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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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Die jahre 466--55.

Diesen festen boden unter den füssen können wir weiteres terrain
gewinnen. die Thasier wagten 465/4 den abfall in der hoffnung auf
spartanische hilfe. aber Sparta ward durch das erdbeben, das es be-
troffen hatte, verhindert, bei welcher gelegenheit die Heloten abfielen
und sich in Ithome festsetzten. so Thukydides (100), und man muss
zunächst das erdbeben mit dem thasischen aufstande gleichzeitig ansetzen.
das geschieht auch von Plutarch (Kim. 16, 4), wo es auf das vierte jahr
des Archidamos gesetzt wird, der unter Apsephion 469/8 zur regierung
kam: in königslisten aber gehört das jahr des regierungsantrittes meist
dem vorgänger. wenn Pausanias (IV 24) den abfall der Messenier ol. 79, 1
(464/3) unter den archon setzt, den er Archimedes, Diodor Archidemides
nennt, so correspondirt das mit dem diodorischen ansatze des thasischen
krieges auf denselben: es ist nur eine unwesentliche verschiebung um
ein jahr. aber Thukydides erzählt auch, dass Ithome im zehnten jahre
der belagerung gefallen ist (102), und diese zahl ist durch Diodor XI 64
vor jeder änderung geschützt, zumal dort Thukydides nicht zu grunde
liegt. wenn die zehn jahre von 465/4 laufen, so ist Ithome 456/5 unter
Kallias gefallen: wirklich steht es so bei Diodor XI 84. aber Thukydides
selbst straft diese auch im zusammenhange der ereignisse sinnlose berech-
nung lügen, da er den fall Ithomes hinter dem systemwechsel der attischen
politik erzählt, den der ostrakismos Kimons zur folge hatte, und vor
dem anschlusse Megaras an Athen und der aegyptischen expedition.
danach kommt der fall Ithomes 460 oder 459 zu stehen, das erdbeben
also 469 oder 468. und das ist nun wieder ein mit der allerschärfsten
praecision von Philochoros auf den archon Theagenides 468/7 bestimmtes
datum (schol. Ar. Lysistr. 1144), und Diodor, unbekümmert um den wider-
spruch mit seiner späteren auf falscher auslegung des Thukydides beruhenden
angabe, dass die zehn jahre 456 zu ende gegangen wären, gibt für das
erdbeben 469/8, Apsephion, als datum. es ist sehr wol denkbar, dass

verhältnisse so gut informirt war, wie Ephoros zu sein pflegt. die verdoppelung
der kämpfe im tanagraeischen gebiete ist einmal durch die verteilung auf die jahre,
zum andern durch den eigenen kitzel Diodors hervorgerufen, aus Oinophyta eine
ganz besondere heldentat zu machen. dass er daran sofort alle weiteren taten
des Myronides schliesst, selbst den viel späteren thessalischen zug, ist vollends ganz
in seiner weise. vorher hat er 78 den krieg mit Epidauros Korinth und Aegina auch
ganz treffend unter Phrasikleides eingereiht, wo er wirklich begann, und man würde
nichts dabei finden, wenn er nun bis zu ende erzählt würde, unbeschadet seiner
dauer. allein es wird ausdrücklich eine neunmonatliche frist gezählt: das ist mit
Thukydides schlechthin unvereinbar und muss verworfen werden. richtig hat Fabricius
(Theben 12) geurteilt.
Die jahre 466—55.

Diesen festen boden unter den füſsen können wir weiteres terrain
gewinnen. die Thasier wagten 465/4 den abfall in der hoffnung auf
spartanische hilfe. aber Sparta ward durch das erdbeben, das es be-
troffen hatte, verhindert, bei welcher gelegenheit die Heloten abfielen
und sich in Ithome festsetzten. so Thukydides (100), und man muſs
zunächst das erdbeben mit dem thasischen aufstande gleichzeitig ansetzen.
das geschieht auch von Plutarch (Kim. 16, 4), wo es auf das vierte jahr
des Archidamos gesetzt wird, der unter Apsephion 469/8 zur regierung
kam: in königslisten aber gehört das jahr des regierungsantrittes meist
dem vorgänger. wenn Pausanias (IV 24) den abfall der Messenier ol. 79, 1
(464/3) unter den archon setzt, den er Archimedes, Diodor Archidemides
nennt, so correspondirt das mit dem diodorischen ansatze des thasischen
krieges auf denselben: es ist nur eine unwesentliche verschiebung um
ein jahr. aber Thukydides erzählt auch, daſs Ithome im zehnten jahre
der belagerung gefallen ist (102), und diese zahl ist durch Diodor XI 64
vor jeder änderung geschützt, zumal dort Thukydides nicht zu grunde
liegt. wenn die zehn jahre von 465/4 laufen, so ist Ithome 456/5 unter
Kallias gefallen: wirklich steht es so bei Diodor XI 84. aber Thukydides
selbst straft diese auch im zusammenhange der ereignisse sinnlose berech-
nung lügen, da er den fall Ithomes hinter dem systemwechsel der attischen
politik erzählt, den der ostrakismos Kimons zur folge hatte, und vor
dem anschluſse Megaras an Athen und der aegyptischen expedition.
danach kommt der fall Ithomes 460 oder 459 zu stehen, das erdbeben
also 469 oder 468. und das ist nun wieder ein mit der allerschärfsten
praecision von Philochoros auf den archon Theagenides 468/7 bestimmtes
datum (schol. Ar. Lysistr. 1144), und Diodor, unbekümmert um den wider-
spruch mit seiner späteren auf falscher auslegung des Thukydides beruhenden
angabe, daſs die zehn jahre 456 zu ende gegangen wären, gibt für das
erdbeben 469/8, Apsephion, als datum. es ist sehr wol denkbar, daſs

verhältnisse so gut informirt war, wie Ephoros zu sein pflegt. die verdoppelung
der kämpfe im tanagraeischen gebiete ist einmal durch die verteilung auf die jahre,
zum andern durch den eigenen kitzel Diodors hervorgerufen, aus Oinophyta eine
ganz besondere heldentat zu machen. daſs er daran sofort alle weiteren taten
des Myronides schlieſst, selbst den viel späteren thessalischen zug, ist vollends ganz
in seiner weise. vorher hat er 78 den krieg mit Epidauros Korinth und Aegina auch
ganz treffend unter Phrasikleides eingereiht, wo er wirklich begann, und man würde
nichts dabei finden, wenn er nun bis zu ende erzählt würde, unbeschadet seiner
dauer. allein es wird ausdrücklich eine neunmonatliche frist gezählt: das ist mit
Thukydides schlechthin unvereinbar und muſs verworfen werden. richtig hat Fabricius
(Theben 12) geurteilt.
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[295/0305] Die jahre 466—55. Diesen festen boden unter den füſsen können wir weiteres terrain gewinnen. die Thasier wagten 465/4 den abfall in der hoffnung auf spartanische hilfe. aber Sparta ward durch das erdbeben, das es be- troffen hatte, verhindert, bei welcher gelegenheit die Heloten abfielen und sich in Ithome festsetzten. so Thukydides (100), und man muſs zunächst das erdbeben mit dem thasischen aufstande gleichzeitig ansetzen. das geschieht auch von Plutarch (Kim. 16, 4), wo es auf das vierte jahr des Archidamos gesetzt wird, der unter Apsephion 469/8 zur regierung kam: in königslisten aber gehört das jahr des regierungsantrittes meist dem vorgänger. wenn Pausanias (IV 24) den abfall der Messenier ol. 79, 1 (464/3) unter den archon setzt, den er Archimedes, Diodor Archidemides nennt, so correspondirt das mit dem diodorischen ansatze des thasischen krieges auf denselben: es ist nur eine unwesentliche verschiebung um ein jahr. aber Thukydides erzählt auch, daſs Ithome im zehnten jahre der belagerung gefallen ist (102), und diese zahl ist durch Diodor XI 64 vor jeder änderung geschützt, zumal dort Thukydides nicht zu grunde liegt. wenn die zehn jahre von 465/4 laufen, so ist Ithome 456/5 unter Kallias gefallen: wirklich steht es so bei Diodor XI 84. aber Thukydides selbst straft diese auch im zusammenhange der ereignisse sinnlose berech- nung lügen, da er den fall Ithomes hinter dem systemwechsel der attischen politik erzählt, den der ostrakismos Kimons zur folge hatte, und vor dem anschluſse Megaras an Athen und der aegyptischen expedition. danach kommt der fall Ithomes 460 oder 459 zu stehen, das erdbeben also 469 oder 468. und das ist nun wieder ein mit der allerschärfsten praecision von Philochoros auf den archon Theagenides 468/7 bestimmtes datum (schol. Ar. Lysistr. 1144), und Diodor, unbekümmert um den wider- spruch mit seiner späteren auf falscher auslegung des Thukydides beruhenden angabe, daſs die zehn jahre 456 zu ende gegangen wären, gibt für das erdbeben 469/8, Apsephion, als datum. es ist sehr wol denkbar, daſs 9) 9) verhältnisse so gut informirt war, wie Ephoros zu sein pflegt. die verdoppelung der kämpfe im tanagraeischen gebiete ist einmal durch die verteilung auf die jahre, zum andern durch den eigenen kitzel Diodors hervorgerufen, aus Oinophyta eine ganz besondere heldentat zu machen. daſs er daran sofort alle weiteren taten des Myronides schlieſst, selbst den viel späteren thessalischen zug, ist vollends ganz in seiner weise. vorher hat er 78 den krieg mit Epidauros Korinth und Aegina auch ganz treffend unter Phrasikleides eingereiht, wo er wirklich begann, und man würde nichts dabei finden, wenn er nun bis zu ende erzählt würde, unbeschadet seiner dauer. allein es wird ausdrücklich eine neunmonatliche frist gezählt: das ist mit Thukydides schlechthin unvereinbar und muſs verworfen werden. richtig hat Fabricius (Theben 12) geurteilt.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/305>, abgerufen am 24.11.2024.