Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen I.Berühmte Künstler und Werke dieser Zeit. Jn gedachter Wiederherstellung der Künste in Griechenland, haben Jnsbesondere die Beschrei- bung des ver- stümmelten Hercules im Belvedere. Auf das äußerste gemishandelt und verstümmelt, und ohne Kopf, in 1) Das Griechische O (O) in dem Namen des Künstlers, hat die Form o, welche zuerst auf Münzen der Syrischen Könige vorkommt; also nicht so neu ist, als es Montfau- con und viele andere glauben. Neben gedachten Münzen ist das älteste Werk einer be- stimmten Zeit, auf welchem das Omega in dieser Form vorkommt, eine schöne große gereifte Vase von Erzt im Campidoglio, welche, nach der Jnschrift auf dem Nande derselben, König Mithradates Eupator in Pontus, der berühmte Krieger, in ein Gymnasium geschenket hatte, welches von ihm den Namen Euporistä führete. Die- se Vase wurde zu unsern Zeiten zu Porto d'Anzio, (ehemals Antium) als man den Hafen daselbst räumete, gefunden. Auf derselben stehen, außer der Jnschrift in großen punctirten Buchstaben, die Worte [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] a), welche bisher nicht verstanden wor- den sind, und vermuthlich heißen [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]bewahre es rein und glän- "zend." Es ist ein Wort, welches von glänzendem Pferdegeschirre gebraucht wird b). Die Schrift ist in Griechischen Cursivbuchstaben, deren wir uns itzo bedienen, und ist die allerälteste Spur von denselben, und vielleicht noch älter, als der in solchen Buchsta- ben geschriebene Vers des Euripides, welcher auf der Mauer eines Hauses im alten Herculano stand c): [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]. a) Auf der Zeichnung, welche man dem Pococke nach Engeland schickte, sind diese Worte ebenfalls von jemanden abgeschrieben, welcher dieselben nicht verstan- den. Auch die Vase hat die Runde eines halben Zirkels, die auf das zierlich- ste Elliptisch ist. v. Pococke's Descr. of the East, Vol. 2. p. 207. pl. XCII. b) Hesych. in [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]. c) Pitt. d' Ercol. Tom. 2. p. 34.
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden I.Beruͤhmte Kuͤnſtler und Werke dieſer Zeit. Jn gedachter Wiederherſtellung der Kuͤnſte in Griechenland, haben Jnsbeſondere die Beſchrei- bung des ver- ſtuͤmmelten Hercules im Belvedere. Auf das aͤußerſte gemishandelt und verſtuͤmmelt, und ohne Kopf, in 1) Das Griechiſche O (Ω) in dem Namen des Kuͤnſtlers, hat die Form ω, welche zuerſt auf Muͤnzen der Syriſchen Koͤnige vorkommt; alſo nicht ſo neu iſt, als es Montfau- con und viele andere glauben. Neben gedachten Muͤnzen iſt das aͤlteſte Werk einer be- ſtimmten Zeit, auf welchem das Omega in dieſer Form vorkommt, eine ſchoͤne große gereifte Vaſe von Erzt im Campidoglio, welche, nach der Jnſchrift auf dem Nande derſelben, Koͤnig Mithradates Eupator in Pontus, der beruͤhmte Krieger, in ein Gymnaſium geſchenket hatte, welches von ihm den Namen Euporiſtaͤ fuͤhrete. Die- ſe Vaſe wurde zu unſern Zeiten zu Porto d’Anzio, (ehemals Antium) als man den Hafen daſelbſt raͤumete, gefunden. Auf derſelben ſtehen, außer der Jnſchrift in großen punctirten Buchſtaben, die Worte [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] a), welche bisher nicht verſtanden wor- den ſind, und vermuthlich heißen [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]bewahre es rein und glaͤn- „zend.