Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.Von der Kunst unter den Griechen. des Einschlags und des Aufschlags, jeder besonders eine von beyden Far-ben muß gehabt haben, welche an geworfenen Gewändern, nach der verschiedenen Richtung der Falten, eine vor der andern erleuchtet worden. Der Purpur war insgemein Tuch; man wird aber vermuthlich auch der Seide diese Farbe gegeben haben. Da nun der Purpur von zweyfacher Art war, nemlich Violet oder Himmelblauer 1), welche Art Farbe die Grie- chen durch ein Wort andeuten, welches eigentlich Meerfarbe heißt 2), und der andere und kostbare Purpur, nemlich der Tyrische, welcher un- serm Lacke ähnlich war 3), so scheinet es, daß man seidene Zeuge aus die- sen zwo Arten von Purpurfarbe gewebet habe. Das Gewand von Tuch unterscheidet sich an Figuren augenscheinlichd Aus Tuche. Was den zweyten Punct der Weiblichen Kleidung, nemlich ihre ver-B. drey 1) Corn. Nep. Fragm. p. 158. ed. in us. Delph. Column. de Purp. p. 6. 2) Excerpt. Polyb. L. 31. p. 177. l. 5. conf. Hadr. Iun. Animadv. L. 2. c. 2. 3) Daß der Tyrische Purpur diese Farbe gehabt, sieht man auf einem Herculanischen Ge- mälde, wo ein Feldherr, welches Titus scheinet, nebst einer Victoria, bey einem Siegeszeichen vorgestellet ist. Der Mantel des Heerführers des besiegten Volks an dem Siegszeichen ist Ponsoroth, der Mantel des Feldherrn aber Lackroth. Der Pur- pur war die Tracht der Kaiser, und den Purpur oder das Kaisertuch nehmen, sind geleichbedeutende Redensarten. 4) Falconet Refl. sur la Sculpt. p. 52. 58. Winckelm. Gesch. der Kunst. B b
Von der Kunſt unter den Griechen. des Einſchlags und des Aufſchlags, jeder beſonders eine von beyden Far-ben muß gehabt haben, welche an geworfenen Gewaͤndern, nach der verſchiedenen Richtung der Falten, eine vor der andern erleuchtet worden. Der Purpur war insgemein Tuch; man wird aber vermuthlich auch der Seide dieſe Farbe gegeben haben. Da nun der Purpur von zweyfacher Art war, nemlich Violet oder Himmelblauer 1), welche Art Farbe die Grie- chen durch ein Wort andeuten, welches eigentlich Meerfarbe heißt 2), und der andere und koſtbare Purpur, nemlich der Tyriſche, welcher un- ſerm Lacke aͤhnlich war 3), ſo ſcheinet es, daß man ſeidene Zeuge aus die- ſen zwo Arten von Purpurfarbe gewebet habe. Das Gewand von Tuch unterſcheidet ſich an Figuren augenſcheinlichd Aus Tuche. Was den zweyten Punct der Weiblichen Kleidung, nemlich ihre ver-B. drey 1) Corn. Nep. Fragm. p. 158. ed. in uſ. Delph. Column. de Purp. p. 6. 2) Excerpt. Polyb. L. 31. p. 177. l. 5. conf. Hadr. Iun. Animadv. L. 2. c. 2. 3) Daß der Tyriſche Purpur dieſe Farbe gehabt, ſieht man auf einem Herculaniſchen Ge- maͤlde, wo ein Feldherr, welches Titus ſcheinet, nebſt einer Victoria, bey einem Siegeszeichen vorgeſtellet iſt. Der Mantel des Heerfuͤhrers des beſiegten Volks an dem Siegszeichen iſt Ponſoroth, der Mantel des Feldherrn aber Lackroth. Der Pur- pur war die Tracht der Kaiſer, und den Purpur oder das Kaiſertuch nehmen, ſind geleichbedeutende Redensarten. 4) Falconet Refl. ſur la Sculpt. p. 52. 58. Winckelm. Geſch. der Kunſt. B b
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Von der Kunſt unter den Griechen.
des Einſchlags und des Aufſchlags, jeder beſonders eine von beyden Far-
ben muß gehabt haben, welche an geworfenen Gewaͤndern, nach der
verſchiedenen Richtung der Falten, eine vor der andern erleuchtet worden.
Der Purpur war insgemein Tuch; man wird aber vermuthlich auch der
Seide dieſe Farbe gegeben haben. Da nun der Purpur von zweyfacher
Art war, nemlich Violet oder Himmelblauer 1), welche Art Farbe die Grie-
chen durch ein Wort andeuten, welches eigentlich Meerfarbe heißt 2),
und der andere und koſtbare Purpur, nemlich der Tyriſche, welcher un-
ſerm Lacke aͤhnlich war 3), ſo ſcheinet es, daß man ſeidene Zeuge aus die-
ſen zwo Arten von Purpurfarbe gewebet habe.
Das Gewand von Tuch unterſcheidet ſich an Figuren augenſcheinlich
vor der Leinewand, und von andern leichten Zeugen; und ein franzoͤſiſcher
Kuͤnſtler 4), welcher keine andern als ſehr feine und durchſichtige Zeuge in
Marmor bemerket, hat nur an die Farneſiſche Flora gedacht, und an Fi-
guren, welche auf aͤhnliche Art gekleidet ſind. Man kann hingegen be-
haupten, daß ſich in Weiblichen Statuen wenigſtens eben ſo viel Gewaͤn-
der, welche Tuch, als welche feine Zeuge vorſtellen, erhalten haben. Tuch iſt
kenntlich an großen Falten, auch an den Bruͤchen, in welche das Tuch im
Zuſammenlegen geſchlagen wurde; von dieſen Bruͤchen wird unten geredet.
d Aus Tuche.
Was den zweyten Punct der Weiblichen Kleidung, nemlich ihre ver-
ſchiedene Stuͤcke, Arten, und die Form derſelben betrifft, ſo ſind zu erſt
drey
B.
Von den Aꝛten
und der Form.
1) Corn. Nep. Fragm. p. 158. ed. in uſ. Delph. Column. de Purp. p. 6.
2) Excerpt. Polyb. L. 31. p. 177. l. 5. conf. Hadr. Iun. Animadv. L. 2. c. 2.
3) Daß der Tyriſche Purpur dieſe Farbe gehabt, ſieht man auf einem Herculaniſchen Ge-
maͤlde, wo ein Feldherr, welches Titus ſcheinet, nebſt einer Victoria, bey einem
Siegeszeichen vorgeſtellet iſt. Der Mantel des Heerfuͤhrers des beſiegten Volks an
dem Siegszeichen iſt Ponſoroth, der Mantel des Feldherrn aber Lackroth. Der Pur-
pur war die Tracht der Kaiſer, und den Purpur oder das Kaiſertuch nehmen, ſind
geleichbedeutende Redensarten.
4) Falconet Refl. ſur la Sculpt. p. 52. 58.
Winckelm. Geſch. der Kunſt. B b
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