auf dem Schloſſe Hambach aufgeſteckten beiden Fahnen, die deutſche<lb/> und die polniſche, feierlich in die Stadt zurückbrachten. Es wird einſt<lb/> geſchichtlichen Werth erlangen, den Namen des Deutſchen zu kennen, der<lb/> unſere Fahne zum erſten Male wieder getragen hat; wir bemerken daher,<lb/> daß der Oekonom <hi rendition="#g">Abreſch</hi>, ein junger feuriger Patriot, die Ehre hatte,<lb/> Deutſchlands Panner zu tragen. Auch die polniſche Fahne trug ein<lb/> edler deutſcher Jüngling, <hi rendition="#g">Ludwig Müller</hi> aus Neuſtadt. Bei der Ab-<lb/> nahme der Fahnen auf dem Schloſſe Hambach hielten zwei Polen, Grzy-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0036]
Blut zu beſchirmen, der erhebe mit mir ſeinen Arm und ſchwoͤre; daß er
mit Gut und Blut ſchirmen wolle das Vaterland und
deſſen Freunde vor jeder Gewalt von innen und außen!
(allgemeine Beiſtimmung mit erhobenen Armen).
Solche Geſinnung und Thatkraft macht uns frei von Willkuͤhr und
Bedruͤckung; und da wir uns ſelbſt freigeſprochen, ſo ſeien auch fortan
verbannt aus dem Munde des Volkes die Namen der Zwingherrnhaͤuſer,
nach denen es ſich bisher benannte; — die teutſche Stimme allein gelte
fortan in Teutſchland; die teutſche Farbe ſei unſer Schmuck und ein einiges
Teutſchland unſer Ziel! Es lebe die teutſche Nation! es lebe die
Freiheit!« —
Die große Verſammlung ſtimmte allgemein dem heiligen Gelübde
bei, für die geſetzliche Durchführung der Reform unſeres Vaterlandes
kein Opfer zu ſcheuen. — Spät am Abend begaben ſich endlich die Ver-
ſammlten nach Neuſtadt an der Haardt zurück, wo die Feſtlichkeiten des
Tages mit mehreren Bällen beendiget wurden. — Die Mehrzahl der An-
weſenden hatte Neuſtadt zwar am 28. Mai früh wieder verlaſſen, allein
das Feſt dauerte doch noch bis zum 1. Juni fort, und es waren vom
28. bis zum 31. Mai täglich wieder viele Tauſende auf dem Schloſſe
Hambach verſammelt. Auch an dieſen Tagen hörte man von mehreren
ausgezeichneten Männern gediegene Reden, namentlich von dem Deputir-
ſten Schüler. Es iſt eine große hiſtoriſche Merkwürdig-
keit, daß während aller dieſer Feſttage, bei einer Ver-
ſammlung von ſo vielen Tauſenden, auch nicht der kleinſte
Zwiſt, nicht die geringſte Unordnung vorfiel. So ſehr
war das Volk von der Würde und Heiligkeit des großen
Nationalfeſtes ergriffen und durchdrungen, ſo ſehr be-
währte es ſeine Mündigkeit für politiſche Einheit und
Volkshoheit!
Am 1. Juni wurde endlich das Feſt dadurch geſchloſſen, daß die Feſt-
ordner, in Begleitung der Neuſtadter Bürgergarde und vieler Bürger,
die auf dem Schloſſe Hambach aufgeſteckten beiden Fahnen, die deutſche
und die polniſche, feierlich in die Stadt zurückbrachten. Es wird einſt
geſchichtlichen Werth erlangen, den Namen des Deutſchen zu kennen, der
unſere Fahne zum erſten Male wieder getragen hat; wir bemerken daher,
daß der Oekonom Abreſch, ein junger feuriger Patriot, die Ehre hatte,
Deutſchlands Panner zu tragen. Auch die polniſche Fahne trug ein
edler deutſcher Jüngling, Ludwig Müller aus Neuſtadt. Bei der Ab-
nahme der Fahnen auf dem Schloſſe Hambach hielten zwei Polen, Grzy-
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