‟ Es iſt ein Wort, welches von glaͤnzendem Pferdegeſchirre gebraucht wird b). Die Schrift iſt in Griechiſchen Curſivbuchſtaben, deren wir uns itzo bedienen, und iſt die alleraͤlteſte Spur von denſelben, und vielleicht noch aͤlter, als der in ſolchen Buchſta- ben geſchriebene Vers des Euripides, welcher auf der Mauer eines Hauſes im alten Herculano ſtand c): [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]. a) Auf der Zeichnung, welche man dem Pococke nach Engeland ſchickte, ſind dieſe Worte ebenfalls von jemanden abgeſchrieben, welcher dieſelben nicht verſtan- den. Auch die Vaſe hat die Runde eines halben Zirkels, die auf das zierlich- ſte Elliptiſch iſt. v. Pococke’s Deſcr. of the Eaſt, Vol. 2. p. 207. pl. XCII. b) Heſych. in [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]. c) Pitt. d’ Ercol. Tom. 2. p. 34.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0056" n="368"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden</hi> </fw><lb/> <note place="left"><hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> Beruͤhmte<lb/> Kuͤnſtler und<lb/> Werke dieſer<lb/> Zeit.</note> <p>Jn gedachter Wiederherſtellung der Kuͤnſte in Griechenland, haben<lb/> ſich <hi rendition="#fr">Antheus, Calliſtratus, Athenaͤus, Polycles,</hi> der <hi rendition="#fr">Meiſter</hi> des<lb/> ſchoͤnen Hermaphrodits, <hi rendition="#fr">Metrodorus,</hi> der Maler und Philoſoph, und<lb/> einige andere bekannt gemachet: der ſchoͤne Hermaphrodit in der Villa<lb/> Borgheſe koͤnnte fuͤr jenen gehalten werden; ein anderer iſt in der Groß-<lb/> herzoglichen Gallerie zu Florenz, und der dritte liegt in den Gewoͤlbern ge-<lb/> dachter Villa. <hi rendition="#fr">Apollonius,</hi> des Neſtors Sohn, von Athen, iſt auch<lb/> vermuthlich aus dieſer Zeit: denn nach der Form der Buchſtaben ſeines<lb/> Namens an dem ſogenannten Torſo im Belvedere, muß er einige Zeit nach<lb/> Alexander dem Großen gelebet haben <note place="foot" n="1)">Das Griechiſche O (Ω) in dem Namen des Kuͤnſtlers, hat die Form <hi rendition="#i">ω</hi>, welche zuerſt<lb/> auf Muͤnzen der Syriſchen Koͤnige vorkommt; alſo nicht ſo neu iſt, als es <hi rendition="#fr">Montfau-<lb/> con</hi> und viele andere glauben. Neben gedachten Muͤnzen iſt das aͤlteſte Werk einer be-<lb/> ſtimmten Zeit, auf welchem das <hi rendition="#fr">Omega</hi> in dieſer Form vorkommt, eine ſchoͤne große<lb/> gereifte Vaſe von Erzt im Campidoglio, welche, nach der Jnſchrift auf dem Nande<lb/> derſelben, Koͤnig <hi rendition="#fr">Mithradates Eupator</hi> in Pontus, der beruͤhmte Krieger, in ein<lb/> Gymnaſium geſchenket hatte, welches von ihm den Namen <hi rendition="#fr">Euporiſtaͤ</hi> fuͤhrete. Die-<lb/> ſe Vaſe wurde zu unſern Zeiten zu <hi rendition="#fr">Porto d’Anzio,</hi> (ehemals Antium) als man den<lb/> Hafen daſelbſt raͤumete, gefunden. Auf derſelben ſtehen, außer der Jnſchrift in großen<lb/> punctirten Buchſtaben, die Worte <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars"/></foreign> <note place="foot" n="a)">Auf der Zeichnung, welche man dem Pococke nach Engeland ſchickte, ſind dieſe<lb/> Worte ebenfalls von jemanden abgeſchrieben, welcher dieſelben nicht verſtan-<lb/> den. Auch die Vaſe hat die Runde eines halben Zirkels, die auf das zierlich-<lb/> ſte Elliptiſch iſt. <hi rendition="#aq">v. Pococke’s Deſcr. of the Eaſt, Vol. 2. p. 207. pl. XCII.</hi></note>, welche bisher nicht verſtanden wor-<lb/> den ſind, und vermuthlich heißen <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars"/></foreign><hi rendition="#fr">bewahre es rein und glaͤn-<lb/> „zend.</hi>‟ Es iſt ein Wort, welches von glaͤnzendem Pferdegeſchirre gebraucht wird <note place="foot" n="b)"><hi rendition="#aq">Heſych. in</hi><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars"/></foreign>.</note>.<lb/> Die Schrift iſt in Griechiſchen Curſivbuchſtaben, deren wir uns itzo bedienen, und iſt<lb/> die alleraͤlteſte Spur von denſelben, und vielleicht noch aͤlter, als der in ſolchen Buchſta-<lb/> ben geſchriebene Vers des Euripides, welcher auf der Mauer eines Hauſes im alten<lb/> Herculano ſtand <note place="foot" n="c)"><hi rendition="#aq">Pitt. d’ Ercol. Tom. 2. p.</hi> 34.</note>:<lb/><hi rendition="#c"><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars"/></foreign>.</hi></note>.</p><lb/> <note place="left"><hi rendition="#aq">K.</hi><lb/> Jnsbeſondere<lb/> die Beſchrei-<lb/> bung des ver-<lb/> ſtuͤmmelten<lb/> Hercules im<lb/> Belvedere.</note> <p>Auf das aͤußerſte gemishandelt und verſtuͤmmelt, und ohne Kopf,<lb/> Arme und Beine, wie dieſe Statue iſt, zeiget ſie ſich noch itzo denen, welche<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [368/0056]
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
Jn gedachter Wiederherſtellung der Kuͤnſte in Griechenland, haben
ſich Antheus, Calliſtratus, Athenaͤus, Polycles, der Meiſter des
ſchoͤnen Hermaphrodits, Metrodorus, der Maler und Philoſoph, und
einige andere bekannt gemachet: der ſchoͤne Hermaphrodit in der Villa
Borgheſe koͤnnte fuͤr jenen gehalten werden; ein anderer iſt in der Groß-
herzoglichen Gallerie zu Florenz, und der dritte liegt in den Gewoͤlbern ge-
dachter Villa. Apollonius, des Neſtors Sohn, von Athen, iſt auch
vermuthlich aus dieſer Zeit: denn nach der Form der Buchſtaben ſeines
Namens an dem ſogenannten Torſo im Belvedere, muß er einige Zeit nach
Alexander dem Großen gelebet haben 1).
Auf das aͤußerſte gemishandelt und verſtuͤmmelt, und ohne Kopf,
Arme und Beine, wie dieſe Statue iſt, zeiget ſie ſich noch itzo denen, welche
in
1) Das Griechiſche O (Ω) in dem Namen des Kuͤnſtlers, hat die Form ω, welche zuerſt
auf Muͤnzen der Syriſchen Koͤnige vorkommt; alſo nicht ſo neu iſt, als es Montfau-
con und viele andere glauben. Neben gedachten Muͤnzen iſt das aͤlteſte Werk einer be-
ſtimmten Zeit, auf welchem das Omega in dieſer Form vorkommt, eine ſchoͤne große
gereifte Vaſe von Erzt im Campidoglio, welche, nach der Jnſchrift auf dem Nande
derſelben, Koͤnig Mithradates Eupator in Pontus, der beruͤhmte Krieger, in ein
Gymnaſium geſchenket hatte, welches von ihm den Namen Euporiſtaͤ fuͤhrete. Die-
ſe Vaſe wurde zu unſern Zeiten zu Porto d’Anzio, (ehemals Antium) als man den
Hafen daſelbſt raͤumete, gefunden. Auf derſelben ſtehen, außer der Jnſchrift in großen
punctirten Buchſtaben, die Worte _ a), welche bisher nicht verſtanden wor-
den ſind, und vermuthlich heißen _ bewahre es rein und glaͤn-
„zend.‟ Es iſt ein Wort, welches von glaͤnzendem Pferdegeſchirre gebraucht wird b).
Die Schrift iſt in Griechiſchen Curſivbuchſtaben, deren wir uns itzo bedienen, und iſt
die alleraͤlteſte Spur von denſelben, und vielleicht noch aͤlter, als der in ſolchen Buchſta-
ben geſchriebene Vers des Euripides, welcher auf der Mauer eines Hauſes im alten
Herculano ſtand c):
_ .
a) Auf der Zeichnung, welche man dem Pococke nach Engeland ſchickte, ſind dieſe
Worte ebenfalls von jemanden abgeſchrieben, welcher dieſelben nicht verſtan-
den. Auch die Vaſe hat die Runde eines halben Zirkels, die auf das zierlich-
ſte Elliptiſch iſt. v. Pococke’s Deſcr. of the Eaſt, Vol. 2. p. 207. pl. XCII.
b) Heſych. in _ .
c) Pitt. d’ Ercol. Tom. 2. p. 34.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |