Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


120 Tage. Gerste wird noch gebaut wo 90 Tage 7° mittlere Tempe-
ratur haben. Nach ihr fängt der Kartoffelbau an.

Wenn wir die Wärme betrachten so ist in Berlin der
größt möglichste Unterschied derselben zwischen Monat März und
Aprill wo er 41/2° R. verschieden ist, schon geringer tritt er vom
Monat Aprill zum May ein wo er 3° R. beträgt. Nicht so
ist das im Norden, hier ist erin Petersburg im Aprill und May
73/4° R. der größt möglichste Unterschied. Für das Gefühl
äußert sich der Einfluß der Wärme je nachdem die abso-
lute Wärme verschieden ist. Jn Petersburg findet oft ein
plötzliches Steigen von 3 bis 10° statt. Jn Süd-Amerika muß
man sich in einigen Gegenden fürchten zu erkälten, wenn man
von der Sonne in den Schatten übergeht. --

Nun wollen wir uns zu den allgemeinen Resultaten
wenden.

1, Abnahme der mittleren jährigen Temperatur vom
Aequator bis zu den Polen; -- bloß von der Ebene und den
Kontinenten.

Hier in der temperirten Zone werde ich die Zwischenpunk-
te annehmen. Es ist sehr viel über die Temperatur unter
dem Aequator gestritten. Acquinishon hat sie zu 24° R. be-
stimmt, es ist aber die mittlere derselben nicht mehr wie 22° R. Die
Beobachtungen von Ceylon ergeben 21° R. Batavia 21° R. Die
mittlere Wärme des Aequators ist so 11/2° R. wärmer als in
ParisNeapel und 7° R. wärmer als in Paris. Gegen die
Wendekreise nimmt sie ab, obgleich die Gewächse beinah dieselben
bleiben; hier fällt die mittlere Temperatur zwischen 19 und 22° R.
in Havanna 201/2°, in Makao fast 19°, weil hier die östliche Küste,
so daß es im Winter selbst friert. Rio Janeiro 19° mittlere Wärme.
Ein Zwischenpunkt von dieser ist von Herrn von Buch in

den


120 Tage. Gerſte wird noch gebaut wo 90 Tage 7° mittlere Tempe-
ratur haben. Nach ihr fängt der Kartoffelbau an.

Wenn wir die Wärme betrachten ſo iſt in Berlin der
größt möglichſte Unterſchied derſelben zwiſchen Monat März und
Aprill wo er 4½° R. verſchieden iſt, ſchon geringer tritt er vom
Monat Aprill zum May ein wo er 3° R. beträgt. Nicht ſo
iſt das im Norden, hier iſt erin Petersburg im Aprill und May
7¾° R. der größt möglichſte Unterſchied. Für das Gefühl
äußert ſich der Einfluß der Wärme je nachdem die abſo-
lute Wärme verſchieden iſt. Jn Petersburg findet oft ein
plötzliches Steigen von 3 bis 10° ſtatt. Jn Süd-Amerika muß
man ſich in einigen Gegenden fürchten zu erkälten, wenn man
von der Sonne in den Schatten übergeht. —

Nun wollen wir uns zu den allgemeinen Reſultaten
wenden.

1, Abnahme der mittleren jährigen Temperatur vom
Aequator bis zu den Polen; — bloß von der Ebene und den
Kontinenten.

Hier in der temperirten Zone werde ich die Zwiſchenpunk-
te annehmen. Es iſt ſehr viel über die Temperatur unter
dem Aequator geſtritten. Acquiniſhon hat ſie zu 24° R. be-
ſtim̃t, es iſt aber die mittlere derſelben nicht mehr wie 22° R. Die
Beobachtungen von Ceylon ergeben 21° R. Batavia 21° R. Die
mittlere Wärme des Aequators iſt ſo 1½° R. wärmer als in
ParisNeapel und 7° R. wärmer als in Paris. Gegen die
Wendekreiſe nim̃t ſie ab, obgleich die Gewächſe beinah dieſelben
bleiben; hier fällt die mittlere Temperatur zwiſchen 19 und 22° R.
in Havanna 20½°, in Makao faſt 19°, weil hier die öſtliche Küſte,
ſo daß es im Winter ſelbſt friert. Rio Janeiro 19° mittlere Wärme.
Ein Zwiſchenpunkt von dieſer iſt von Herrn von Buch in

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="49">
        <p><pb facs="#f0024" n="[14r]"/><fw place="top" type="pageNum"><hi rendition="#right">7.</hi></fw><lb/>
120 Tage. Ger&#x017F;te wird noch gebaut wo 90 Tage 7° mittlere Tempe-<lb/>
ratur haben. Nach ihr fängt der Kartoffelbau an.</p><lb/>
        <p>Wenn wir die Wärme betrachten &#x017F;o i&#x017F;t in <hi rendition="#aq">Berlin</hi> der<lb/>
größt möglich&#x017F;te Unter&#x017F;chied der&#x017F;elben zwi&#x017F;chen Monat <hi rendition="#aq">März</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Aprill</hi> wo er 4½° R. ver&#x017F;chieden i&#x017F;t, &#x017F;chon geringer tritt er vom<lb/>
Monat <hi rendition="#aq">Aprill</hi> zum <hi rendition="#aq">May</hi> ein wo er 3<formula notation="TeX">\nicefrac{2}{10}</formula>° R. beträgt. Nicht &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t das im Norden, hier i&#x017F;t <subst><del rendition="#s">er</del><add place="across">in</add></subst> <hi rendition="#aq">Petersburg</hi> im <hi rendition="#aq">Aprill</hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#CT">und</expan></choice> <hi rendition="#aq">May</hi><lb/>
7¾° R. der größt möglich&#x017F;te Unter&#x017F;chied. Für das Gefühl<lb/>
äußert &#x017F;ich der Einfluß der Wärme je nachdem die ab&#x017F;o-<lb/>
lute Wärme ver&#x017F;chieden i&#x017F;t. Jn <hi rendition="#aq">Petersburg</hi> findet oft ein<lb/>
plötzliches Steigen von 3 bis 10° &#x017F;tatt. Jn <hi rendition="#aq">Süd-Amerika</hi> muß<lb/>
man &#x017F;ich in einigen Gegenden fürchten zu erkälten, wenn man<lb/>
von der Sonne in den Schatten übergeht. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Nun wollen wir uns zu den allgemeinen Re&#x017F;ultaten<lb/>
wenden.</p><lb/>
        <p>1, Abnahme der mittleren jährigen Temperatur vom<lb/>
Aequator bis zu den Polen; &#x2014; bloß von der Ebene und den<lb/>
Kontinenten.</p><lb/>
        <p>Hier in der temperirten Zone werde ich die Zwi&#x017F;chenpunk-<lb/>
te annehmen. Es i&#x017F;t &#x017F;ehr viel über die Temperatur unter<lb/>
dem Aequator ge&#x017F;tritten. <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://viaf.org/viaf/218581457">Acquini&#x017F;hon</persName></hi> hat &#x017F;ie zu 24° R. be-<lb/>
&#x017F;tim&#x0303;t,<note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Atkinson, Henry: On Astronomical and other Refractions; with a connected Inquiry into the Law of Temperature in different Latitudes and at different Altitudes. In: Memoirs of the [Royal] Astronomical Society of London. 2. Band (1826), 1. Teil. London 1826, S. 137-260.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://adsabs.harvard.edu/full/1826MmRAS...2..137A">SAO/NASA Astrophysics Data System (ADS) (Harvard), abgerufen am 12.01.2016</ref>.<lb/></note> es <choice><sic/><corr resp="#CT">i&#x017F;t</corr></choice> aber die <choice><abbr>mittl:</abbr><expan resp="#CT">mittlere</expan></choice> der&#x017F;elben nicht mehr wie 22<formula notation="TeX">\nicefrac{2}{10}</formula>° R. Die<lb/>
Beobachtungen von <hi rendition="#aq">Ceylon</hi> ergeben 21<formula notation="TeX">\nicefrac{7}{10}</formula>° R. <hi rendition="#aq">Batavia</hi> 21<formula notation="TeX">\nicefrac{2}{10}</formula><choice><sic/><corr resp="#CT">°</corr></choice> R. Die<lb/>
mittlere Wärme des Aequators i&#x017F;t &#x017F;o 1½° R. wärmer als in<lb/><subst><del rendition="#s"><hi rendition="#aq">Paris</hi></del><add place="intralinear"><hi rendition="#aq">Neapel</hi></add></subst> und 7° R. wärmer als in <hi rendition="#aq">Paris</hi>. Gegen die<lb/>
Wendekrei&#x017F;e <choice><orig>nimt</orig><reg resp="#CT">nim&#x0303;t</reg></choice> &#x017F;ie ab, obgleich die Gewäch&#x017F;e beinah die&#x017F;elben<lb/>
bleiben; hier fällt die mittlere Temperatur zwi&#x017F;chen 19 <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#CT">und</expan></choice> 22° R.<lb/>
in <hi rendition="#aq">Havanna</hi> 20½°, in <hi rendition="#aq">Makao</hi> fa&#x017F;t 19°, weil hier die ö&#x017F;tliche Kü&#x017F;te,<lb/>
&#x017F;o daß es im Winter &#x017F;elb&#x017F;t friert. <hi rendition="#aq">Rio Janeiro</hi> 19° <choice><abbr>mittl</abbr><expan resp="#CT">mittlere</expan></choice> Wärme.<lb/>
Ein Zwi&#x017F;chenpunkt von die&#x017F;er i&#x017F;t von Herrn <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569"><choice><abbr>v</abbr><expan resp="#CT">von</expan></choice><hi rendition="#aq">Buch</hi></persName> in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[14r]/0024] 7. 120 Tage. Gerſte wird noch gebaut wo 90 Tage 7° mittlere Tempe- ratur haben. Nach ihr fängt der Kartoffelbau an. Wenn wir die Wärme betrachten ſo iſt in Berlin der größt möglichſte Unterſchied derſelben zwiſchen Monat März und Aprill wo er 4½° R. verſchieden iſt, ſchon geringer tritt er vom Monat Aprill zum May ein wo er 3[FORMEL]° R. beträgt. Nicht ſo iſt das im Norden, hier iſt in Petersburg im Aprill u May 7¾° R. der größt möglichſte Unterſchied. Für das Gefühl äußert ſich der Einfluß der Wärme je nachdem die abſo- lute Wärme verſchieden iſt. Jn Petersburg findet oft ein plötzliches Steigen von 3 bis 10° ſtatt. Jn Süd-Amerika muß man ſich in einigen Gegenden fürchten zu erkälten, wenn man von der Sonne in den Schatten übergeht. — Nun wollen wir uns zu den allgemeinen Reſultaten wenden. 1, Abnahme der mittleren jährigen Temperatur vom Aequator bis zu den Polen; — bloß von der Ebene und den Kontinenten. Hier in der temperirten Zone werde ich die Zwiſchenpunk- te annehmen. Es iſt ſehr viel über die Temperatur unter dem Aequator geſtritten. Acquiniſhon hat ſie zu 24° R. be- ſtim̃t, es iſt aber die mittl: derſelben nicht mehr wie 22[FORMEL]° R. Die Beobachtungen von Ceylon ergeben 21[FORMEL]° R. Batavia 21[FORMEL]° R. Die mittlere Wärme des Aequators iſt ſo 1½° R. wärmer als in Neapel und 7° R. wärmer als in Paris. Gegen die Wendekreiſe nimt ſie ab, obgleich die Gewächſe beinah dieſelben bleiben; hier fällt die mittlere Temperatur zwiſchen 19 u 22° R. in Havanna 20½°, in Makao faſt 19°, weil hier die öſtliche Küſte, ſo daß es im Winter ſelbſt friert. Rio Janeiro 19° mittl Wärme. Ein Zwiſchenpunkt von dieſer iſt von Herrn v Buch in den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Christian Thomas: Transkription, Annotation
Humboldt-Universität zu Berlin: Projektträger
Hidden Kosmos: Reconstructing A. v. Humboldt’s »Kosmos-Lectures« (Leitung Prof. Dr. Christian Kassung): Finanzierung der Bild- und Volltextdigitalisierung
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Diese Archivalie stammt aus dem Nachlass des preußischen Generals (Friedrich) Adolf von Willisen (1798–1864) aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA-PK). In einem blauen Papierumschlag, beschriftet mit dem Titel "Humbolds Vorlesungen", enthält das Konvolut Fragmente einer bzw. zweier Nachschriften der 1827/28 in Berlin gehaltenen Kosmos-Vorträge Alexander von Humboldts an der Berliner Universität.

