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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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daß sie sich selber zuhört, und mit denen unsere
tiefheraufgewühlten, unendlichen exaltirten Hoff¬
nungen und Erinnerungen gleichsam im Schlafe
reden, daß die Töne ihre Allmacht vom Sinne
des Grenzenlosen empfangen, dies brauche ich nicht
erst zu sagen. Die Harmonie füllet uns zum
Theil durch ihre arithmetischen Verhältnisse; aber
die Melodie, der Lebensgeist der Musik erklärt sich
aus nichts, als etwa aus der poetischen Nachah¬
mung der roheren Töne, welche unsere Schmer¬
zen und Freuden von sich geben. Die äußere
Musik erzeugt die innere und daher geben uns
alle Töne einen Reiz zum Singen.

Wir schließen mit diesen Worten unsere Ge¬
danken über den Kunstkreis der Musik. Nachdem
wir bisher die eigenthümliche Bahn der sämmtlichen
Künste beschrieben, flüchtig durchlaufen sind, wer¬
den wir in nächster Vorlesung unmittelbar nach
unserm Plane diejenige von den Künsten behan¬
deln, welche sich der Worte als ihrer simbolischen
Zeichen bedient, der Poesie und Rhetorik.



daß ſie ſich ſelber zuhoͤrt, und mit denen unſere
tiefheraufgewuͤhlten, unendlichen exaltirten Hoff¬
nungen und Erinnerungen gleichſam im Schlafe
reden, daß die Toͤne ihre Allmacht vom Sinne
des Grenzenloſen empfangen, dies brauche ich nicht
erſt zu ſagen. Die Harmonie fuͤllet uns zum
Theil durch ihre arithmetiſchen Verhaͤltniſſe; aber
die Melodie, der Lebensgeiſt der Muſik erklaͤrt ſich
aus nichts, als etwa aus der poetiſchen Nachah¬
mung der roheren Toͤne, welche unſere Schmer¬
zen und Freuden von ſich geben. Die aͤußere
Muſik erzeugt die innere und daher geben uns
alle Toͤne einen Reiz zum Singen.

Wir ſchließen mit dieſen Worten unſere Ge¬
danken uͤber den Kunſtkreis der Muſik. Nachdem
wir bisher die eigenthuͤmliche Bahn der ſaͤmmtlichen
Kuͤnſte beſchrieben, fluͤchtig durchlaufen ſind, wer¬
den wir in naͤchſter Vorleſung unmittelbar nach
unſerm Plane diejenige von den Kuͤnſten behan¬
deln, welche ſich der Worte als ihrer ſimboliſchen
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[222/0236] daß ſie ſich ſelber zuhoͤrt, und mit denen unſere tiefheraufgewuͤhlten, unendlichen exaltirten Hoff¬ nungen und Erinnerungen gleichſam im Schlafe reden, daß die Toͤne ihre Allmacht vom Sinne des Grenzenloſen empfangen, dies brauche ich nicht erſt zu ſagen. Die Harmonie fuͤllet uns zum Theil durch ihre arithmetiſchen Verhaͤltniſſe; aber die Melodie, der Lebensgeiſt der Muſik erklaͤrt ſich aus nichts, als etwa aus der poetiſchen Nachah¬ mung der roheren Toͤne, welche unſere Schmer¬ zen und Freuden von ſich geben. Die aͤußere Muſik erzeugt die innere und daher geben uns alle Toͤne einen Reiz zum Singen. Wir ſchließen mit dieſen Worten unſere Ge¬ danken uͤber den Kunſtkreis der Muſik. Nachdem wir bisher die eigenthuͤmliche Bahn der ſaͤmmtlichen Kuͤnſte beſchrieben, fluͤchtig durchlaufen ſind, wer¬ den wir in naͤchſter Vorleſung unmittelbar nach unſerm Plane diejenige von den Kuͤnſten behan¬ deln, welche ſich der Worte als ihrer ſimboliſchen Zeichen bedient, der Poeſie und Rhetorik.

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/236>, abgerufen am 23.11.2024.