Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen es nicht bewiesen werden können, daß dieselben ein Gruppo zusammen ge-macht, noch viel weniger die Familie des Lycomedes, nebst dem in weibli- chen Kleidern versteckten Achilles, vorgestellet. Es wurde von diesen Sta- tuen, da der König in Preußen dieses Museum kaufte, viel Geschrey in Frankreich gemachet, und man gab vor, daß diese allein nicht aus dem Lande gehen sollten; es wurden dieselben über drey Millionen Livres ge- schätzet, und auch diese mit begriffen, gieng das ganze Museum für etwa 36000. Thaler nach Berlin. Man muß aber wissen, daß alle zehen Sta- tuen ohne Köpfe gefunden worden, welche von jungen Leuten in der Fran- zösischen Academie zu Rom ganz neu dazu gearbeitet sind, die ihnen, wie gewöhnlich, Modegesichter gegeben: der Kopf des vermeynten Lycomedes, war nach einem Portrait des berühmten Herrn von Stosch gemacht. Es verdienet angemerket zu werden, daß eine Römerinn im Testamente ihrem Ehemanne auferlegte, dem Cäsar im Capitolio eine Statue von hundert Pfund Gold schwer setzen zu lassen 1). Nachdem endlich Rom und das Römische Reich ein einziges Ober- Augustus, 1) conf. Lips. Elector. L. 1. c. 9. 2) Dio Cass. L. 54. c. 7. p. 735. ed. Reimar. 3) Le Roy Monum. de la Grece, p. 32.
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden es nicht bewieſen werden koͤnnen, daß dieſelben ein Gruppo zuſammen ge-macht, noch viel weniger die Familie des Lycomedes, nebſt dem in weibli- chen Kleidern verſteckten Achilles, vorgeſtellet. Es wurde von dieſen Sta- tuen, da der Koͤnig in Preußen dieſes Muſeum kaufte, viel Geſchrey in Frankreich gemachet, und man gab vor, daß dieſe allein nicht aus dem Lande gehen ſollten; es wurden dieſelben uͤber drey Millionen Livres ge- ſchaͤtzet, und auch dieſe mit begriffen, gieng das ganze Muſeum fuͤr etwa 36000. Thaler nach Berlin. Man muß aber wiſſen, daß alle zehen Sta- tuen ohne Koͤpfe gefunden worden, welche von jungen Leuten in der Fran- zoͤſiſchen Academie zu Rom ganz neu dazu gearbeitet ſind, die ihnen, wie gewoͤhnlich, Modegeſichter gegeben: der Kopf des vermeynten Lycomedes, war nach einem Portrait des beruͤhmten Herrn von Stoſch gemacht. Es verdienet angemerket zu werden, daß eine Roͤmerinn im Teſtamente ihrem Ehemanne auferlegte, dem Caͤſar im Capitolio eine Statue von hundert Pfund Gold ſchwer ſetzen zu laſſen 1). Nachdem endlich Rom und das Roͤmiſche Reich ein einziges Ober- Auguſtus, 1) conf. Lipſ. Elector. L. 1. c. 9. 2) Dio Caſſ. L. 54. c. 7. p. 735. ed. Reimar. 3) Le Roy Monum. de la Grece, p. 32.
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II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
es nicht bewieſen werden koͤnnen, daß dieſelben ein Gruppo zuſammen ge-
macht, noch viel weniger die Familie des Lycomedes, nebſt dem in weibli-
chen Kleidern verſteckten Achilles, vorgeſtellet. Es wurde von dieſen Sta-
tuen, da der Koͤnig in Preußen dieſes Muſeum kaufte, viel Geſchrey in
Frankreich gemachet, und man gab vor, daß dieſe allein nicht aus dem
Lande gehen ſollten; es wurden dieſelben uͤber drey Millionen Livres ge-
ſchaͤtzet, und auch dieſe mit begriffen, gieng das ganze Muſeum fuͤr etwa
36000. Thaler nach Berlin. Man muß aber wiſſen, daß alle zehen Sta-
tuen ohne Koͤpfe gefunden worden, welche von jungen Leuten in der Fran-
zoͤſiſchen Academie zu Rom ganz neu dazu gearbeitet ſind, die ihnen, wie
gewoͤhnlich, Modegeſichter gegeben: der Kopf des vermeynten Lycomedes,
war nach einem Portrait des beruͤhmten Herrn von Stoſch gemacht. Es
verdienet angemerket zu werden, daß eine Roͤmerinn im Teſtamente ihrem
Ehemanne auferlegte, dem Caͤſar im Capitolio eine Statue von hundert
Pfund Gold ſchwer ſetzen zu laſſen 1).
Nachdem endlich Rom und das Roͤmiſche Reich ein einziges Ober-
haupt und Monarchen erkannte, ſetzten ſich die Kuͤnſte in dieſer Stadt, wie
in ihrem Mittelpunkte, und die beſten Meiſter in derſelben wandten ſich
hierher, weil in Griechenland wenig zu thun und zu arbeiten Gelegenheit
war. Athen wurde, nebſt andern Staͤdten, weil ſie es mit dem Anto-
nius gehalten, ihrer vorzuͤglichen Rechte beraubet 2); Eretrien und Aegina
wurden den Athenienſern abgenommen, und wir finden nicht, daß ſie we-
gen des Tempels, welchen ſie dem Auguſtus gebauet, und wovon das Do-
riſche Portal noch uͤbrig iſt 3), gnaͤdiger angeſehen worden. Gegen das
Ende ſeiner Regierung wollten ſie ſich empoͤren, wurden aber bald zum
Gehorſam gebracht.
Auguſtus,
1) conf. Lipſ. Elector. L. 1. c. 9.
2) Dio Caſſ. L. 54. c. 7. p. 735. ed. Reimar.
3) Le Roy Monum. de la Grece, p. 32.
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