Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.der Zeit unter den Griechen betrachtet. Jn Aegypten hatte die Kunst und Gelehrsamkeit unter den drey er-P. Die Griechischen Künste hatten sich, wiewohl sie von ihrem ersten lehrte Grausam- 1) Monum. Adulit. ap. Chishul. Inscr. Sig. p. 79. 80. S. Hieronym. Comment. in Dan. c. 11. v. 8. p. 706. 2) Polyb. L. 5. p. 429. E. 3) Athen. Deipn. L. 5. c. 25. p. 184. Iustin. L. 38. c. 8. Vaillant, welcher den Athe- näus nicht recht verstanden, giebt diesem verächtlichen Könige das Lob a), daß er ge- a) Hist. Ptolem. p. 111. Winckelm. Gesch. der Kunst. B b b
der Zeit unter den Griechen betrachtet. Jn Aegypten hatte die Kunſt und Gelehrſamkeit unter den drey er-P. Die Griechiſchen Kuͤnſte hatten ſich, wiewohl ſie von ihrem erſten lehrte Grauſam- 1) Monum. Adulit. ap. Chishul. Inſcr. Sig. p. 79. 80. S. Hieronym. Comment. in Dan. c. 11. v. 8. p. 706. 2) Polyb. L. 5. p. 429. E. 3) Athen. Deipn. L. 5. c. 25. p. 184. Iuſtin. L. 38. c. 8. Vaillant, welcher den Athe- naͤus nicht recht verſtanden, giebt dieſem veraͤchtlichen Koͤnige das Lob a), daß er ge- a) Hiſt. Ptolem. p. 111. Winckelm. Geſch. der Kunſt. B b b
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der Zeit unter den Griechen betrachtet.
Jn Aegypten hatte die Kunſt und Gelehrſamkeit unter den drey er-
ſten Ptolemaͤern gebluͤhet, und ſie waren beſorget, auch die Werke der Ae-
gyptiſchen Kunſt zu erhalten. Ptolemaͤus Evergetes ſoll, nach ſeinem
Siege wider den Koͤnig in Syrien Antiochus Theos, zwey tauſend fuͤnf
hundert Statuen nach Aegypten gebracht haben, unter welchen viele wa-
ren, welche Cambyſes aus Aegypten weggefuͤhret hatte 1). Die hundert
Baumeiſter, welche deſſen Sohn und Nachfolger Philopator, nebſt un-
glaublichen Geſchenken, der Stadt Rhodus, die durch ein Erdbeben ſehr
gelitten hatte, zu ſandte 2), koͤnnen von der Menge der Kuͤnſtler an dieſem
Hofe zeugen. Aber die Nachfolger des Evergetes waren alle, den einzigen
Philometor ausgenommen, unwuͤrdige Prinzen, und wuͤtheten wider ihr
Reich, und wider ihr eigenes Gebluͤt, und Aegypten gerieth in die aͤußer-
ſte Verwirrung. Theben wurde unter dem Lathyrus, dem fuͤnften Koͤ-
nige nach dem Epiphanes, beynahe zerſtoͤret, und ſeiner Herrlichkeit be-
raubet, und dieſes war der Anfang der Vernichtung ſo vieler Denkmale
der Aegyptiſchen Kunſt.
P.
Ende der
Griechiſchen
Kunſt in Ae-
gypten, und
Widerlegung
des Vaillant
und anderer.
Die Griechiſchen Kuͤnſte hatten ſich, wiewohl ſie von ihrem erſten
Glanze in dieſem Reiche ſehr abgefallen, dennoch bis unter dem Vater letzt-
gedachten Koͤnigs, dem Ptolemaͤus Phyſcon, dem ſiebenten Koͤnige in Ae-
gypten, erhalten. Unter dieſem Tyrannen aber verließen faſt alle Gelehrte
und Kuͤnſtler Aegypten, in der grauſamen Verfolgung, welche er nach ſei-
ner Ruͤckkunft ins Reich, aus welchem er gefluͤchtet war, wider die Stadt
Alexandrien ausuͤbete, und begaben ſich nach Griechenland 3)
lehrte. Mit dieſer
Grauſam-
1) Monum. Adulit. ap. Chishul. Inſcr. Sig. p. 79. 80. S. Hieronym. Comment. in Dan.
c. 11. v. 8. p. 706.
2) Polyb. L. 5. p. 429. E.
3) Athen. Deipn. L. 5. c. 25. p. 184. Iuſtin. L. 38. c. 8. Vaillant, welcher den Athe-
naͤus nicht recht verſtanden, giebt dieſem veraͤchtlichen Koͤnige das Lob a), daß er ge-
a) Hiſt. Ptolem. p. 111.
Winckelm. Geſch. der Kunſt. B b b
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