Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

Die politische litteratur Athens.
vier ausgesucht wurden, die zur rettung der stadt aus der unterwelt
emporstiegen. da erschien der 'könig' Peisistratos; aber Athen will
keinen könig85); Miltiades dagegen ward um des einen tages von Marathon
willen (weiter hat er wirklich nichts getan) emporgeholt, während Themi-
stokles wegen seiner unreinen hände keine gnade fand. Aristeides selbst
sprach ihm das urteil86) und belehrte den Nikias darüber, wie er
durch ernstes streben die dikaiosune erworben hätte; Nikias also hat
es zu dieser tugend nicht gebracht.87) dann stieg auch der 'häuptling'
Perikles auf, und der harmlose alte spott über seinen zwiebelkopf ver-
schwand vor der glänzenden verherrlichung seiner hinreissenden und
nachhaltig wirkenden beredsamkeit; der biedere haudegen Myronides

würde es sehr schön finden, wenn Aristophanes die warnung aus dem munde des
Perikles in den seines Aischylos übertragen hätte, mit der eben so bedeutenden wie
zeitgemässen änderung en d ektraphe tis, te phusei douleuteon.
85) Den namen basileus kann Eupolis dem tyrannen nur mit einer solchen
wendung gegeben haben; denn in dem namen liegt die unvereinbarkeit mit der
athenischen demokratie besonders stark. an turannos für basileus sind wir aus
der tragoedie gewöhnt, an das umgekehrte nur für Gelon und Hieron. denn im
vierten jahrhundert ist die unterscheidung der ächten von der ausgearteten form
der monarchie ziemlich durchgedrungen. aber ganz gleichgesetzt steht beides noch
in der altattischen schrift bei Iamblichos protr. p. 103, 23, 27 Pist. (Iamblich fügt
daher an der zweiten stelle e turannon hinter basilea ein).
86) Plut. Arist. 4. auf die Demen zurückgeführt Herm. XIV 183. dort habe
ich die stelle der Aristidesscholien veröffentlicht, die am deutlichsten zeigt, dass
der commentator noch selbst die Demen besass und nachschlug; sie waren also in
der rhetorenschule des vierten oder fünften jahrhunderts noch bequem zugänglich.
opisthen für das was in der lectüre überwunden ist, im buche also vorher steht, ist
Kydath. 156 erklärt.
87) Eupolis lässt den Miltiades mit worten der euripideischen Medeia reden,
den Aristeides mit solchen des euripideischen Phoinix (810): parodie darin zu sehen,
ist torheit, vielmehr reden die heroen in dem stile der tragoedie. der Phoinix, aus
dem Aischines (1, 152) eine versreihe vor gericht citirt, muss politisch-sophistische
lehren von bedeutung enthalten haben, natürlich in der gerichtsverhandlung über
den des incestes beschuldigten sohn, aus der auch das rhetorische fragment 811
ist, das die tekmeria als mittel nicht sowol das wahre als das wahrscheinliche zu
finden, bezeichnet. die sophistische debatte drehte sich um phusis und askesis als
quellen der arete, im grunde also um die hauptfrage ei didakton arete. die phusis
ist zwar die hauptsache, denn sie lässt sich nie ersetzen, aber was er mit ihr an-
fängt, ist jedes menschen eignem willen frei gestellt. diesen zug ergänzt Eupolis.
und an seinem umgang kann man den kakos bereits erkennen. phunai men proton
dei, kai touto men te tukhe apodedotai, ta de ep auto ede to anthropo tade
einai, epithumeten genesthai ton kalon kai agathon u. s. w. sagt der sophist bei
Iamblichos protr. 95, 16 Pist. (es ist die anm. 78 citirte wichtige stelle). das sind
die gedanken, welche dann die Sokratik vertieft, Isokrates verflacht.

Die politische litteratur Athens.
vier ausgesucht wurden, die zur rettung der stadt aus der unterwelt
emporstiegen. da erschien der ‘könig’ Peisistratos; aber Athen will
keinen könig85); Miltiades dagegen ward um des einen tages von Marathon
willen (weiter hat er wirklich nichts getan) emporgeholt, während Themi-
stokles wegen seiner unreinen hände keine gnade fand. Aristeides selbst
sprach ihm das urteil86) und belehrte den Nikias darüber, wie er
durch ernstes streben die δικαιοσύνη erworben hätte; Nikias also hat
es zu dieser tugend nicht gebracht.87) dann stieg auch der ‘häuptling’
Perikles auf, und der harmlose alte spott über seinen zwiebelkopf ver-
schwand vor der glänzenden verherrlichung seiner hinreiſsenden und
nachhaltig wirkenden beredsamkeit; der biedere haudegen Myronides

würde es sehr schön finden, wenn Aristophanes die warnung aus dem munde des
Perikles in den seines Aischylos übertragen hätte, mit der eben so bedeutenden wie
zeitgemäſsen änderung ἢν δ̕ ἐκτϱαφῇ τις, τῇ φύσει δουλευτέον.
85) Den namen βασιλεύς kann Eupolis dem tyrannen nur mit einer solchen
wendung gegeben haben; denn in dem namen liegt die unvereinbarkeit mit der
athenischen demokratie besonders stark. an τύϱαννος für βασιλεύς sind wir aus
der tragoedie gewöhnt, an das umgekehrte nur für Gelon und Hieron. denn im
vierten jahrhundert ist die unterscheidung der ächten von der ausgearteten form
der monarchie ziemlich durchgedrungen. aber ganz gleichgesetzt steht beides noch
in der altattischen schrift bei Iamblichos protr. p. 103, 23, 27 Pist. (Iamblich fügt
daher an der zweiten stelle ἢ τύϱαννον hinter βασιλέα ein).
86) Plut. Arist. 4. auf die Demen zurückgeführt Herm. XIV 183. dort habe
ich die stelle der Aristidesscholien veröffentlicht, die am deutlichsten zeigt, daſs
der commentator noch selbst die Demen besaſs und nachschlug; sie waren also in
der rhetorenschule des vierten oder fünften jahrhunderts noch bequem zugänglich.
ὄπισϑεν für das was in der lectüre überwunden ist, im buche also vorher steht, ist
Kydath. 156 erklärt.
87) Eupolis läſst den Miltiades mit worten der euripideischen Medeia reden,
den Aristeides mit solchen des euripideischen Phoinix (810): parodie darin zu sehen,
ist torheit, vielmehr reden die heroen in dem stile der tragoedie. der Phoinix, aus
dem Aischines (1, 152) eine versreihe vor gericht citirt, muſs politisch-sophistische
lehren von bedeutung enthalten haben, natürlich in der gerichtsverhandlung über
den des incestes beschuldigten sohn, aus der auch das rhetorische fragment 811
ist, das die τεκμήϱια als mittel nicht sowol das wahre als das wahrscheinliche zu
finden, bezeichnet. die sophistische debatte drehte sich um φύσις und ἄσκησις als
quellen der ἀϱετή, im grunde also um die hauptfrage εἰ διδακτὸν ἀϱετή. die φύσις
ist zwar die hauptsache, denn sie läſst sich nie ersetzen, aber was er mit ihr an-
fängt, ist jedes menschen eignem willen frei gestellt. diesen zug ergänzt Eupolis.
und an seinem umgang kann man den κακός bereits erkennen. φῦναι μὲν πϱῶτον
δεῖ, καὶ τοῦτο μὲν τῇ τύχῃ ἀποδέδοται, τὰ δὲ ἐπ̕ αὐτῷ ἤδη τῷ ἀνϑϱώπῳ τάδε
εἶναι, ἐπιϑυμητὴν γενέσϑαι τῶν καλῶν καὶ ἀγαϑῶν u. s. w. sagt der sophist bei
Iamblichos protr. 95, 16 Pist. (es ist die anm. 78 citirte wichtige stelle). das sind
die gedanken, welche dann die Sokratik vertieft, Isokrates verflacht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0195" n="181"/><fw place="top" type="header">Die politische litteratur Athens.</fw><lb/>
vier ausgesucht wurden, die zur rettung der stadt aus der unterwelt<lb/>
emporstiegen. da erschien der &#x2018;könig&#x2019; Peisistratos; aber Athen will<lb/>
keinen könig<note place="foot" n="85)">Den namen &#x03B2;&#x03B1;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BB;&#x03B5;&#x03CD;&#x03C2; kann Eupolis dem tyrannen nur mit einer solchen<lb/>
wendung gegeben haben; denn in dem namen liegt die unvereinbarkeit mit der<lb/>
athenischen demokratie besonders stark. an &#x03C4;&#x03CD;&#x03F1;&#x03B1;&#x03BD;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2; für &#x03B2;&#x03B1;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BB;&#x03B5;&#x03CD;&#x03C2; sind wir aus<lb/>
der tragoedie gewöhnt, an das umgekehrte nur für Gelon und Hieron. denn im<lb/>
vierten jahrhundert ist die unterscheidung der ächten von der ausgearteten form<lb/>
der monarchie ziemlich durchgedrungen. aber ganz gleichgesetzt steht beides noch<lb/>
in der altattischen schrift bei Iamblichos protr. p. 103, 23, 27 Pist. (Iamblich fügt<lb/>
daher an der zweiten stelle &#x1F22; &#x03C4;&#x03CD;&#x03F1;&#x03B1;&#x03BD;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD; hinter &#x03B2;&#x03B1;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BB;&#x03AD;&#x03B1; ein).</note>; Miltiades dagegen ward um des einen tages von Marathon<lb/>
willen (weiter hat er wirklich nichts getan) emporgeholt, während Themi-<lb/>
stokles wegen seiner unreinen hände keine gnade fand. Aristeides selbst<lb/>
sprach ihm das urteil<note place="foot" n="86)">Plut. Arist. 4. auf die Demen zurückgeführt Herm. XIV 183. dort habe<lb/>
ich die stelle der Aristidesscholien veröffentlicht, die am deutlichsten zeigt, da&#x017F;s<lb/>
der commentator noch selbst die Demen besa&#x017F;s und nachschlug; sie waren also in<lb/>
der rhetorenschule des vierten oder fünften jahrhunderts noch bequem zugänglich.<lb/>
&#x1F44;&#x03C0;&#x03B9;&#x03C3;&#x03D1;&#x03B5;&#x03BD; für das was in der lectüre überwunden ist, im buche also vorher steht, ist<lb/>
Kydath. 156 erklärt.</note> und belehrte den Nikias darüber, wie er<lb/>
durch ernstes streben die &#x03B4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C3;&#x03CD;&#x03BD;&#x03B7; erworben hätte; Nikias also hat<lb/>
es zu dieser tugend nicht gebracht.<note place="foot" n="87)">Eupolis lä&#x017F;st den Miltiades mit worten der euripideischen Medeia reden,<lb/>
den Aristeides mit solchen des euripideischen Phoinix (810): parodie darin zu sehen,<lb/>
ist torheit, vielmehr reden die heroen in dem stile der tragoedie. der Phoinix, aus<lb/>
dem Aischines (1, 152) eine versreihe vor gericht citirt, mu&#x017F;s politisch-sophistische<lb/>
lehren von bedeutung enthalten haben, natürlich in der gerichtsverhandlung über<lb/>
den des incestes beschuldigten sohn, aus der auch das rhetorische fragment 811<lb/>
ist, das die &#x03C4;&#x03B5;&#x03BA;&#x03BC;&#x03AE;&#x03F1;&#x03B9;&#x03B1; als mittel nicht sowol das wahre als das wahrscheinliche zu<lb/>
finden, bezeichnet. die sophistische debatte drehte sich um &#x03C6;&#x03CD;&#x03C3;&#x03B9;&#x03C2; und &#x1F04;&#x03C3;&#x03BA;&#x03B7;&#x03C3;&#x03B9;&#x03C2; als<lb/>
quellen der &#x1F00;&#x03F1;&#x03B5;&#x03C4;&#x03AE;, im grunde also um die hauptfrage &#x03B5;&#x1F30; &#x03B4;&#x03B9;&#x03B4;&#x03B1;&#x03BA;&#x03C4;&#x1F78;&#x03BD; &#x1F00;&#x03F1;&#x03B5;&#x03C4;&#x1F75;. die &#x03C6;&#x03CD;&#x03C3;&#x03B9;&#x03C2;<lb/>
ist zwar die hauptsache, denn sie lä&#x017F;st sich nie ersetzen, aber was er mit ihr an-<lb/>
fängt, ist jedes menschen eignem willen frei gestellt. diesen zug ergänzt Eupolis.<lb/>
und an seinem umgang kann man den &#x03BA;&#x03B1;&#x03BA;&#x03CC;&#x03C2; bereits erkennen. &#x03C6;&#x1FE6;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9; &#x03BC;&#x1F72;&#x03BD; &#x03C0;&#x03F1;&#x1FF6;&#x03C4;&#x03BF;&#x03BD;<lb/>
&#x03B4;&#x03B5;&#x1FD6;, &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6;&#x03C4;&#x03BF; &#x03BC;&#x1F72;&#x03BD; &#x03C4;&#x1FC7; &#x03C4;&#x03CD;&#x03C7;&#x1FC3; &#x1F00;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B4;&#x03AD;&#x03B4;&#x03BF;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9;, &#x03C4;&#x1F70; &#x03B4;&#x1F72; &#x1F10;&#x03C0;&#x0315; &#x03B1;&#x1F50;&#x03C4;&#x1FF7; &#x1F24;&#x03B4;&#x03B7; &#x03C4;&#x1FF7; &#x1F00;&#x03BD;&#x03D1;&#x03F1;&#x03CE;&#x03C0;&#x1FF3; &#x03C4;&#x03AC;&#x03B4;&#x03B5;<lb/>
&#x03B5;&#x1F36;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;, &#x1F10;&#x03C0;&#x03B9;&#x03D1;&#x03C5;&#x03BC;&#x03B7;&#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x03B3;&#x03B5;&#x03BD;&#x03AD;&#x03C3;&#x03D1;&#x03B1;&#x03B9; &#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03BA;&#x03B1;&#x03BB;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x1F00;&#x03B3;&#x03B1;&#x03D1;&#x1FF6;&#x03BD; u. s. w. sagt der sophist bei<lb/>
Iamblichos protr. 95, 16 Pist. (es ist die anm. 78 citirte wichtige stelle). das sind<lb/>
die gedanken, welche dann die Sokratik vertieft, Isokrates verflacht.</note> dann stieg auch der &#x2018;häuptling&#x2019;<lb/>
Perikles auf, und der harmlose alte spott über seinen zwiebelkopf ver-<lb/>
schwand vor der glänzenden verherrlichung seiner hinrei&#x017F;senden und<lb/>
nachhaltig wirkenden beredsamkeit; der biedere haudegen Myronides<lb/><note xml:id="note-0195" prev="#note-0194" place="foot" n="84)">würde es sehr schön finden, wenn Aristophanes die warnung aus dem munde des<lb/>
Perikles in den seines Aischylos übertragen hätte, mit der eben so bedeutenden wie<lb/>
zeitgemä&#x017F;sen änderung &#x1F22;&#x03BD; &#x03B4;&#x0315; &#x1F10;&#x03BA;&#x03C4;&#x03F1;&#x03B1;&#x03C6;&#x1FC7; &#x03C4;&#x03B9;&#x03C2;, &#x03C4;&#x1FC7; &#x03C6;&#x03CD;&#x03C3;&#x03B5;&#x03B9; &#x03B4;&#x03BF;&#x03C5;&#x03BB;&#x03B5;&#x03C5;&#x03C4;&#x03AD;&#x03BF;&#x03BD;.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0195] Die politische litteratur Athens. vier ausgesucht wurden, die zur rettung der stadt aus der unterwelt emporstiegen. da erschien der ‘könig’ Peisistratos; aber Athen will keinen könig 85); Miltiades dagegen ward um des einen tages von Marathon willen (weiter hat er wirklich nichts getan) emporgeholt, während Themi- stokles wegen seiner unreinen hände keine gnade fand. Aristeides selbst sprach ihm das urteil 86) und belehrte den Nikias darüber, wie er durch ernstes streben die δικαιοσύνη erworben hätte; Nikias also hat es zu dieser tugend nicht gebracht. 87) dann stieg auch der ‘häuptling’ Perikles auf, und der harmlose alte spott über seinen zwiebelkopf ver- schwand vor der glänzenden verherrlichung seiner hinreiſsenden und nachhaltig wirkenden beredsamkeit; der biedere haudegen Myronides 84) 85) Den namen βασιλεύς kann Eupolis dem tyrannen nur mit einer solchen wendung gegeben haben; denn in dem namen liegt die unvereinbarkeit mit der athenischen demokratie besonders stark. an τύϱαννος für βασιλεύς sind wir aus der tragoedie gewöhnt, an das umgekehrte nur für Gelon und Hieron. denn im vierten jahrhundert ist die unterscheidung der ächten von der ausgearteten form der monarchie ziemlich durchgedrungen. aber ganz gleichgesetzt steht beides noch in der altattischen schrift bei Iamblichos protr. p. 103, 23, 27 Pist. (Iamblich fügt daher an der zweiten stelle ἢ τύϱαννον hinter βασιλέα ein). 86) Plut. Arist. 4. auf die Demen zurückgeführt Herm. XIV 183. dort habe ich die stelle der Aristidesscholien veröffentlicht, die am deutlichsten zeigt, daſs der commentator noch selbst die Demen besaſs und nachschlug; sie waren also in der rhetorenschule des vierten oder fünften jahrhunderts noch bequem zugänglich. ὄπισϑεν für das was in der lectüre überwunden ist, im buche also vorher steht, ist Kydath. 156 erklärt. 87) Eupolis läſst den Miltiades mit worten der euripideischen Medeia reden, den Aristeides mit solchen des euripideischen Phoinix (810): parodie darin zu sehen, ist torheit, vielmehr reden die heroen in dem stile der tragoedie. der Phoinix, aus dem Aischines (1, 152) eine versreihe vor gericht citirt, muſs politisch-sophistische lehren von bedeutung enthalten haben, natürlich in der gerichtsverhandlung über den des incestes beschuldigten sohn, aus der auch das rhetorische fragment 811 ist, das die τεκμήϱια als mittel nicht sowol das wahre als das wahrscheinliche zu finden, bezeichnet. die sophistische debatte drehte sich um φύσις und ἄσκησις als quellen der ἀϱετή, im grunde also um die hauptfrage εἰ διδακτὸν ἀϱετή. die φύσις ist zwar die hauptsache, denn sie läſst sich nie ersetzen, aber was er mit ihr an- fängt, ist jedes menschen eignem willen frei gestellt. diesen zug ergänzt Eupolis. und an seinem umgang kann man den κακός bereits erkennen. φῦναι μὲν πϱῶτον δεῖ, καὶ τοῦτο μὲν τῇ τύχῃ ἀποδέδοται, τὰ δὲ ἐπ̕ αὐτῷ ἤδη τῷ ἀνϑϱώπῳ τάδε εἶναι, ἐπιϑυμητὴν γενέσϑαι τῶν καλῶν καὶ ἀγαϑῶν u. s. w. sagt der sophist bei Iamblichos protr. 95, 16 Pist. (es ist die anm. 78 citirte wichtige stelle). das sind die gedanken, welche dann die Sokratik vertieft, Isokrates verflacht. 84) würde es sehr schön finden, wenn Aristophanes die warnung aus dem munde des Perikles in den seines Aischylos übertragen hätte, mit der eben so bedeutenden wie zeitgemäſsen änderung ἢν δ̕ ἐκτϱαφῇ τις, τῇ φύσει δουλευτέον.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/195
Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/195>, abgerufen am 27.04.2024.