durch ihre eigene Mitwirkung hatte das slavische Element das freie deutsche allmählig in Fesseln gelegt, was sonst, nach der Natur beider Völker¬ schaften, ein Ding der Unmöglichkeit war. Jener Rudolph von Habsburg, jener Burggraf von Nürn¬ berg, jener Friedrich der Große waren vom deut¬ schen Blut, alle Siege und Vortheile, die sie über Deutschland gewannen, wurden errungen und behauptet durch deutsche Männer, die sich ihrem Dienst widmeten und denen gewiß nicht die ganze Gefahr vor Augen schwebte, die ihr Vaterland bedrohte. Dieselbe Blindheit zeigte die ganze Na¬ tion zur Zeit des siebenjährigen Krieges, sie be¬ wunderte Friedrichs Genie und in der Bewunde¬ rung seiner Person, seines Glücks, dachte sie nicht daran, daß sie selbst eine große moralische Person ausmache, gegen welche die Persönlichkeit eines Fürsten, eines einzelnen Mannes verbleichen und verschwinden müsse, sie trug in ihrem Eifer ihm die Trümmer des kaiserlichen Zepters und des Reichsapfels entgegen, sie ließ sich schlagen, ver¬ spotten und jubelte über die Schlacht von Ro߬ bach, wo der größte Theil des Heeres nicht aus Franzosen, sondern aus deutschen Reichstruppen bestand. Sancta simplicitas und doch -- ich be¬ greife diese Deutsche und will nicht verschwören, daß Jeder von uns zu der Zeit ein Preußen¬
durch ihre eigene Mitwirkung hatte das ſlaviſche Element das freie deutſche allmaͤhlig in Feſſeln gelegt, was ſonſt, nach der Natur beider Voͤlker¬ ſchaften, ein Ding der Unmoͤglichkeit war. Jener Rudolph von Habsburg, jener Burggraf von Nuͤrn¬ berg, jener Friedrich der Große waren vom deut¬ ſchen Blut, alle Siege und Vortheile, die ſie uͤber Deutſchland gewannen, wurden errungen und behauptet durch deutſche Maͤnner, die ſich ihrem Dienſt widmeten und denen gewiß nicht die ganze Gefahr vor Augen ſchwebte, die ihr Vaterland bedrohte. Dieſelbe Blindheit zeigte die ganze Na¬ tion zur Zeit des ſiebenjaͤhrigen Krieges, ſie be¬ wunderte Friedrichs Genie und in der Bewunde¬ rung ſeiner Perſon, ſeines Gluͤcks, dachte ſie nicht daran, daß ſie ſelbſt eine große moraliſche Perſon ausmache, gegen welche die Perſoͤnlichkeit eines Fuͤrſten, eines einzelnen Mannes verbleichen und verſchwinden muͤſſe, ſie trug in ihrem Eifer ihm die Truͤmmer des kaiſerlichen Zepters und des Reichsapfels entgegen, ſie ließ ſich ſchlagen, ver¬ ſpotten und jubelte uͤber die Schlacht von Ro߬ bach, wo der groͤßte Theil des Heeres nicht aus Franzoſen, ſondern aus deutſchen Reichstruppen beſtand. Sancta simplicitas und doch — ich be¬ greife dieſe Deutſche und will nicht verſchwoͤren, daß Jeder von uns zu der Zeit ein Preußen¬
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durch ihre eigene Mitwirkung hatte das ſlaviſche
Element das freie deutſche allmaͤhlig in Feſſeln
gelegt, was ſonſt, nach der Natur beider Voͤlker¬
ſchaften, ein Ding der Unmoͤglichkeit war. Jener
Rudolph von Habsburg, jener Burggraf von Nuͤrn¬
berg, jener Friedrich der Große waren vom deut¬
ſchen Blut, alle Siege und Vortheile, die ſie
uͤber Deutſchland gewannen, wurden errungen und
behauptet durch deutſche Maͤnner, die ſich ihrem
Dienſt widmeten und denen gewiß nicht die ganze
Gefahr vor Augen ſchwebte, die ihr Vaterland
bedrohte. Dieſelbe Blindheit zeigte die ganze Na¬
tion zur Zeit des ſiebenjaͤhrigen Krieges, ſie be¬
wunderte Friedrichs Genie und in der Bewunde¬
rung ſeiner Perſon, ſeines Gluͤcks, dachte ſie nicht
daran, daß ſie ſelbſt eine große moraliſche Perſon
ausmache, gegen welche die Perſoͤnlichkeit eines
Fuͤrſten, eines einzelnen Mannes verbleichen und
verſchwinden muͤſſe, ſie trug in ihrem Eifer ihm
die Truͤmmer des kaiſerlichen Zepters und des
Reichsapfels entgegen, ſie ließ ſich ſchlagen, ver¬
ſpotten und jubelte uͤber die Schlacht von Ro߬
bach, wo der groͤßte Theil des Heeres nicht aus
Franzoſen, ſondern aus deutſchen Reichstruppen
beſtand. Sancta simplicitas und doch — ich be¬
greife dieſe Deutſche und will nicht verſchwoͤren,
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/275>, abgerufen am 25.11.2024.
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