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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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Die jahre 508--478. ergebnis.
genau das was zur ergänzung des unfertigen herodoteischen werkes nötig
war. er setzt nach der schlacht von Mykale ein und berichtet kurz das
letzte was Herodot ausführlich erzählt, die belagerung von Sestos. darauf
erzählt er selbst ausführlich den wiederaufbau der mauern Athens, winter
479/8 unter Xanthippos. es folgen die expeditionen des kriegsjahres 478
und der abfall der Ionier von Sparta, der im frühjahr 477 perfect wird,
als sie dem nachfolger des Pausanias die heeresfolge weigern, und die
taxis phorou, die also in der zweiten hälfte des jahres des Timosthenes,
ersten hälfte des jahres 477 vor sich gieng. damit ist das attische Reich
gegründet, genauer oi Athenaioi elthon epi ta pragmata en ois
euxethesan. das ist ein abschluss, und da hat auch Thukydides zu-
erst inne gehalten. die erzählung der ereignisse von 476--434 hat er
als excurs erst später eingefügt, mit rücksicht auf die erste attische
chronik, die mittlerweile Hellanikos publicirt hatte. als er sein werk
entwarf, stand der jüngst publicirte torso des herodoteischen werkes in
imponirender grösse vor seiner phantasie: ihn hat er ergänzen wollen.
seine ganze archaeologie ist ja eine parallele zu dem herodoteischen werke.
auch sie geht, nur mit kurzer scharfgeschlossener argumentation, darauf
aus, die macht Athens in ihrem werden und ihrer bedeutung klar zu
machen: das ist die voraussetzung der ereignisse, die er erzählen will. die
voraussetzung seines erzählens ist das werk des Herodotos: so hat er
am besten dessen absicht begriffen.

Was haben wir nun für Aristoteles ermittelt? nicht viel, scheintErgebnis.
es. er hat eine archontenliste gehabt, der er vor Solon nur bedingtes,
von Solon ab unbedingtes vertrauen schenkt. auf die archonten datirt
er so viele der hauptereignisse, dass sich eine feste chronologie der
zeit von 594--403 aufbaut. wie viele genau auf den archon gestellte
angaben diese vorlage enthielt, sieht man am deutlichsten, wo er eine
fabel durch den hinweis auf ihre chronologische unmöglichkeit beseitigt:
"man sollte sich doch überlegen, wie alt Solon und Peisistratos geworden
und unter welchem archon sie gestorben wären" (17, 2). das sagt er
von Solon gar nicht erst, das soll der leser wissen, und diese angabe
gilt ihm als eine unwidersprechliche tatsache. es sind nun aber mit
diesen datirungen recht häufig die an sie geknüpften ereignisse eng und
unlöslich verbunden. die erste chronologische reihe, von Solon bis
Damasias, besteht im grunde nur aus den erläuterungen der archonten-
liste, und ebenso wird niemand die knappen angaben über einzelne
ereignisse der jahre 507--480 von den daten loszureissen gewillt sein.
mit andern worten, Aristoteles hat nicht eine nackte archontenliste, son-

Die jahre 508—478. ergebnis.
genau das was zur ergänzung des unfertigen herodoteischen werkes nötig
war. er setzt nach der schlacht von Mykale ein und berichtet kurz das
letzte was Herodot ausführlich erzählt, die belagerung von Sestos. darauf
erzählt er selbst ausführlich den wiederaufbau der mauern Athens, winter
479/8 unter Xanthippos. es folgen die expeditionen des kriegsjahres 478
und der abfall der Ionier von Sparta, der im frühjahr 477 perfect wird,
als sie dem nachfolger des Pausanias die heeresfolge weigern, und die
τάξις φόϱου, die also in der zweiten hälfte des jahres des Timosthenes,
ersten hälfte des jahres 477 vor sich gieng. damit ist das attische Reich
gegründet, genauer οἱ Ἀϑηναῖοι ἦλϑον ἐπὶ τὰ πϱάγματα ἐν οἷς
ηὐξήϑησαν. das ist ein abschluſs, und da hat auch Thukydides zu-
erst inne gehalten. die erzählung der ereignisse von 476—434 hat er
als excurs erst später eingefügt, mit rücksicht auf die erste attische
chronik, die mittlerweile Hellanikos publicirt hatte. als er sein werk
entwarf, stand der jüngst publicirte torso des herodoteischen werkes in
imponirender gröſse vor seiner phantasie: ihn hat er ergänzen wollen.
seine ganze archaeologie ist ja eine parallele zu dem herodoteischen werke.
auch sie geht, nur mit kurzer scharfgeschlossener argumentation, darauf
aus, die macht Athens in ihrem werden und ihrer bedeutung klar zu
machen: das ist die voraussetzung der ereignisse, die er erzählen will. die
voraussetzung seines erzählens ist das werk des Herodotos: so hat er
am besten dessen absicht begriffen.

Was haben wir nun für Aristoteles ermittelt? nicht viel, scheintErgebnis.
es. er hat eine archontenliste gehabt, der er vor Solon nur bedingtes,
von Solon ab unbedingtes vertrauen schenkt. auf die archonten datirt
er so viele der hauptereignisse, daſs sich eine feste chronologie der
zeit von 594—403 aufbaut. wie viele genau auf den archon gestellte
angaben diese vorlage enthielt, sieht man am deutlichsten, wo er eine
fabel durch den hinweis auf ihre chronologische unmöglichkeit beseitigt:
“man sollte sich doch überlegen, wie alt Solon und Peisistratos geworden
und unter welchem archon sie gestorben wären” (17, 2). das sagt er
von Solon gar nicht erst, das soll der leser wissen, und diese angabe
gilt ihm als eine unwidersprechliche tatsache. es sind nun aber mit
diesen datirungen recht häufig die an sie geknüpften ereignisse eng und
unlöslich verbunden. die erste chronologische reihe, von Solon bis
Damasias, besteht im grunde nur aus den erläuterungen der archonten-
liste, und ebenso wird niemand die knappen angaben über einzelne
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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/41>, abgerufen am 21.11.2024.