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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Geschichte des tragikertextes.
turannos epigraphetai überschriebene zum Oid. Tyr. zu 156). wer so
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redselig und umschreibt die ältere mythographische und didaskalische
gelehrsamkeit, die er auch fast ganz verdrängt hat. es fragt sich, wer
er war. der Laurentianus gibt scheinbar eine sichere antwort, er nennt
ihn Puthagoreios 157), meint also den verfasser der schrift peri theon
kai kosmou, der ein anhänger des Iamblichos ist und wol sicher dem
ausgehenden 4. jahrhundert angehört. ob er freilich der Sallustius ist,
der dem Iulian als gouverneur von Constantius gesetzt war, aber sein
freund ward und nach dem thronwechsel hohe ehrenstellen erstieg,
ist mehr als fraglich 158). diesem würde man anstehn eine gramma-
tische arbeit zuzuschreiben: ein philosoph, zumal ein wesentlich fremde
lehre popularisirender, wie der verfasser jenes traktates, kann immerhin
auch so etwas gemacht haben, wie die hypothesen vermuten lassen. es
hat aber allerdings auch einen sophisten Sallustius gegeben, der gram-
matisches geschrieben hat 159), und ein par mal wird ein Sallustius für
grammatisches angeführt, das man nicht leicht einem sophisten zutraut,
von den hypothesen zu Sophokles aber nicht wird trennen wollen 160).
so bleiben unklarheiten. indess ist dem zeugnis des Laurentianus der

156) Über die berechtigung des titels wird zu Ant. OT. Ai. gehandelt, über die
mythographie zu Ant. Ai. die geschwätzigkeit ist die gleiche: der stoff natürlich
älteren upotheseis entlehnt.
157) Salloustiou upothesis Puthagorou steht vor dem OK.; aber abgekürzt,
und ist so zu verstehen. wer weiss, dass es einen Pythagoreer Sallust gegeben hat,
wird es nicht wegconjiciren.
158) So Zeller V 734, der andere gleichsetzungen mit recht abweist. aber Iulian
weiss selbst in der überschwänglichen achten rede, die er als junger mann dem ab-
berufenen genossen widmet (p. 252b) ihn nur zu rühmen als Retoreian akron kai
philosophias ouk apeiron. und als er ihm die vierte rede, wie er selbst sagt (150 d),
ein excerpt aus Iamblichos peri theon, zuschickt, nimmt er an, dass Sallustius jenes
werk nicht kennt (157 b) und, sollte man meinen, nicht lesen wird: wozu widmet
er ihm sonst die epitome? Sallustius war wol überhaupt kein Grieche; verwaltet
hat er Gallien: der praef. praetorio unter Iulian ist ein anderer.
159) Suid. S. sophistes, egrapsen eis Demosthenen kai `Erodoton upomnema
kai alla. auf ihn möchte man nur das gleich zu nennende Aristophanesscholion
beziehen.
160) Schol. Ar. Plut. 725 in jenem antiquarischen scholion, das auch Telephos
enthält, oben anm. 111. Et. M. arpis mit einem Kallimachosvers aus der Hekale. ver-
gessen wollen wir nicht, dass Kallimachos in den Sophoklesscholien durchgehends
und oft angeführt wird. Steph. Byz. "Azilis über die schreibung dieses namens ist
zweifelhaft.

Geschichte des tragikertextes.
τύραννος ἐπιγράφεται überschriebene zum Oid. Tyr. zu 156). wer so
schreibt τὰ πραχϑέντα περὶ τὸν Οἰδίποδα ἴσμεν ἅπαντα τὰ ἐν τῷ
ἑτέρῳ Οἰδίποδι hat auch das stück vorher erklärt. der mann ist
redselig und umschreibt die ältere mythographische und didaskalische
gelehrsamkeit, die er auch fast ganz verdrängt hat. es fragt sich, wer
er war. der Laurentianus gibt scheinbar eine sichere antwort, er nennt
ihn Πυϑαγόρειος 157), meint also den verfasser der schrift περὶ ϑεῶν
ϰαὶ ϰόσμου, der ein anhänger des Iamblichos ist und wol sicher dem
ausgehenden 4. jahrhundert angehört. ob er freilich der Sallustius ist,
der dem Iulian als gouverneur von Constantius gesetzt war, aber sein
freund ward und nach dem thronwechsel hohe ehrenstellen erstieg,
ist mehr als fraglich 158). diesem würde man anstehn eine gramma-
tische arbeit zuzuschreiben: ein philosoph, zumal ein wesentlich fremde
lehre popularisirender, wie der verfasser jenes traktates, kann immerhin
auch so etwas gemacht haben, wie die hypothesen vermuten lassen. es
hat aber allerdings auch einen sophisten Sallustius gegeben, der gram-
matisches geschrieben hat 159), und ein par mal wird ein Sallustius für
grammatisches angeführt, das man nicht leicht einem sophisten zutraut,
von den hypothesen zu Sophokles aber nicht wird trennen wollen 160).
so bleiben unklarheiten. indeſs ist dem zeugnis des Laurentianus der

156) Über die berechtigung des titels wird zu Ant. OT. Ai. gehandelt, über die
mythographie zu Ant. Ai. die geschwätzigkeit ist die gleiche: der stoff natürlich
älteren ὑποϑέσεις entlehnt.
157) Σαλλουστίου ὑπόϑεσις Πυϑαγόρου steht vor dem OK.; aber abgekürzt,
und ist so zu verstehen. wer weiſs, daſs es einen Pythagoreer Sallust gegeben hat,
wird es nicht wegconjiciren.
158) So Zeller V 734, der andere gleichsetzungen mit recht abweist. aber Iulian
weiſs selbst in der überschwänglichen achten rede, die er als junger mann dem ab-
berufenen genossen widmet (p. 252b) ihn nur zu rühmen als ῥητορείαν ἄϰρον ϰαὶ
φιλοσοφίας οὐϰ ἄπειρον. und als er ihm die vierte rede, wie er selbst sagt (150 d),
ein excerpt aus Iamblichos περὶ ϑεῶν, zuschickt, nimmt er an, daſs Sallustius jenes
werk nicht kennt (157 b) und, sollte man meinen, nicht lesen wird: wozu widmet
er ihm sonst die epitome? Sallustius war wol überhaupt kein Grieche; verwaltet
hat er Gallien: der praef. praetorio unter Iulian ist ein anderer.
159) Suid. Σ. σοφιστής, ἔγραψεν εἰς Δημοσϑένην ϰαὶ ῾Ηρόδοτον ὑπόμνημα
ϰαὶ ἄλλα. auf ihn möchte man nur das gleich zu nennende Aristophanesscholion
beziehen.
160) Schol. Ar. Plut. 725 in jenem antiquarischen scholion, das auch Telephos
enthält, oben anm. 111. Et. M. ἁρπίς mit einem Kallimachosvers aus der Hekale. ver-
gessen wollen wir nicht, daſs Kallimachos in den Sophoklesscholien durchgehends
und oft angeführt wird. Steph. Byz. ῎Αζιλις über die schreibung dieses namens ist
zweifelhaft.
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[198/0218] Geschichte des tragikertextes. τύραννος ἐπιγράφεται überschriebene zum Oid. Tyr. zu 156). wer so schreibt τὰ πραχϑέντα περὶ τὸν Οἰδίποδα ἴσμεν ἅπαντα τὰ ἐν τῷ ἑτέρῳ Οἰδίποδι hat auch das stück vorher erklärt. der mann ist redselig und umschreibt die ältere mythographische und didaskalische gelehrsamkeit, die er auch fast ganz verdrängt hat. es fragt sich, wer er war. der Laurentianus gibt scheinbar eine sichere antwort, er nennt ihn Πυϑαγόρειος 157), meint also den verfasser der schrift περὶ ϑεῶν ϰαὶ ϰόσμου, der ein anhänger des Iamblichos ist und wol sicher dem ausgehenden 4. jahrhundert angehört. ob er freilich der Sallustius ist, der dem Iulian als gouverneur von Constantius gesetzt war, aber sein freund ward und nach dem thronwechsel hohe ehrenstellen erstieg, ist mehr als fraglich 158). diesem würde man anstehn eine gramma- tische arbeit zuzuschreiben: ein philosoph, zumal ein wesentlich fremde lehre popularisirender, wie der verfasser jenes traktates, kann immerhin auch so etwas gemacht haben, wie die hypothesen vermuten lassen. es hat aber allerdings auch einen sophisten Sallustius gegeben, der gram- matisches geschrieben hat 159), und ein par mal wird ein Sallustius für grammatisches angeführt, das man nicht leicht einem sophisten zutraut, von den hypothesen zu Sophokles aber nicht wird trennen wollen 160). so bleiben unklarheiten. indeſs ist dem zeugnis des Laurentianus der 156) Über die berechtigung des titels wird zu Ant. OT. Ai. gehandelt, über die mythographie zu Ant. Ai. die geschwätzigkeit ist die gleiche: der stoff natürlich älteren ὑποϑέσεις entlehnt. 157) Σαλλουστίου ὑπόϑεσις Πυϑαγόρου steht vor dem OK.; aber abgekürzt, und ist so zu verstehen. wer weiſs, daſs es einen Pythagoreer Sallust gegeben hat, wird es nicht wegconjiciren. 158) So Zeller V 734, der andere gleichsetzungen mit recht abweist. aber Iulian weiſs selbst in der überschwänglichen achten rede, die er als junger mann dem ab- berufenen genossen widmet (p. 252b) ihn nur zu rühmen als ῥητορείαν ἄϰρον ϰαὶ φιλοσοφίας οὐϰ ἄπειρον. und als er ihm die vierte rede, wie er selbst sagt (150 d), ein excerpt aus Iamblichos περὶ ϑεῶν, zuschickt, nimmt er an, daſs Sallustius jenes werk nicht kennt (157 b) und, sollte man meinen, nicht lesen wird: wozu widmet er ihm sonst die epitome? Sallustius war wol überhaupt kein Grieche; verwaltet hat er Gallien: der praef. praetorio unter Iulian ist ein anderer. 159) Suid. Σ. σοφιστής, ἔγραψεν εἰς Δημοσϑένην ϰαὶ ῾Ηρόδοτον ὑπόμνημα ϰαὶ ἄλλα. auf ihn möchte man nur das gleich zu nennende Aristophanesscholion beziehen. 160) Schol. Ar. Plut. 725 in jenem antiquarischen scholion, das auch Telephos enthält, oben anm. 111. Et. M. ἁρπίς mit einem Kallimachosvers aus der Hekale. ver- gessen wollen wir nicht, daſs Kallimachos in den Sophoklesscholien durchgehends und oft angeführt wird. Steph. Byz. ῎Αζιλις über die schreibung dieses namens ist zweifelhaft.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/218>, abgerufen am 24.11.2024.