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Wildermuth, Ottilie: Streit in der Liebe und Liebe im Streit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 175–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Du Dich mit Keinem einläßt, ich hab' jeder Zeit mehr Zutrauen gehabt zu Dir, als Du zu mir. Wenn Du in eine Noth kommst, so laß mich's wissen, dem Wirth in Senzheim, wo ich eingestellt hab', will ich's vermelden, wo ich hingehe. Und leb wohl, ich trag Dir nichts nach.

Dein getreuer
Georg."

Als Liesbeth den Brief gehört und begriffen hatte, daß ihr Mann nicht wiederkomme, warf sie sich wie sinnlos auf die Erde und schrie zum Verzweifeln. Verwandte und Nachbarinnen sammelten sich, um sie zu trösten, der geeignetste Trost schien ihnen eben die Schlechtigkeit ihres Mannes: sei doch froh, daß er fort ist, dein Gut wär ja voll hin gewesen bei dem Verthuner. Endlich stand Liesbeth auf, und sie, die bis dahin nie geklagt, brach nun in eine Flut von Klagen und Schmähungen über ihren Mann los, daß selbst die beredtesten unter seinen Feinden dagegen verstummten. So, jetzt hab' ich euch meine Meinung gesagt, schloß sie, ihr alle aber haltet's Maul über ihn, meine Sache ist's allein, er hat Keinem nichts zu leide gethan, als mir.

Liesbeth suchte vergeblich von dem Wirth ihres Mannes Aufenthalt zu erfahren, er gab vor, ihn selbst nicht zu wissen. Ihr Bruder bestand darauf, eine Scheidungsklage einzuleiten, sie weigerte sich lange und ließ es erst geschehen, als sie hörte, daß sich Georg dann persönlich stellen müsse. Er wurde in den Zeitungen aufgerufen, sich zu Bereinigung der Sache per-

Du Dich mit Keinem einläßt, ich hab' jeder Zeit mehr Zutrauen gehabt zu Dir, als Du zu mir. Wenn Du in eine Noth kommst, so laß mich's wissen, dem Wirth in Senzheim, wo ich eingestellt hab', will ich's vermelden, wo ich hingehe. Und leb wohl, ich trag Dir nichts nach.

Dein getreuer
Georg.“

Als Liesbeth den Brief gehört und begriffen hatte, daß ihr Mann nicht wiederkomme, warf sie sich wie sinnlos auf die Erde und schrie zum Verzweifeln. Verwandte und Nachbarinnen sammelten sich, um sie zu trösten, der geeignetste Trost schien ihnen eben die Schlechtigkeit ihres Mannes: sei doch froh, daß er fort ist, dein Gut wär ja voll hin gewesen bei dem Verthuner. Endlich stand Liesbeth auf, und sie, die bis dahin nie geklagt, brach nun in eine Flut von Klagen und Schmähungen über ihren Mann los, daß selbst die beredtesten unter seinen Feinden dagegen verstummten. So, jetzt hab' ich euch meine Meinung gesagt, schloß sie, ihr alle aber haltet's Maul über ihn, meine Sache ist's allein, er hat Keinem nichts zu leide gethan, als mir.

Liesbeth suchte vergeblich von dem Wirth ihres Mannes Aufenthalt zu erfahren, er gab vor, ihn selbst nicht zu wissen. Ihr Bruder bestand darauf, eine Scheidungsklage einzuleiten, sie weigerte sich lange und ließ es erst geschehen, als sie hörte, daß sich Georg dann persönlich stellen müsse. Er wurde in den Zeitungen aufgerufen, sich zu Bereinigung der Sache per-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:35:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:35:23Z)

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Zitationshilfe: Wildermuth, Ottilie: Streit in der Liebe und Liebe im Streit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 175–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wildermuth_streit_1910/32>, abgerufen am 21.11.2024.