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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Von der Kunst unter den Aegyptern etc.
sitzende Isis, mit dem Osiris auf ihrem Schooße, von etwa zween Palmen
hoch, nebst einer andern kleineren sitzenden Figur, in dem Museo des Col-
legii St. Ignatii. Von Statuen aus Alabaster ist nur die einzige angeführ-
te übrig, die sich in der Villa Albani befindet 1). Das Obertheil dersel-
ben, welches fehlete, ist aus einem kostbaren Alabaster ergänzet worden.

Von Porphir finden sich zwo Arten, der rothe und der grünliche,
welches der seltenste, und zuweilen wie mit Gold bespritzet ist, welches
Plinius 2) von dem Thebanischen Steine saget. Von dieser Art sind keine
Figuren, aber Säulen übrig, welches die allerkostbarsten sind; viere wa-
ren in dem Pallaste Farnese, welche nach Neapel geführet worden, und
in der Gallerie zu Portici dienen sollen. Zwo stehen vor der Porta St.

Paolo
1) Diese Statue wurde vor ohngefehr vierzig Jahren gefunden, da man den Grund zu
dem Seminario Romano der Jesuiten grub, in welcher Gegend vor Alters der Tempel
der Isis im Campo Martio war, und eben daseibst , aber auf einem den Dominica-
nern zustehenden Boden, wurde der oben angeführte Osiris mit einem Sperber-Kopfe,
im Pallaste Barberini, gefunden. Der Alabaster jener Statue ist heller und weißer,
als insgemein der andere Orientalische, wie Plinius von dem Aegyptischen Alabaster
anzeiget. Der Verfasser einer Abhandlung von kostbaren Steinen hat diese Nach-
richt nicht gehabt, weil er glaubet, daß sich keine Aegyptische Statue in Alabaster finde.
Es wird außer dem dessen Meynung, daß, wenn irgend die Aegypter Statuen aus Ala-
baster gemacht hätten, müßten sie sehr schmal und in Gestalt der Mumien gewesen seyn,
durch die Statue eingeschränket. Die Base derselben hat vier und einen halben Römi-
schen Palm in der Länge, und eben so viel beträgt die Höhe des Stuhls, auf welcher die
Figur sitzet, die Base mit begriffen, bis an die Hüften dieser sitzenden Figur. Wer da
weis, daß der Alabaster sich aus einer versteinerten Feuchtigkeit erzeuget, und von den
großen Vasen in der Villa Albani von zehen Palmen im Durchmesser gehöret hat, kann
sich noch größere Stücke vorstellen. Es wird auch Alabaster in alten Wasserleitungen zu
Rom gebildet, und da man vor einigen Jahren einen derselben ausbesserte, welcher vor
einigen Jahrhunderten durch einen Pabst nach St. Peter war geführet worden, fand sich
ein angesetzter Tarter in demselben, welcher ein wahrer Alabaster ist, und der Hr. Cardi-
nal Girolamo Colonna hat Tisch-Blätter aus demselben sägen lassen. Diese Erzeugung
des Alabasters kann man auch in den Gewölbern der Bäder des Titus sehen.
(*) Donati Roma, p. 60.
(**) L. 36. c. 12.
(***) Ioan. de S. Laurent Diss. sopra le pietre pref. digl'ant. P. 2. c. 2. p. 29.
2) L. 36. c. 12.
Winckelm. Gesch. der Kunst. J

Von der Kunſt unter den Aegyptern ꝛc.
ſitzende Iſis, mit dem Oſiris auf ihrem Schooße, von etwa zween Palmen
hoch, nebſt einer andern kleineren ſitzenden Figur, in dem Muſeo des Col-
legii St. Ignatii. Von Statuen aus Alabaſter iſt nur die einzige angefuͤhr-
te uͤbrig, die ſich in der Villa Albani befindet 1). Das Obertheil derſel-
ben, welches fehlete, iſt aus einem koſtbaren Alabaſter ergaͤnzet worden.

Von Porphir finden ſich zwo Arten, der rothe und der gruͤnliche,
welches der ſeltenſte, und zuweilen wie mit Gold beſpritzet iſt, welches
Plinius 2) von dem Thebaniſchen Steine ſaget. Von dieſer Art ſind keine
Figuren, aber Saͤulen uͤbrig, welches die allerkoſtbarſten ſind; viere wa-
ren in dem Pallaſte Farneſe, welche nach Neapel gefuͤhret worden, und
in der Gallerie zu Portici dienen ſollen. Zwo ſtehen vor der Porta St.

