Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.9. Gelingt es euch, was keinem noch gelang,Aus meinem sattel mich zu heben, So seyd ihr frey, und reiset ohne zwang Wohin ihr wollt: Wo nicht, so müßt ihr euch ergeben, Wie diese Herren hier, mir zu gebot zu leben, Und nicht von hier zu gehn, so lang Bis wir das abentheur bestanden Und meine braut erlößt aus Angulaffers banden. 10. Doch, wenn ihr etwa lieber schwörtIn seinen eisenthurm geraden wegs zu dringen, Und meine Angela allein zurückzubringen, So habt ihr freye wahl, und seyd noch dankes werth. Prinz, sprach der Paladin, was brauchts hier erst zu kiesen: Genug, daß ihr die ehre mir erwiesen: Kommt, einen ritt mit euch und eurer ganzen zahl, Vom übrigen ein andermal! 11. Der schöne Ritter stuzt, doch läßt er sichs gefallen;Sie reiten, die trompeten schallen; Und, kurz, Herr Hüon legt mit einem derben stoß Den Prinzen Libanons gar unsanft auf den schoos Der guten alten mutter Erde; Drauf kommen nach der reyh die edeln knechte dran, Und als er ihnen so wie ihrem Herrn gethan, Hebt er sie wieder auf mit höflicher gebehrde. 12. Bey
9. Gelingt es euch, was keinem noch gelang,Aus meinem ſattel mich zu heben, So ſeyd ihr frey, und reiſet ohne zwang Wohin ihr wollt: Wo nicht, ſo muͤßt ihr euch ergeben, Wie dieſe Herren hier, mir zu gebot zu leben, Und nicht von hier zu gehn, ſo lang Bis wir das abentheur beſtanden Und meine braut erloͤßt aus Angulaffers banden. 10. Doch, wenn ihr etwa lieber ſchwoͤrtIn ſeinen eiſenthurm geraden wegs zu dringen, Und meine Angela allein zuruͤckzubringen, So habt ihr freye wahl, und ſeyd noch dankes werth. Prinz, ſprach der Paladin, was brauchts hier erſt zu kieſen: Genug, daß ihr die ehre mir erwieſen: Kommt, einen ritt mit euch und eurer ganzen zahl, Vom uͤbrigen ein andermal! 11. Der ſchoͤne Ritter ſtuzt, doch laͤßt er ſichs gefallen;Sie reiten, die trompeten ſchallen; Und, kurz, Herr Huͤon legt mit einem derben ſtoß Den Prinzen Libanons gar unſanft auf den ſchoos Der guten alten mutter Erde; Drauf kommen nach der reyh die edeln knechte dran, Und als er ihnen ſo wie ihrem Herrn gethan, Hebt er ſie wieder auf mit hoͤflicher gebehrde. 12. Bey
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9.
Gelingt es euch, was keinem noch gelang,
Aus meinem ſattel mich zu heben,
So ſeyd ihr frey, und reiſet ohne zwang
Wohin ihr wollt: Wo nicht, ſo muͤßt ihr euch ergeben,
Wie dieſe Herren hier, mir zu gebot zu leben,
Und nicht von hier zu gehn, ſo lang
Bis wir das abentheur beſtanden
Und meine braut erloͤßt aus Angulaffers banden.
10.
Doch, wenn ihr etwa lieber ſchwoͤrt
In ſeinen eiſenthurm geraden wegs zu dringen,
Und meine Angela allein zuruͤckzubringen,
So habt ihr freye wahl, und ſeyd noch dankes werth.
Prinz, ſprach der Paladin, was brauchts hier erſt zu kieſen:
Genug, daß ihr die ehre mir erwieſen:
Kommt, einen ritt mit euch und eurer ganzen zahl,
Vom uͤbrigen ein andermal!
11.
Der ſchoͤne Ritter ſtuzt, doch laͤßt er ſichs gefallen;
Sie reiten, die trompeten ſchallen;
Und, kurz, Herr Huͤon legt mit einem derben ſtoß
Den Prinzen Libanons gar unſanft auf den ſchoos
Der guten alten mutter Erde;
Drauf kommen nach der reyh die edeln knechte dran,
Und als er ihnen ſo wie ihrem Herrn gethan,
Hebt er ſie wieder auf mit hoͤflicher gebehrde.
12. Bey
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Zitationshilfe: | Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/56>, abgerufen am 16.02.2025. |