Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.allein die Natur war starker, als ihr Wille, und er sah, wie sie erröthete. So? versetzte er gedankenvoll. -- Es war eine Kleinigkeit, und doch beschäftigte sie ihn. Sollte der Marquis von Canteloup herkommen, sagte er zu dem Bedienten, der ihm in der Vorhalle den Pelz anzog, so sagen Sie ihm doch, es würde mich freuen, ihn einmal bei mir zu sehen. Der Herr Marquis waren heute schon da, erwiderte der Diener, doch wenn Euer Gnaden wünschen, gehe ich zu ihm hin. Es ist nicht nöthig, sagte der Graf, indem er in den Wagen stieg. Schon den folgenden Tag kehrte er zu seiner Tochter zurück. Er fand sie mit ihrem Manne, der vertraulich seine Zeitung neben ihr las. Nun raucht er mir noch mein Zimmer voll, sagte sie lächend. Alles muß ich mir gefallen lassen, und ich habe nicht einmal den Dank davon, daß er mich unterhält. Sie zupfte ihn neckend am Ohr. Ich bin eifersüchtig auf deine Politik, sagte sie mit schalkhaftem Schmollen. Hoheneck sah lächelnd zu ihr empor, legte den Arm um sie und zog sie näher an sich. Was für Nachrichten? frug er seinen Schwiegervater. Der alte Graf hatte sich zu ihnen gesetzt. Eine sonderbare wenigstens, antwortete er, der Marquis hat auf meine Verwendung seine Beförderung erhalten, und er schlägt sie aus. Ei was! meinte Hoheneck. Leonie's Herz pochte laut. Die Sache ist mir aus vielen Gründen unangenehm -- vielleicht will er die Stadt nicht verlassen, fuhr ihr Vater fort, und sein Blick haftete fest auf Leonie. Sie spielte unbefangen mit ihren Armbändern und nahm an dem Gespräche keinen Theil. Wegen Marie? versetzte Hoheneck. O, da ist Alles aus. allein die Natur war starker, als ihr Wille, und er sah, wie sie erröthete. So? versetzte er gedankenvoll. — Es war eine Kleinigkeit, und doch beschäftigte sie ihn. Sollte der Marquis von Canteloup herkommen, sagte er zu dem Bedienten, der ihm in der Vorhalle den Pelz anzog, so sagen Sie ihm doch, es würde mich freuen, ihn einmal bei mir zu sehen. Der Herr Marquis waren heute schon da, erwiderte der Diener, doch wenn Euer Gnaden wünschen, gehe ich zu ihm hin. Es ist nicht nöthig, sagte der Graf, indem er in den Wagen stieg. Schon den folgenden Tag kehrte er zu seiner Tochter zurück. Er fand sie mit ihrem Manne, der vertraulich seine Zeitung neben ihr las. Nun raucht er mir noch mein Zimmer voll, sagte sie lächend. Alles muß ich mir gefallen lassen, und ich habe nicht einmal den Dank davon, daß er mich unterhält. Sie zupfte ihn neckend am Ohr. Ich bin eifersüchtig auf deine Politik, sagte sie mit schalkhaftem Schmollen. Hoheneck sah lächelnd zu ihr empor, legte den Arm um sie und zog sie näher an sich. Was für Nachrichten? frug er seinen Schwiegervater. Der alte Graf hatte sich zu ihnen gesetzt. Eine sonderbare wenigstens, antwortete er, der Marquis hat auf meine Verwendung seine Beförderung erhalten, und er schlägt sie aus. Ei was! meinte Hoheneck. Leonie's Herz pochte laut. Die Sache ist mir aus vielen Gründen unangenehm — vielleicht will er die Stadt nicht verlassen, fuhr ihr Vater fort, und sein Blick haftete fest auf Leonie. Sie spielte unbefangen mit ihren Armbändern und nahm an dem Gespräche keinen Theil. Wegen Marie? versetzte Hoheneck. 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allein die Natur war starker, als ihr Wille, und er sah, wie sie erröthete.
So? versetzte er gedankenvoll. — Es war eine Kleinigkeit, und doch beschäftigte sie ihn.
Sollte der Marquis von Canteloup herkommen, sagte er zu dem Bedienten, der ihm in der Vorhalle den Pelz anzog, so sagen Sie ihm doch, es würde mich freuen, ihn einmal bei mir zu sehen.
Der Herr Marquis waren heute schon da, erwiderte der Diener, doch wenn Euer Gnaden wünschen, gehe ich zu ihm hin.
Es ist nicht nöthig, sagte der Graf, indem er in den Wagen stieg.
Schon den folgenden Tag kehrte er zu seiner Tochter zurück. Er fand sie mit ihrem Manne, der vertraulich seine Zeitung neben ihr las.
Nun raucht er mir noch mein Zimmer voll, sagte sie lächend. Alles muß ich mir gefallen lassen, und ich habe nicht einmal den Dank davon, daß er mich unterhält. Sie zupfte ihn neckend am Ohr. Ich bin eifersüchtig auf deine Politik, sagte sie mit schalkhaftem Schmollen.
Hoheneck sah lächelnd zu ihr empor, legte den Arm um sie und zog sie näher an sich. Was für Nachrichten? frug er seinen Schwiegervater.
Der alte Graf hatte sich zu ihnen gesetzt. Eine sonderbare wenigstens, antwortete er, der Marquis hat auf meine Verwendung seine Beförderung erhalten, und er schlägt sie aus.
Ei was! meinte Hoheneck. Leonie's Herz pochte laut.
Die Sache ist mir aus vielen Gründen unangenehm — vielleicht will er die Stadt nicht verlassen, fuhr ihr Vater fort, und sein Blick haftete fest auf Leonie. Sie spielte unbefangen mit ihren Armbändern und nahm an dem Gespräche keinen Theil.
Wegen Marie? versetzte Hoheneck. O, da ist Alles aus.
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Zitationshilfe: | Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wild_wege_1910/154>, abgerufen am 16.07.2024. |