Paolo
1) Dieſe Statue wurde vor ohngefehr vierzig Jahren gefunden, da man den Grund zu
dem Seminario Romano der Jeſuiten grub, in welcher Gegend vor Alters der Tempel
der Iſis im Campo Martio war, und eben daſeibſt , aber auf einem den Dominica-
nern zuſtehenden Boden, wurde der oben angefuͤhrte Oſiris mit einem Sperber-Kopfe,
im Pallaſte Barberini, gefunden. Der Alabaſter jener Statue iſt heller und weißer,
als insgemein der andere Orientaliſche, wie Plinius von dem Aegyptiſchen Alabaſter
anzeiget. Der Verfaſſer einer Abhandlung von koſtbaren Steinen hat dieſe Nach-
richt nicht gehabt, weil er glaubet, daß ſich keine Aegyptiſche Statue in Alabaſter finde.
Es wird außer dem deſſen Meynung, daß, wenn irgend die Aegypter Statuen aus Ala-
baſter gemacht haͤtten, muͤßten ſie ſehr ſchmal und in Geſtalt der Mumien geweſen ſeyn,
durch die Statue eingeſchraͤnket. Die Baſe derſelben hat vier und einen halben Roͤmi-
ſchen Palm in der Laͤnge, und eben ſo viel betraͤgt die Hoͤhe des Stuhls, auf welcher die
Figur ſitzet, die Baſe mit begriffen, bis an die Huͤften dieſer ſitzenden Figur. Wer da
weis, daß der Alabaſter ſich aus einer verſteinerten Feuchtigkeit erzeuget, und von den
großen Vaſen in der Villa Albani von zehen Palmen im Durchmeſſer gehoͤret hat, kann
ſich noch groͤßere Stuͤcke vorſtellen. Es wird auch Alabaſter in alten Waſſerleitungen zu
Rom gebildet, und da man vor einigen Jahren einen derſelben ausbeſſerte, welcher vor
einigen Jahrhunderten durch einen Pabſt nach St. Peter war gefuͤhret worden, fand ſich
ein angeſetzter Tarter in demſelben, welcher ein wahrer Alabaſter iſt, und der Hr. Cardi-
nal Girolamo Colonna hat Tiſch-Blaͤtter aus demſelben ſaͤgen laſſen. Dieſe Erzeugung
des Alabaſters kann man auch in den Gewoͤlbern der Baͤder des Titus ſehen.
(*) Donati Roma, p. 60.
(**) L. 36. c. 12.
(***) Ioan. de S. Laurent Diſſ. ſopra le pietre pref. digl’ant. P. 2. c. 2. p. 29.
2) L. 36. c. 12.
Winckelm. Geſch. der Kunſt. J
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[65/0115] Von der Kunſt unter den Aegyptern ꝛc. ſitzende Iſis, mit dem Oſiris auf ihrem Schooße, von etwa zween Palmen hoch, nebſt einer andern kleineren ſitzenden Figur, in dem Muſeo des Col- legii St. Ignatii. Von Statuen aus Alabaſter iſt nur die einzige angefuͤhr- te uͤbrig, die ſich in der Villa Albani befindet 1). Das Obertheil derſel- ben, welches fehlete, iſt aus einem koſtbaren Alabaſter ergaͤnzet worden. Von Porphir finden ſich zwo Arten, der rothe und der gruͤnliche, welches der ſeltenſte, und zuweilen wie mit Gold beſpritzet iſt, welches Plinius 2) von dem Thebaniſchen Steine ſaget. Von dieſer Art ſind keine Figuren, aber Saͤulen uͤbrig, welches die allerkoſtbarſten ſind; viere wa- ren in dem Pallaſte Farneſe, welche nach Neapel gefuͤhret worden, und in der Gallerie zu Portici dienen ſollen. Zwo ſtehen vor der Porta St. Paolo 1) Dieſe Statue wurde vor ohngefehr vierzig Jahren gefunden, da man den Grund zu dem Seminario Romano der Jeſuiten grub, in welcher Gegend vor Alters der Tempel der Iſis im Campo Martio war, und eben daſeibſt , aber auf einem den Dominica- nern zuſtehenden Boden, wurde der oben angefuͤhrte Oſiris mit einem Sperber-Kopfe, im Pallaſte Barberini, gefunden. Der Alabaſter jener Statue iſt heller und weißer, als insgemein der andere Orientaliſche, wie Plinius von dem Aegyptiſchen Alabaſter anzeiget. Der Verfaſſer einer Abhandlung von koſtbaren Steinen hat dieſe Nach- richt nicht gehabt, weil er glaubet, daß ſich keine Aegyptiſche Statue in Alabaſter finde. Es wird außer dem deſſen Meynung, daß, wenn irgend die Aegypter Statuen aus Ala- baſter gemacht haͤtten, muͤßten ſie ſehr ſchmal und in Geſtalt der Mumien geweſen ſeyn, durch die Statue eingeſchraͤnket. Die Baſe derſelben hat vier und einen halben Roͤmi- ſchen Palm in der Laͤnge, und eben ſo viel betraͤgt die Hoͤhe des Stuhls, auf welcher die Figur ſitzet, die Baſe mit begriffen, bis an die Huͤften dieſer ſitzenden Figur. Wer da weis, daß der Alabaſter ſich aus einer verſteinerten Feuchtigkeit erzeuget, und von den großen Vaſen in der Villa Albani von zehen Palmen im Durchmeſſer gehoͤret hat, kann ſich noch groͤßere Stuͤcke vorſtellen. Es wird auch Alabaſter in alten Waſſerleitungen zu Rom gebildet, und da man vor einigen Jahren einen derſelben ausbeſſerte, welcher vor einigen Jahrhunderten durch einen Pabſt nach St. Peter war gefuͤhret worden, fand ſich ein angeſetzter Tarter in demſelben, welcher ein wahrer Alabaſter iſt, und der Hr. Cardi- nal Girolamo Colonna hat Tiſch-Blaͤtter aus demſelben ſaͤgen laſſen. Dieſe Erzeugung des Alabaſters kann man auch in den Gewoͤlbern der Baͤder des Titus ſehen. ⁽*⁾ Donati Roma, p. 60. ⁽**⁾ L. 36. c. 12. ⁽***⁾ Ioan. de S. Laurent Diſſ. ſopra le pietre pref. digl’ant. P. 2. c. 2. p. 29. 2) L. 36. c. 12. Winckelm. Geſch. der Kunſt. J

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/115>, abgerufen am 21.11.2024.