Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen also nöthig, die Umstände anzuzeigen, in welchen sich die Griechen von Zeitzu Zeit befunden haben, welches kürzlich, und bloß in Absicht auf unser Vorhaben geschehen wird; und aus dieser ganzen Geschichte erhellet, daß es die Freyheit gewesen, durch welche die Kunst empor gebracht wurde. Da ich nun eine Geschichte der Kunst, und nicht der Künstler, geben wollen, so ha- ben die Leben von diesen, welche von vielen andern beschrieben sind, hier keinen Platz; aber ihre vornehmsten Werke sind angegeben, und einige sind nach der Kunst betrachtet. Aus angezeigtem Grunde habe ich auch nicht alle Künstler, deren Plinius und andere Scribenten gedenken, namhaft gemacht, zumal wenn die bloße Anzeige ihrer Namen und Werke, ohne andere Nachrichten, nichts lehren konnte. Von den ältesten Griechischen Künstlern aber ist ein genaues Verzeichniß, nach der Folge der Zeit, bey- gebracht; theils weil diese von den Neueren bloß historischen Scribenten der alten Künstler, mehrentheils übergangen sind, theils weil sich in der Anzeige ihrer Werke einigermaßen der Wachsthum der ältesten Kunst of- fenbaret. Mit diesem Verzeichnisse, als mit den ältesten Nachrichten, fange ich diese Geschichte an. Von der Kunst der ältesten Zeiten bis auf den Phidias. Die Kunst wurde von dem Dädalus an schon in den ältesten Zeiten mis 1) Pausan. L. 2. p. 121. l. 6. 2) Id. L. 7. p. 531. l. 5. 3) Fragm. 105. p. 358.
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden alſo noͤthig, die Umſtaͤnde anzuzeigen, in welchen ſich die Griechen von Zeitzu Zeit befunden haben, welches kuͤrzlich, und bloß in Abſicht auf unſer Vorhaben geſchehen wird; und aus dieſer ganzen Geſchichte erhellet, daß es die Freyheit geweſen, durch welche die Kunſt empor gebracht wurde. Da ich nun eine Geſchichte der Kunſt, und nicht der Kuͤnſtler, geben wollen, ſo ha- ben die Leben von dieſen, welche von vielen andern beſchrieben ſind, hier keinen Platz; aber ihre vornehmſten Werke ſind angegeben, und einige ſind nach der Kunſt betrachtet. Aus angezeigtem Grunde habe ich auch nicht alle Kuͤnſtler, deren Plinius und andere Scribenten gedenken, namhaft gemacht, zumal wenn die bloße Anzeige ihrer Namen und Werke, ohne andere Nachrichten, nichts lehren konnte. Von den aͤlteſten Griechiſchen Kuͤnſtlern aber iſt ein genaues Verzeichniß, nach der Folge der Zeit, bey- gebracht; theils weil dieſe von den Neueren bloß hiſtoriſchen Scribenten der alten Kuͤnſtler, mehrentheils uͤbergangen ſind, theils weil ſich in der Anzeige ihrer Werke einigermaßen der Wachsthum der aͤlteſten Kunſt of- fenbaret. Mit dieſem Verzeichniſſe, als mit den aͤlteſten Nachrichten, fange ich dieſe Geſchichte an. Von der Kunſt der aͤlteſten Zeiten bis auf den Phidias. Die Kunſt wurde von dem Daͤdalus an ſchon in den aͤlteſten Zeiten mis 1) Pauſan. L. 2. p. 121. l. 6. 2) Id. L. 7. p. 531. l. 5. 3) Fragm. 105. p. 358.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="316"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden</hi></fw><lb/> alſo noͤthig, die Umſtaͤnde anzuzeigen, in welchen ſich die Griechen von Zeit<lb/> zu Zeit befunden haben, welches kuͤrzlich, und bloß in Abſicht auf unſer<lb/> Vorhaben geſchehen wird; und aus dieſer ganzen Geſchichte erhellet, daß es<lb/> die Freyheit geweſen, durch welche die Kunſt empor gebracht wurde. Da ich<lb/> nun eine Geſchichte der Kunſt, und nicht der Kuͤnſtler, geben wollen, ſo ha-<lb/> ben die Leben von dieſen, welche von vielen andern beſchrieben ſind, hier<lb/> keinen Platz; aber ihre vornehmſten Werke ſind angegeben, und einige ſind<lb/> nach der Kunſt betrachtet. Aus angezeigtem Grunde habe ich auch nicht<lb/> alle Kuͤnſtler, deren Plinius und andere Scribenten gedenken, namhaft<lb/> gemacht, zumal wenn die bloße Anzeige ihrer Namen und Werke, ohne<lb/> andere Nachrichten, nichts lehren konnte. Von den aͤlteſten Griechiſchen<lb/> Kuͤnſtlern aber iſt ein genaues Verzeichniß, nach der Folge der Zeit, bey-<lb/> gebracht; theils weil dieſe von den Neueren bloß hiſtoriſchen Scribenten<lb/> der alten Kuͤnſtler, mehrentheils uͤbergangen ſind, theils weil ſich in der<lb/> Anzeige ihrer Werke einigermaßen der Wachsthum der aͤlteſten Kunſt of-<lb/> fenbaret. Mit dieſem Verzeichniſſe, als mit den aͤlteſten Nachrichten,<lb/> fange ich dieſe Geſchichte an.