des Mittags oder eine andere dritte, dividirt diese durch 3, so entsteht eine größere mittlere Wärme als eigentlich die Temperatur ergiebt. Da dies unbequem ist, so hat man die Stunde des Tages gesucht, welche die mittlere Temperatur des des Tages ergiebt; den Tag gesucht welcher die mittlere Temperatur des Monats be- stimmt, und den Monat welcher die des Jahres bezeichnet. So ist sie in Edinburg um 9 Uhr des Abends oder 8 Uhr des Morgens; jedoch gilt dies nicht für alle Orte unter gleichen oder wenig verschiedenen Breiten; denn nach den Beobachtungen in Paris muß man 81/2 Uhr beobachten. Um die des Monats zu finden muß man in Mailand und Wien vom 15 bis 20ten Aprill und 15-20 October ver- gleichen.
Auch läßt sich auf die mittlere Temperatur des Orts aus der Quellenwärme schließen, noch besser aber aus Bohrlöchern, wo bei letzteren Versuchen in Frankreich sie sich bei 32' Tiefe ergiebt. Die Oberflächen-Wärme des Meeres unter denselben Breiten giebt die mittlere Temperatur des Orts; aber in der Regel etwas weniges höher. Ein anderes Mittel welches von Strabo angiebt ist das durch die Kultur des Bodens und der Früchte. Die jährliche mittlere Temperatur von Berlin ist fast 7° R. d. h. die Masse der Wärme übers ganze Jahr verbreitet würde 7° R. geben; dagegen ist im wärmsten Monat dieses Orts im August die mittlere Temperatur zwischen 14 und 15° R. -- Die Kultur der Tropenzone ist so stark daß sie die Dattel- palme in wahrer Schönheit hervorbringt; hier ist eine mittlere jährige Temperatur von 18° nöthig; -- dagegen um einen bloßen Wald von Palmen ohne Früchte hervorzubringen, wie man es westlich von Genua sieht, gehört noch die mittlere Temperatur von 14° R. -- Citronenbäume wenn sie in freyer
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des Mittags oder eine andere dritte, dividirt dieſe durch 3, ſo entſteht eine größere mittlere Wärme als eigentlich die Temperatur ergiebt. Da dies unbequem iſt, ſo hat man die Stunde des Tages geſucht, welche die mittlere Temperatur des des Tages ergiebt; den Tag geſucht welcher die mittlere Temperatur des Monats be- ſtimmt, und den Monat welcher die des Jahres bezeichnet. So iſt ſie in Edinburg um 9 Uhr des Abends oder 8 Uhr des Morgens; jedoch gilt dies nicht für alle Orte unter gleichen oder wenig verſchiedenen Breiten; denn nach den Beobachtungen in Paris muß man 8½ Uhr beobachten. Um die des Monats zu finden muß man in Mailand und Wien vom 15 bis 20ten Aprill und 15–20 October ver- gleichen.
Auch läßt ſich auf die mittlere Temperatur des Orts aus der Quellenwärme ſchließen, noch beſſer aber aus Bohrlöchern, wo bei letzteren Verſuchen in Frankreich ſie ſich bei 32′ Tiefe ergiebt. Die Oberflächen-Wärme des Meeres unter denſelben Breiten giebt die mittlere Temperatur des Orts; aber in der Regel etwas weniges höher. Ein anderes Mittel welches von Strabo angiebt iſt das durch die Kultur des Bodens und der Früchte. Die jährliche mittlere Temperatur von Berlin iſt faſt 7° R. d. h. die Maſſe der Wärme übers ganze Jahr verbreitet würde 7° R. geben; dagegen iſt im wärmſten Monat dieſes Orts im August die mittlere Temperatur zwiſchen 14 und 15° R. — Die Kultur der Tropenzone iſt ſo ſtark daß ſie die Dattel- palme in wahrer Schönheit hervorbringt; hier iſt eine mittlere jährige Temperatur von 18° nöthig; — dagegen um einen bloßen Wald von Palmen ohne Früchte hervorzubringen, wie man es weſtlich von Genua ſieht, gehört noch die mittlere Temperatur von 14° R. — Citronenbäume wenn ſie in freyer
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[[13r]/0022]
5.
des Mittags oder eine andere dritte, dividirt dieſe durch 3, ſo entſteht
eine größere mittlere Wärme als eigentlich die Temperatur
ergiebt. Da dies unbequem iſt, ſo hat man die Stunde des Tages
geſucht, welche die mittlere Temperatur des des Tages ergiebt; den
Tag geſucht welcher die mittlere Temperatur des Monats be-
ſtimmt, und den Monat welcher die des Jahres bezeichnet. So
iſt ſie in Edinburg um 9 Uhr des Abends oder 8 Uhr des Morgens;
jedoch gilt dies nicht für alle Orte unter gleichen oder wenig
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man 8½ Uhr beobachten. Um die des Monats zu finden muß man
in Mailand und Wien vom 15 bis 20t Aprill und 15–20 October ver-
gleichen.
