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Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Mann aufmerksam darauf. Nun bist du bald von mir erlöst, sagte sie.

O Leonie! war Alles, was er erwidern konnte, indem er sich sprachlos hinwegwandte. Der tiefe Gram in seiner Stimme durchschauerte sie. Sie blickte auf und beobachtete ihn einen Augenblick.

Verzeihe mir! rief sie aus und warf sich an seine Brust, ich will's nicht mehr sagen.

Otto kam, sie zu besuchen; aber sie hatte weder Wort noch Blick für ihn. Freudetrunken war er mit Mariens Jawort angekommen; nun, bei dem Anblick seiner Schwester, schwand alle seine Freude hin. Laut weinend stand er an ihrem Bette, da wandte sie sich plötzlich nach ihm um.

Auch du hast mich tödten helfen, sagte sie; du, Alle -- ach! und Er -- und Er! -- sie drehte das Gesicht nach der Wand, und zum ersten Male seit ihrer Krankheit weinte sie, leise aber bitterlich.

Graf Hoheneck verließ Leonie keinen Augenblick, er geizte mit jeder Minute, die das entfliehende Leben ihm noch gewährte, und sie war sanft und freundlich gegen ihn.

Ja, das ist Liebe! sagte sie einmal, ihre Hand in die seine gelegt. Ach, was man will, das kann man nicht, und was man kann, das will man nicht!

Sie küßte gerührt seine Hand. Du hättest mich nicht verlassen! setzte sie hinzu, und Thränen verdunkelten ihren Blick. Die harte Rinde um ihr Herz mußte doch etwas geborsten sein. Nur seinen Liebkosungen wich sie mit Ängstlichkeit aus. Da nun die Verstellung keinen Zweck mehr für sie hatte, plagte sie sich auch nicht mehr damit.

Als jede Hoffnung, sie zu retten, verschwunden war, kam auch ihr Vater an. Sie zuckte zusammen, als sie seine Stimme vernahm, und wandte das Gesicht hinweg. Es war das einzige Zeichen des Erkennens, das sie gab.

Mann aufmerksam darauf. Nun bist du bald von mir erlöst, sagte sie.

O Leonie! war Alles, was er erwidern konnte, indem er sich sprachlos hinwegwandte. Der tiefe Gram in seiner Stimme durchschauerte sie. Sie blickte auf und beobachtete ihn einen Augenblick.

Verzeihe mir! rief sie aus und warf sich an seine Brust, ich will's nicht mehr sagen.

Otto kam, sie zu besuchen; aber sie hatte weder Wort noch Blick für ihn. Freudetrunken war er mit Mariens Jawort angekommen; nun, bei dem Anblick seiner Schwester, schwand alle seine Freude hin. Laut weinend stand er an ihrem Bette, da wandte sie sich plötzlich nach ihm um.

Auch du hast mich tödten helfen, sagte sie; du, Alle — ach! und Er — und Er! — sie drehte das Gesicht nach der Wand, und zum ersten Male seit ihrer Krankheit weinte sie, leise aber bitterlich.

Graf Hoheneck verließ Leonie keinen Augenblick, er geizte mit jeder Minute, die das entfliehende Leben ihm noch gewährte, und sie war sanft und freundlich gegen ihn.

Ja, das ist Liebe! sagte sie einmal, ihre Hand in die seine gelegt. Ach, was man will, das kann man nicht, und was man kann, das will man nicht!

Sie küßte gerührt seine Hand. Du hättest mich nicht verlassen! setzte sie hinzu, und Thränen verdunkelten ihren Blick. Die harte Rinde um ihr Herz mußte doch etwas geborsten sein. Nur seinen Liebkosungen wich sie mit Ängstlichkeit aus. Da nun die Verstellung keinen Zweck mehr für sie hatte, plagte sie sich auch nicht mehr damit.

Als jede Hoffnung, sie zu retten, verschwunden war, kam auch ihr Vater an. Sie zuckte zusammen, als sie seine Stimme vernahm, und wandte das Gesicht hinweg. Es war das einzige Zeichen des Erkennens, das sie gab.

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[0211] Mann aufmerksam darauf. Nun bist du bald von mir erlöst, sagte sie. O Leonie! war Alles, was er erwidern konnte, indem er sich sprachlos hinwegwandte. Der tiefe Gram in seiner Stimme durchschauerte sie. Sie blickte auf und beobachtete ihn einen Augenblick. Verzeihe mir! rief sie aus und warf sich an seine Brust, ich will's nicht mehr sagen. Otto kam, sie zu besuchen; aber sie hatte weder Wort noch Blick für ihn. Freudetrunken war er mit Mariens Jawort angekommen; nun, bei dem Anblick seiner Schwester, schwand alle seine Freude hin. Laut weinend stand er an ihrem Bette, da wandte sie sich plötzlich nach ihm um. Auch du hast mich tödten helfen, sagte sie; du, Alle — ach! und Er — und Er! — sie drehte das Gesicht nach der Wand, und zum ersten Male seit ihrer Krankheit weinte sie, leise aber bitterlich. Graf Hoheneck verließ Leonie keinen Augenblick, er geizte mit jeder Minute, die das entfliehende Leben ihm noch gewährte, und sie war sanft und freundlich gegen ihn. Ja, das ist Liebe! sagte sie einmal, ihre Hand in die seine gelegt. Ach, was man will, das kann man nicht, und was man kann, das will man nicht! Sie küßte gerührt seine Hand. Du hättest mich nicht verlassen! setzte sie hinzu, und Thränen verdunkelten ihren Blick. Die harte Rinde um ihr Herz mußte doch etwas geborsten sein. Nur seinen Liebkosungen wich sie mit Ängstlichkeit aus. Da nun die Verstellung keinen Zweck mehr für sie hatte, plagte sie sich auch nicht mehr damit. Als jede Hoffnung, sie zu retten, verschwunden war, kam auch ihr Vater an. Sie zuckte zusammen, als sie seine Stimme vernahm, und wandte das Gesicht hinweg. Es war das einzige Zeichen des Erkennens, das sie gab.

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Zitationshilfe: Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wild_wege_1910/211>, abgerufen am 27.11.2024.