Das Fragment besteht offensichtlich aus drei (wahrscheinlich unabhängig voneinander entstandenen) Teilen: Der erste Teil, Bl. [1r] bis Bl. [8v], setzt unter der Überschrift "Die flüſſigen Hüllen des Starren" unvermittelt gegen Ende der 3. Vorlesung ein, die Humboldt am 10. November 1827 gehalten hatte. Der Text gibt den Abschluss der 3. Vorlesung und anschließend den Inhalt der gesamten 4. Vorlesung vom 14. November 1827 wieder sowie den Beginn der 5. Vorlesung vom 17. November 1827. Der Text von Bl. [1r] bis einschließlich der ersten zwei Drittel von Bl. [6v] wurde vermutlich von F. A. Willisen selbst geschrieben. Der Text vom unteren Drittel des Bl. [6v] bis einschließlich Bl. [8v] wurde in einer zweiten, von der zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst, stammt offenbar also von einem anderen, namentlich nicht bekannten Schreiber. Die folgenden beiden Blätter, Bl. [9r] bis [10v], weisen ein anderes Format und anderes Papier auf. Sie sind in einer dritten, von den beiden zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst; der Text dieser beiden Blätter gehört inhaltlich allerdings nicht zu den Kosmos-Vorträgen. Sie sind wohl nur versehentlich in der mit "Humbolds Vorlesungen" beschrifteten Mappe abgelegt worden und werden daher hier nicht wiedergegeben.

Ab Blatt [11r] ist eine weitere, von den drei anderen abweichende Handschrift erkennbar. Dieser Teil gibt Humboldts Kosmos-Vorträge wieder, allerdings einen sehr viel späteren Teil als die übrigen dazugehörigen Blätter des Konvoluts: Der Text setzt erst mit dem Beginn der 49. Vorlesung, die Humboldt am 9. April 1828 hielt, (wieder) ein. Bis zum letzten Blatt des Konvoluts, Bl. [14v], gibt der Text den Inhalt der gesamten 49. Vorlesung wieder und bricht dann ab. Weitere, zu diesem Fragment gehörende Teile konnten im Nachlass Willisens bisher nicht ermittelt werden.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/24
Zitationshilfe: Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [14r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/24>, abgerufen am 22.12.2024.