</p><lb/> <note place="left"><hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> Von der Kunſt<lb/> der aͤlteſten<lb/> Zeiten bis auf<lb/> den Phidias.</note> <p>Die Kunſt wurde von dem <hi rendition="#fr">Daͤdalus</hi> an ſchon in den aͤlteſten Zeiten<lb/> geuͤbet, und von dieſes beruͤhmten Kuͤnſtlers Hand waren noch zu des<lb/> Pauſanias Zeiten Bildniſſe in Holz geſchnitzet uͤbrig, und er ſaget, daß<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">A.</hi><lb/> Verzeichniß<lb/> der beruͤhmte-<lb/> ſten Kuͤnſtler<lb/> dieſer Zeit.</note>ihr Anblick bey aller ihrer Unfoͤrmlichkeit etwas Goͤttliches gehabt habe <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Pauſan. L. 2. p. 121. l.</hi> 6.</note>.<lb/> Zu gleicher Zeit lebete <hi rendition="#fr">Smilis</hi> <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Id. L. 7. p. 531. l.</hi> 5.</note>, des Eucles Sohn, aus der Jnſel Ae-<lb/> gina, welcher eine Juno zu Argos, und eine andere zu Samos machte;<lb/> und vermuthlich iſt <hi rendition="#fr">Skelmis</hi> beym <hi rendition="#fr">Callimachus</hi> <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Fragm. 105. p.</hi> 358.</note> eben derſelbe. Denn<lb/> er war einer der aͤlteſten Kuͤnſtler, und dieſer Dichter redet von einer hoͤl-<lb/> zernen Statue der Juno von ſeiner Hand: man wird alſo anſtatt <hi rendition="#fr">Skel-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">mis</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0004]
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
alſo noͤthig, die Umſtaͤnde anzuzeigen, in welchen ſich die Griechen von Zeit
zu Zeit befunden haben, welches kuͤrzlich, und bloß in Abſicht auf unſer
Vorhaben geſchehen wird; und aus dieſer ganzen Geſchichte erhellet, daß es
die Freyheit geweſen, durch welche die Kunſt empor gebracht wurde. Da ich
nun eine Geſchichte der Kunſt, und nicht der Kuͤnſtler, geben wollen, ſo ha-
ben die Leben von dieſen, welche von vielen andern beſchrieben ſind, hier
keinen Platz; aber ihre vornehmſten Werke ſind angegeben, und einige ſind
nach der Kunſt betrachtet. Aus angezeigtem Grunde habe ich auch nicht
alle Kuͤnſtler, deren Plinius und andere Scribenten gedenken, namhaft
gemacht, zumal wenn die bloße Anzeige ihrer Namen und Werke, ohne
andere Nachrichten, nichts lehren konnte. Von den aͤlteſten Griechiſchen
Kuͤnſtlern aber iſt ein genaues Verzeichniß, nach der Folge der Zeit, bey-
gebracht; theils weil dieſe von den Neueren bloß hiſtoriſchen Scribenten
der alten Kuͤnſtler, mehrentheils uͤbergangen ſind, theils weil ſich in der
Anzeige ihrer Werke einigermaßen der Wachsthum der aͤlteſten Kunſt of-
fenbaret. Mit dieſem Verzeichniſſe, als mit den aͤlteſten Nachrichten,
fange ich dieſe Geſchichte an.
Die Kunſt wurde von dem Daͤdalus an ſchon in den aͤlteſten Zeiten
geuͤbet, und von dieſes beruͤhmten Kuͤnſtlers Hand waren noch zu des
Pauſanias Zeiten Bildniſſe in Holz geſchnitzet uͤbrig, und er ſaget, daß
ihr Anblick bey aller ihrer Unfoͤrmlichkeit etwas Goͤttliches gehabt habe 1).
Zu gleicher Zeit lebete Smilis 2), des Eucles Sohn, aus der Jnſel Ae-
gina, welcher eine Juno zu Argos, und eine andere zu Samos machte;
und vermuthlich iſt Skelmis beym Callimachus 3) eben derſelbe. Denn
er war einer der aͤlteſten Kuͤnſtler, und dieſer Dichter redet von einer hoͤl-
zernen Statue der Juno von ſeiner Hand: man wird alſo anſtatt Skel-
mis
A.
Verzeichniß
der beruͤhmte-
ſten Kuͤnſtler
dieſer Zeit.
1) Pauſan. L. 2. p. 121. l. 6.
2) Id. L. 7. p. 531. l. 5.
3) Fragm. 105. p. 358.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |