Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.Geschichte des tragikertextes. gibt die gewähr, dass wir den Pindar im ganzen so lesen, wie er um180 gelesen ward. und von da steigen wir dank den älteren gramma- tikern wieder bis zu Aristophanes empor: die schlimmen schäden sind älter, älter ist die umformung des dialektes und der orthographie. wir haben aber für so schwere und den späteren fremdartige poesie die be- ruhigung, dass man an ihr viel weniger als an dem komiker, den die Atti- cisten so viel traktirten, und jeder zu verstehen meinte, mit dem ver- stande gelesen und abgeschrieben hat. mechanisch ist Pindar copirt worden: wir wollen das für die tragiker nicht vergessen. den Alexan- drinern. Aber ehe wir zu ihnen selbst gehen, mögen noch die alexandrinischen analyse vielleicht etwas ertrag geben wird. Eustathius handschrift war reicher als B an prolegomena. 128) Zu den Aitia des Kallimachos war sowol der commentar des Theon wie der des Epaphroditos bis in die letzte zeit des altertums vorhanden, d. h. so lange wie die gedichte selbst: text und scholien lebten ja zusammen. Et. M. ardis (Kall. fgm. 130) Steph. Byz. Dodone (24a). Et. M. Boukerais, asturon. Epaphrodit ist stark in den schol. zu Sophokles und Aischylos benutzt. z. b. stammt nicht bloss die eine notiz zu Eum. 2, sondern auch 21, 27 die Kallimachoscitate von ihm. 129) Lucill lebte nach dem Kyrenaeer Nikanor (Steph. Byz. Mieza) und Apol- lonides von Nikaia (Priscian de fig. num. p. 406 H.), also frühstens um die mitte des 1. jahrhunderts n. Chr. 130) So ist der name zu erklären. das eingreifen von Römern in griechische
grammatik ist auf diese zeit, die Trajans, beschränkt; neben Pacatus steht Iulius Vestinus, und vor allem Sueton, Tragkullos für die Griechen; auch Favorin gehört gewissermassen dahin. die anderen träger griechischer namen wie Diogenian, Muna- tius waren geborne Griechen. Irenaeus, der schüler Heliodors, ist schon von Soran benutzt, auf welchen die glossen pudarizein und psue bei Orion zurückgehen (Haupt op. II 436). Geschichte des tragikertextes. gibt die gewähr, daſs wir den Pindar im ganzen so lesen, wie er um180 gelesen ward. und von da steigen wir dank den älteren gramma- tikern wieder bis zu Aristophanes empor: die schlimmen schäden sind älter, älter ist die umformung des dialektes und der orthographie. wir haben aber für so schwere und den späteren fremdartige poesie die be- ruhigung, daſs man an ihr viel weniger als an dem komiker, den die Atti- cisten so viel traktirten, und jeder zu verstehen meinte, mit dem ver- stande gelesen und abgeschrieben hat. mechanisch ist Pindar copirt worden: wir wollen das für die tragiker nicht vergessen. den Alexan- drinern. Aber ehe wir zu ihnen selbst gehen, mögen noch die alexandrinischen analyse vielleicht etwas ertrag geben wird. Eustathius handschrift war reicher als B an prolegomena. 128) Zu den Aitia des Kallimachos war sowol der commentar des Theon wie der des Epaphroditos bis in die letzte zeit des altertums vorhanden, d. h. so lange wie die gedichte selbst: text und scholien lebten ja zusammen. Et. M. ἄρδις (Kall. fgm. 130) Steph. Byz. Δωδώνη (24a). Et. M. Βουκεραίς, ἄστυρον. Epaphrodit ist stark in den schol. zu Sophokles und Aischylos benutzt. z. b. stammt nicht bloſs die eine notiz zu Eum. 2, sondern auch 21, 27 die Kallimachoscitate von ihm. 129) Lucill lebte nach dem Kyrenaeer Nikanor (Steph. Byz. Μίεζα) und Apol- lonides von Nikaia (Priscian de fig. num. p. 406 H.), also frühstens um die mitte des 1. jahrhunderts n. Chr. 130) So ist der name zu erklären. das eingreifen von Römern in griechische
