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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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die gemeinsamen Symbole dieses Geistes? Es ist
wahr, er weht durch die ganze Welt und wir
hören sein Brausen, aber wissen wir auch, woher
er kommt, wohin er geht? Es ist wahr, wir rei¬
ßen uns allmählig aus der Umarmung des starr¬
gewordenen Lebens los, wir fühlen uns mit Geist
und Sinnen in eine neue Strömung versetzt, die
uns unaufhaltsam mit sich fortreißt, wir sehen
neue Sterne vor unserm Blicke aufgehen, aber
wissen wir auch, welchen Ufern die Welle uns
zutreibt? Prophetisch ist jede Zeile, die gedruckt,
jedes Wort, das gesprochen, jede That, die voll¬
führt wird, aber messianisch keine. Sollen wir,
wie die Juden, den Messias erwarten, als eine
Person, oder sollen wir einer innern Ahnung
Glauben schenken, die uns zuflüstert, vorüber sind
die messianischen Zeiten, wo die Offenbarung aus¬
ging von einem Einzigen, die Zeit selbst ist fort¬
hin der gebenedeite Schooß der Jungfrau, der
vom Geist befruchtet wird und das ist die Erfül¬
lung der alten Weissagung von einer Zeit, wo alle
Jünglinge und Jungfrauen sich dem Zuge der
Begeisterung überlassen?

Wie dem auch ist, so unbezeugt hat sich die
Zukunft nicht gelassen, so unsicher, verwirrt und
schwach sind nicht die Aeußerungen des neuen Gei¬
stes bisher gewesen, um jeden divinatorischen Ver¬

die gemeinſamen Symbole dieſes Geiſtes? Es iſt
wahr, er weht durch die ganze Welt und wir
hoͤren ſein Brauſen, aber wiſſen wir auch, woher
er kommt, wohin er geht? Es iſt wahr, wir rei¬
ßen uns allmaͤhlig aus der Umarmung des ſtarr¬
gewordenen Lebens los, wir fuͤhlen uns mit Geiſt
und Sinnen in eine neue Stroͤmung verſetzt, die
uns unaufhaltſam mit ſich fortreißt, wir ſehen
neue Sterne vor unſerm Blicke aufgehen, aber
wiſſen wir auch, welchen Ufern die Welle uns
zutreibt? Prophetiſch iſt jede Zeile, die gedruckt,
jedes Wort, das geſprochen, jede That, die voll¬
fuͤhrt wird, aber meſſianiſch keine. Sollen wir,
wie die Juden, den Meſſias erwarten, als eine
Perſon, oder ſollen wir einer innern Ahnung
Glauben ſchenken, die uns zufluͤſtert, voruͤber ſind
die meſſianiſchen Zeiten, wo die Offenbarung aus¬
ging von einem Einzigen, die Zeit ſelbſt iſt fort¬
hin der gebenedeite Schooß der Jungfrau, der
vom Geiſt befruchtet wird und das iſt die Erfuͤl¬
lung der alten Weiſſagung von einer Zeit, wo alle
Juͤnglinge und Jungfrauen ſich dem Zuge der
Begeiſterung uͤberlaſſen?

Wie dem auch iſt, ſo unbezeugt hat ſich die
Zukunft nicht gelaſſen, ſo unſicher, verwirrt und
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[119/0133] die gemeinſamen Symbole dieſes Geiſtes? Es iſt wahr, er weht durch die ganze Welt und wir hoͤren ſein Brauſen, aber wiſſen wir auch, woher er kommt, wohin er geht? Es iſt wahr, wir rei¬ ßen uns allmaͤhlig aus der Umarmung des ſtarr¬ gewordenen Lebens los, wir fuͤhlen uns mit Geiſt und Sinnen in eine neue Stroͤmung verſetzt, die uns unaufhaltſam mit ſich fortreißt, wir ſehen neue Sterne vor unſerm Blicke aufgehen, aber wiſſen wir auch, welchen Ufern die Welle uns zutreibt? Prophetiſch iſt jede Zeile, die gedruckt, jedes Wort, das geſprochen, jede That, die voll¬ fuͤhrt wird, aber meſſianiſch keine. Sollen wir, wie die Juden, den Meſſias erwarten, als eine Perſon, oder ſollen wir einer innern Ahnung Glauben ſchenken, die uns zufluͤſtert, voruͤber ſind die meſſianiſchen Zeiten, wo die Offenbarung aus¬ ging von einem Einzigen, die Zeit ſelbſt iſt fort¬ hin der gebenedeite Schooß der Jungfrau, der vom Geiſt befruchtet wird und das iſt die Erfuͤl¬ lung der alten Weiſſagung von einer Zeit, wo alle Juͤnglinge und Jungfrauen ſich dem Zuge der Begeiſterung uͤberlaſſen? Wie dem auch iſt, ſo unbezeugt hat ſich die Zukunft nicht gelaſſen, ſo unſicher, verwirrt und ſchwach ſind nicht die Aeußerungen des neuen Gei¬ ſtes bisher geweſen, um jeden divinatoriſchen Ver¬

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/133>, abgerufen am 22.11.2024.