Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.I Theil. Drittes Capitel. Erstes Stück.Von den Hetruriern. In dem ersten Stücke sind drey Sätze begriffen: der erste enthält Die äußeren Umstände der Kunst bey den Hetruriern. Der erste Satz berühret vorher die der Kunst vortheilhaften Umstände die 1) Dionys. Halic. Ant. Rom. L. 6. p. 384. l. 27. 2) Liv. L. 1. c. 7. conf. L. 7. c. 21. 3) Id. L. 5. c. 1. 4) Appian. Bel. Civ. L. 1. p. 179. l. 26. & 32.
I Theil. Drittes Capitel. Erſtes Stuͤck.Von den Hetruriern. In dem erſten Stuͤcke ſind drey Saͤtze begriffen: der erſte enthaͤlt Die aͤußeren Umſtaͤnde der Kunſt bey den Hetruriern. Der erſte Satz beruͤhret vorher die der Kunſt vortheilhaften Umſtaͤnde die 1) Dionyſ. Halic. Ant. Rom. L. 6. p. 384. l. 27. 2) Liv. L. 1. c. 7. conf. L. 7. c. 21. 3) Id. L. 5. c. 1. 4) Appian. Bel. Civ. L. 1. p. 179. l. 26. & 32.
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I Theil. Drittes Capitel.
In dem erſten Stuͤcke ſind drey Saͤtze begriffen: der erſte enthaͤlt
eine Betrachtung uͤber die aͤußern Umſtaͤnde, und Urſachen von den Eigen-
ſchaften der Hetruriſchen Kunſt; der zweyte handelt von der Abbildung
ihrer Goͤtter und Helden; und im dritten Satze iſt eine Anzeige der vor-
nehmſten Werke der Hetruriſchen Kunſt.
Der erſte Satz beruͤhret vorher die der Kunſt vortheilhaften Umſtaͤnde
unter dieſem Volke, und ſuchet hernach eine wahrſcheinliche Urſache von
der Beſchaffenheit ihrer Kunſt zu geben. Was die Umſtaͤnde betrifft, in
welchen ſich die Kunſt unter den Hetruriern befunden, ſo iſt gewiß, da die
Verfaſſung und Regierung in allen Laͤndern einen großen Einfluß in die-
ſelbe gehabt hat, daß in der Freyheit, welche dieſes Volk unter ihren Koͤ-
nigen genoß, die Kunſt, ſo wie ihre Kuͤnſtler, das Haupt erheben, und
zu einem großen Wachsthume gelangen koͤnnen. Die Koͤnigliche Wuͤrde
deutete bey ihnen keinen eigenmaͤchtigen Herrn, ſondern ein Haupt und ei-
nen Heerfuͤhrer an, deren zwoͤlfe waren 1), nach der Anzahl der Provinzen
dieſes Volks, und dieſe wurden von den zwoͤlf Staͤnden 2) gemeinſchaft-
lich gewaͤhlet. Dieſe zwoͤlf Regenten erkannten ein beſonderes Oberhaupt
uͤber ſich, welchen, wie jene, nur die Wahl zur hoͤchſten Wuͤrde erhoben
hatte. Die Hetrurier waren ſo eiferſuͤchtig uͤber die Freyheit, und ſo
große Feinde der Koͤniglichen Macht, daß dieſe ihnen auch unter Voͤlkern,
die nur mit ihnen in Buͤndniß ſtanden, verhaßt und unertraͤglich war.
Daher waren ſie hoͤchſt empfindlich uͤber die Vejenter, welche unter ſich eine
Aenderung in der Regierung machten, und an ſtatt der Haͤupter derſelben,
welche bisher bey dieſen 3) alle Jahre gewechſelt waren, ſich einen Koͤnig
waͤhleten. Dieſes geſchah im vierhunderten Jahre der Stadt Rom.
Die Hetrurier hatten noch zur Zeit des Marſiſchen Krieges ihre Freyheit
nicht vergeſſen: denn 4) ſie traten nebſt andern Voͤlkern in Italien wider
die
A.
Die Freyheit
dieſes Volks,
welche der
Kunſt befoͤr-
derlich war.
1) Dionyſ. Halic. Ant. Rom. L. 6. p. 384. l. 27.
2) Liv. L. 1. c. 7. conf. L. 7. c. 21.
3) Id. L. 5. c. 1.
4) Appian. Bel. Civ. L. 1. p. 179. l. 26. & 32.
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