grammatik ist auf diese zeit, die Trajans, beschränkt; neben Pacatus steht Iulius Vestinus, und vor allem Sueton, Τράγκυλλος für die Griechen; auch Favorin gehört gewissermaſsen dahin. die anderen träger griechischer namen wie Diogenian, Muna- tius waren geborne Griechen. Irenaeus, der schüler Heliodors, ist schon von Soran benutzt, auf welchen die glossen πυδαρίζειν und ψύη bei Orion zurückgehen (Haupt op. II 436). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0206" n="186"/><fw place="top" type="header">Geschichte des tragikertextes.</fw><lb/> gibt die gewähr, daſs wir den Pindar im ganzen so lesen, wie er um<lb/> 180 gelesen ward. und von da steigen wir dank den älteren gramma-<lb/> tikern wieder bis zu Aristophanes empor: die schlimmen schäden sind<lb/> älter, älter ist die umformung des dialektes und der orthographie. wir<lb/> haben aber für so schwere und den späteren fremdartige poesie die be-<lb/> ruhigung, daſs man an ihr viel weniger als an dem komiker, den die Atti-<lb/> cisten so viel traktirten, und jeder zu verstehen meinte, mit dem ver-<lb/> stande gelesen und abgeschrieben hat. mechanisch ist Pindar copirt<lb/> worden: wir wollen das für die tragiker nicht vergessen.</p><lb/> <note place="left">Scholien zu<lb/> den Alexan-<lb/> drinern.</note> <p>Aber ehe wir zu ihnen selbst gehen, mögen noch die alexandrinischen<lb/> dichter, so weit sie mit gelehrtem materiale erhalten sind, gemustert<lb/> werden. für sie hat Theon eine ebenso centrale stellung wie Didymos für<lb/> die classiker, aber so wenig wie dieser kann er als der betrachtet werden,<lb/> welcher unseren scholien die bleibende gestalt gegeben hat; das ist viel-<lb/> mehr im zweiten jahrhundert geschehen. Theon fand noch einfluſsreiche<lb/> nachfolger, unter welchen Epaphroditos <note place="foot" n="128)">Zu den Aitia des Kallimachos war sowol der commentar des Theon wie<lb/> der des Epaphroditos bis in die letzte zeit des altertums vorhanden, d. h. so lange<lb/> wie die gedichte selbst: text und scholien lebten ja zusammen. Et. M. ἄρδις (Kall.<lb/> fgm. 130) Steph. Byz. Δωδώνη (24<hi rendition="#sup">a</hi>). Et. M. Βουκεραίς, ἄστυρον. Epaphrodit ist<lb/> stark in den schol. zu Sophokles und Aischylos benutzt. z. b. stammt nicht bloſs die<lb/> eine notiz zu Eum. 2, sondern auch 21, 27 die Kallimachoscitate von ihm.</note> und Lucill von Tarrha <note place="foot" n="129)">Lucill lebte nach dem Kyrenaeer Nikanor (Steph. Byz. Μίεζα) und Apol-<lb/> lonides von Nikaia (Priscian <hi rendition="#i">de fig. num</hi>. p. 406 H.), also frühstens um die mitte<lb/> des 1. jahrhunderts n. Chr.</note> her-<lb/> vorstechen. seine starke einwirkung auf die Römer ward oben erwähnt.<lb/> dann kommen die compilatoren. den Apollonios hatte nach Theon und<lb/> Lucill der Römer Q. Minucius Pacatus erklärt, welcher sich, wenn er<lb/> für die griechische, d. h. die gelehrte, welt schrieb, Εἰρηναῖος nannte <note place="foot" n="130)">So ist der name zu erklären. das eingreifen von Römern in griechische<lb/> grammatik ist auf diese zeit, die Trajans, beschränkt; neben Pacatus steht Iulius<lb/> Vestinus, und vor allem Sueton, Τράγκυλλος für die Griechen; auch Favorin gehört<lb/> gewissermaſsen dahin. die anderen träger griechischer namen wie Diogenian, Muna-<lb/> tius waren geborne Griechen. Irenaeus, der schüler Heliodors, ist schon von Soran<lb/> benutzt, auf welchen die glossen πυδαρίζειν und ψύη bei Orion zurückgehen (Haupt<lb/> op. II 436).</note>.<lb/> gegen ihn wandte sich scharf ein gewisser Sophokles; die polemik zeigt<lb/> den zeitlich nahe stehenden, und starke benutzung des bekämpften wird<lb/> durch sie für diese kreise durchaus nicht unwahrscheinlich. das concur-<lb/><note xml:id="note-0206" prev="#note-0205" place="foot" n="127)">analyse vielleicht etwas ertrag geben wird. Eustathius handschrift war reicher als<lb/> B an prolegomena.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [186/0206]
Geschichte des tragikertextes.
gibt die gewähr, daſs wir den Pindar im ganzen so lesen, wie er um
180 gelesen ward. und von da steigen wir dank den älteren gramma-
tikern wieder bis zu Aristophanes empor: die schlimmen schäden sind
älter, älter ist die umformung des dialektes und der orthographie. wir
haben aber für so schwere und den späteren fremdartige poesie die be-
ruhigung, daſs man an ihr viel weniger als an dem komiker, den die Atti-
cisten so viel traktirten, und jeder zu verstehen meinte, mit dem ver-
stande gelesen und abgeschrieben hat. mechanisch ist Pindar copirt
worden: wir wollen das für die tragiker nicht vergessen.
Aber ehe wir zu ihnen selbst gehen, mögen noch die alexandrinischen
dichter, so weit sie mit gelehrtem materiale erhalten sind, gemustert
werden. für sie hat Theon eine ebenso centrale stellung wie Didymos für
die classiker, aber so wenig wie dieser kann er als der betrachtet werden,
welcher unseren scholien die bleibende gestalt gegeben hat; das ist viel-
mehr im zweiten jahrhundert geschehen. Theon fand noch einfluſsreiche
nachfolger, unter welchen Epaphroditos 128) und Lucill von Tarrha 129) her-
vorstechen. seine starke einwirkung auf die Römer ward oben erwähnt.
dann kommen die compilatoren. den Apollonios hatte nach Theon und
Lucill der Römer Q. Minucius Pacatus erklärt, welcher sich, wenn er
für die griechische, d. h. die gelehrte, welt schrieb, Εἰρηναῖος nannte 130).
gegen ihn wandte sich scharf ein gewisser Sophokles; die polemik zeigt
den zeitlich nahe stehenden, und starke benutzung des bekämpften wird
durch sie für diese kreise durchaus nicht unwahrscheinlich. das concur-
127)
128) Zu den Aitia des Kallimachos war sowol der commentar des Theon wie
der des Epaphroditos bis in die letzte zeit des altertums vorhanden, d. h. so lange
wie die gedichte selbst: text und scholien lebten ja zusammen. Et. M. ἄρδις (Kall.
fgm. 130) Steph. Byz. Δωδώνη (24a). Et. M. Βουκεραίς, ἄστυρον. Epaphrodit ist
stark in den schol. zu Sophokles und Aischylos benutzt. z. b. stammt nicht bloſs die
eine notiz zu Eum. 2, sondern auch 21, 27 die Kallimachoscitate von ihm.
129) Lucill lebte nach dem Kyrenaeer Nikanor (Steph. Byz. Μίεζα) und Apol-
lonides von Nikaia (Priscian de fig. num. p. 406 H.), also frühstens um die mitte
des 1. jahrhunderts n. Chr.
130) So ist der name zu erklären. das eingreifen von Römern in griechische
grammatik ist auf diese zeit, die Trajans, beschränkt; neben Pacatus steht Iulius
Vestinus, und vor allem Sueton, Τράγκυλλος für die Griechen; auch Favorin gehört
gewissermaſsen dahin. die anderen träger griechischer namen wie Diogenian, Muna-
tius waren geborne Griechen. Irenaeus, der schüler Heliodors, ist schon von Soran
benutzt, auf welchen die glossen πυδαρίζειν und ψύη bei Orion zurückgehen (Haupt
op. II 436).
127) analyse vielleicht etwas ertrag geben wird. Eustathius handschrift war reicher als
B an prolegomena.
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