Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen Zeit an vierhundert Jahre unverändert geblieben war 1), hatte nach derSchlacht bey Leuctra eine andere Gestalt bekommen. Nachdem der Spar- tanische König Cleomenes, wegen seiner despotischen Absichten, aus seinem Vaterlande nach Aegypten hatte flüchtig werden müssen, regiereten die Ephori allein; nach jenes Tode aber schritt man von neuem zu einer Kö- nigswahl, und neben dem Agesipolis, welcher noch ein Kind war, wurde die höchste Würde dem Lycurgus ausgewirket, dessen Vorfahren nicht aus Königlichem Geblüte waren, und dieses erhielt er durch ein Talent, welches er jedem Ephoro gab. Es mußte aber derselbe ebenfalls flüchtig werden, und wurde wiederum zurück gerufen 2): dieses geschah in der hundert und vierzigsten Olympias. Nicht lange hernach, da Sparta nach dem Tode Kö- nigs Pelops, von verschiedenen Tyrannen, und zuletzt vom Nabis, regieret wurde, vertheidigte dieser die Stadt mit fremden Völkern 3). die Römer mi- scheten, und nach erlange- tem Siege die Griechen für eine freye Na- tion erkläre- ten. Da der Krieg in gedachter Olympias zwischen den Achäern und Aeto- die 1) Excerpt. Diodor. p. 225. l. 10. 2) Polyb. L. 5. p. 377. A. p. 431. B. 3) Liv. L. 34. c. 28. 4) Polyb. L. 4. p. 326. 5) Ibid. p. 331. A. 6) Id. L. 9. p. 567. A.
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden Zeit an vierhundert Jahre unveraͤndert geblieben war 1), hatte nach derSchlacht bey Leuctra eine andere Geſtalt bekommen. Nachdem der Spar- taniſche Koͤnig Cleomenes, wegen ſeiner deſpotiſchen Abſichten, aus ſeinem Vaterlande nach Aegypten hatte fluͤchtig werden muͤſſen, regiereten die Ephori allein; nach jenes Tode aber ſchritt man von neuem zu einer Koͤ- nigswahl, und neben dem Ageſipolis, welcher noch ein Kind war, wurde die hoͤchſte Wuͤrde dem Lycurgus ausgewirket, deſſen Vorfahren nicht aus Koͤniglichem Gebluͤte waren, und dieſes erhielt er durch ein Talent, welches er jedem Ephoro gab. Es mußte aber derſelbe ebenfalls fluͤchtig werden, und wurde wiederum zuruͤck gerufen 2): dieſes geſchah in der hundert und vierzigſten Olympias. Nicht lange hernach, da Sparta nach dem Tode Koͤ- nigs Pelops, von verſchiedenen Tyrannen, und zuletzt vom Nabis, regieret wurde, vertheidigte dieſer die Stadt mit fremden Voͤlkern 3). die Roͤmer mi- ſcheten, und nach erlange- tem Siege die Griechen fuͤr eine freye Na- tion erklaͤre- ten. Da der Krieg in gedachter Olympias zwiſchen den Achaͤern und Aeto- die 1) Excerpt. Diodor. p. 225. l. 10. 2) Polyb. L. 5. p. 377. A. p. 431. B. 3) Liv. L. 34. c. 28. 4) Polyb. L. 4. p. 326. 5) Ibid. p. 331. A. 6) Id. L. 9. p. 567. A.
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II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
Zeit an vierhundert Jahre unveraͤndert geblieben war 1), hatte nach der
Schlacht bey Leuctra eine andere Geſtalt bekommen. Nachdem der Spar-
taniſche Koͤnig Cleomenes, wegen ſeiner deſpotiſchen Abſichten, aus ſeinem
Vaterlande nach Aegypten hatte fluͤchtig werden muͤſſen, regiereten die
Ephori allein; nach jenes Tode aber ſchritt man von neuem zu einer Koͤ-
nigswahl, und neben dem Ageſipolis, welcher noch ein Kind war, wurde
die hoͤchſte Wuͤrde dem Lycurgus ausgewirket, deſſen Vorfahren nicht aus
Koͤniglichem Gebluͤte waren, und dieſes erhielt er durch ein Talent, welches
er jedem Ephoro gab. Es mußte aber derſelbe ebenfalls fluͤchtig werden,
und wurde wiederum zuruͤck gerufen 2): dieſes geſchah in der hundert und
vierzigſten Olympias. Nicht lange hernach, da Sparta nach dem Tode Koͤ-
nigs Pelops, von verſchiedenen Tyrannen, und zuletzt vom Nabis, regieret
wurde, vertheidigte dieſer die Stadt mit fremden Voͤlkern 3).
Da der Krieg in gedachter Olympias zwiſchen den Achaͤern und Aeto-
liern ausbrach, gieng die Erbitterung beyder Theile gegen einander ſo weit,
daß ſie damals ſogar anfiengen, wider die Werke der Kunſt zu wuͤten.
Als die Aetolier in eine Macedoniſche Stadt, Dios genannt, aus welcher
die Einwohner entfluͤchtet waren, ohne Widerſtand einzogen, riſſen ſie die
Mauern derſelben um, und die Haͤuſer nieder; die Hallen und die bedeck-
ten Gaͤnge um die Tempel wurden in Brand geſtecket, und alle Statuen
daſelbſt zerſchlagen 4). Eben ſolche Wuth veruͤbten die Aetolier in dem
Tempel des Jupiters zu Dodona in Epirus; ſie verbrannten die Gallerien,
zernichteten die Statuen, und richteten den Tempel ſelbſt zu Grunde 5);
und Polybius fuͤhret in einer Rede eines Acarnaniſchen Geſandten 6) viele
andere Tempel an, welche von den Aetoliern ausgepluͤndert worden. Ja
die
1) Excerpt. Diodor. p. 225. l. 10.
2) Polyb. L. 5. p. 377. A. p. 431. B.
3) Liv. L. 34. c. 28.
4) Polyb. L. 4. p. 326.
5) Ibid. p. 331. A.
6) Id. L. 9. p. 567. A.
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