Auch läßt ſich auf die mittlere Temperatur des Orts aus
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bei letzteren Verſuchen in Frankreich ſie ſich bei 32′ Tiefe ergiebt.
Die Oberflächen-Wärme des Meeres unter denſelben Breiten
giebt die mittlere Temperatur des Orts; aber in der Regel
etwas weniges höher. Ein anderes Mittel welches von Strabo
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Die jährliche mittlere Temperatur von Berlin iſt faſt 7° R.
d. h. die Maſſe der Wärme übers ganze Jahr verbreitet
würde 7° R. geben; dagegen iſt im wärmſten Monat dieſes
Orts im August die mittlere Temperatur zwiſchen 14 u 15° R. —
Die Kultur der Tropenzone iſt ſo ſtark daß ſie die Dattel-
palme in wahrer Schönheit hervorbringt; hier iſt eine mittlere
jährige Temperatur von 18° nöthig; — dagegen um einen
bloßen Wald von Palmen ohne Früchte hervorzubringen,
wie man es weſtlich von Genua ſieht, gehört noch die mittlere
Temperatur von 14° R. — Citronenbäume wenn ſie in freyer
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Diese Archivalie stammt aus dem Nachlass des preußischen Generals (Friedrich) Adolf von Willisen (1798–1864) aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA-PK). In einem blauen Papierumschlag, beschriftet mit dem Titel "Humbolds Vorlesungen", enthält das Konvolut Fragmente einer bzw. zweier Nachschriften der 1827/28 in Berlin gehaltenen Kosmos-Vorträge Alexander von Humboldts an der Berliner Universität.
Das Fragment besteht offensichtlich aus drei (wahrscheinlich unabhängig voneinander entstandenen) Teilen: Der erste Teil, Bl. [1r] bis Bl. [8v], setzt unter der Überschrift "Die flüſſigen Hüllen des Starren" unvermittelt gegen Ende der 3. Vorlesung ein, die Humboldt am 10. November 1827 gehalten hatte. Der Text gibt den Abschluss der 3. Vorlesung und anschließend den Inhalt der gesamten 4. Vorlesung vom 14. November 1827 wieder sowie den Beginn der 5. Vorlesung vom 17. November 1827. Der Text von Bl. [1r] bis einschließlich der ersten zwei Drittel von Bl. [6v] wurde vermutlich von F. A. Willisen selbst geschrieben. Der Text vom unteren Drittel des Bl. [6v] bis einschließlich Bl. [8v] wurde in einer zweiten, von der zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst, stammt offenbar also von einem anderen, namentlich nicht bekannten Schreiber. Die folgenden beiden Blätter, Bl. [9r] bis [10v], weisen ein anderes Format und anderes Papier auf. Sie sind in einer dritten, von den beiden zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst; der Text dieser beiden Blätter gehört inhaltlich allerdings nicht zu den Kosmos-Vorträgen. Sie sind wohl nur versehentlich in der mit "Humbolds Vorlesungen" beschrifteten Mappe abgelegt worden und werden daher hier nicht wiedergegeben.
Ab Blatt [11r] ist eine weitere, von den drei anderen abweichende Handschrift erkennbar. Dieser Teil gibt Humboldts Kosmos-Vorträge wieder, allerdings einen sehr viel späteren Teil als die übrigen dazugehörigen Blätter des Konvoluts: Der Text setzt erst mit dem Beginn der 49. Vorlesung, die Humboldt am 9. April 1828 hielt, (wieder) ein. Bis zum letzten Blatt des Konvoluts, Bl. [14v], gibt der Text den Inhalt der gesamten 49. Vorlesung wieder und bricht dann ab. Weitere, zu diesem Fragment gehörende Teile konnten im Nachlass Willisens bisher nicht ermittelt werden.
Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [13r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/22>, abgerufen am 16.02.2025.
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