Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.3. Laß sehen, spricht der Paladin,Was diese ritterschaft, die dem verdauungswerke So friedsamlich kaum obzuliegen schien, In solche unruh setzt. Wir selber, wie ich merke, Erwiedert Scherasmin; seyd wohl auf eurer hut, Sie kommen uns in halbem mond entgegen. Herr Hüon zieht mit kaltem blut den degen, O, spricht er, der ist mir für alles gut. 4. Indem tritt aus dem kreis, in feinem wehrgeschmeide,Ein schöner mann hervor, grüßt höflich unsre beyde, Und bittet um gehör. Herr Ritter lobesam, Spricht er, wer noch von unserm stand und orden Von ungefähr zu diesen zelten kam, Ist von uns angehalten worden. Es steht in eurer wahl, ein speerchen hier zu brechen, Wo nicht, zu thun, warum wir euch besprechen. 5. Und was? fragt Hüon züchtiglich.Nicht weit von hier, spricht jener, mästet sich In einer festen burg der Riese Angulasser; Ein arger Christenfeind, ein wahrer wütherich, Auf schöne weiber wie ein Kaffer, Und, was das schlimmste ist, fest gegen hieb und stich, Kraft eines rings, den er dem zwerg genommen, Aus dessen park die Herr'n vermuthlich hergekommen. 6. Mein
3. Laß ſehen, ſpricht der Paladin,Was dieſe ritterſchaft, die dem verdauungswerke So friedſamlich kaum obzuliegen ſchien, In ſolche unruh ſetzt. Wir ſelber, wie ich merke, Erwiedert Scherasmin; ſeyd wohl auf eurer hut, Sie kommen uns in halbem mond entgegen. Herr Huͤon zieht mit kaltem blut den degen, O, ſpricht er, der iſt mir fuͤr alles gut. 4. Indem tritt aus dem kreis, in feinem wehrgeſchmeide,Ein ſchoͤner mann hervor, gruͤßt hoͤflich unſre beyde, Und bittet um gehoͤr. Herr Ritter lobeſam, Spricht er, wer noch von unſerm ſtand und orden Von ungefaͤhr zu dieſen zelten kam, Iſt von uns angehalten worden. Es ſteht in eurer wahl, ein ſpeerchen hier zu brechen, Wo nicht, zu thun, warum wir euch beſprechen. 5. Und was? fragt Huͤon zuͤchtiglich.Nicht weit von hier, ſpricht jener, maͤſtet ſich In einer feſten burg der Rieſe Angulaſſer; Ein arger Chriſtenfeind, ein wahrer wuͤtherich, Auf ſchoͤne weiber wie ein Kaffer, Und, was das ſchlimmſte iſt, feſt gegen hieb und ſtich, Kraft eines rings, den er dem zwerg genommen, Aus deſſen park die Herr'n vermuthlich hergekommen. 6. Mein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0054"/> <lg n="3"> <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">L</hi>aß ſehen, ſpricht der Paladin,</l><lb/> <l>Was dieſe ritterſchaft, die dem verdauungswerke</l><lb/> <l>So friedſamlich kaum obzuliegen ſchien,</l><lb/> <l>In ſolche unruh ſetzt. Wir ſelber, wie ich merke,</l><lb/> <l>Erwiedert Scherasmin; ſeyd wohl auf eurer hut,</l><lb/> <l>Sie kommen uns in halbem mond entgegen.</l><lb/> <l>Herr Huͤon zieht mit kaltem blut den degen,</l><lb/> <l>O, ſpricht er, der iſt mir fuͤr alles gut.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">I</hi>ndem tritt aus dem kreis, in feinem wehrgeſchmeide,</l><lb/> <l>Ein ſchoͤner mann hervor, gruͤßt hoͤflich unſre beyde,</l><lb/> <l>Und bittet um gehoͤr. Herr Ritter lobeſam,</l><lb/> <l>Spricht er, wer noch von unſerm ſtand und orden</l><lb/> <l>Von ungefaͤhr zu dieſen zelten kam,</l><lb/> <l>Iſt von uns angehalten worden.</l><lb/> <l>Es ſteht in eurer wahl, ein ſpeerchen hier zu brechen,</l><lb/> <l>Wo nicht, zu thun, warum wir euch beſprechen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">U</hi>nd was? fragt Huͤon zuͤchtiglich.</l><lb/> <l>Nicht weit von hier, ſpricht jener, maͤſtet ſich</l><lb/> <l>In einer feſten burg der Rieſe Angulaſſer;</l><lb/> <l>Ein arger Chriſtenfeind, ein wahrer wuͤtherich,</l><lb/> <l>Auf ſchoͤne weiber wie ein Kaffer,</l><lb/> <l>Und, was das ſchlimmſte iſt, feſt gegen hieb und ſtich,</l><lb/> <l>Kraft eines rings, den er dem zwerg genommen,</l><lb/> <l>Aus deſſen park die Herr'n vermuthlich hergekommen.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">6. Mein</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0054]
3.
Laß ſehen, ſpricht der Paladin,
Was dieſe ritterſchaft, die dem verdauungswerke
So friedſamlich kaum obzuliegen ſchien,
In ſolche unruh ſetzt. Wir ſelber, wie ich merke,
Erwiedert Scherasmin; ſeyd wohl auf eurer hut,
Sie kommen uns in halbem mond entgegen.
Herr Huͤon zieht mit kaltem blut den degen,
O, ſpricht er, der iſt mir fuͤr alles gut.
4.
Indem tritt aus dem kreis, in feinem wehrgeſchmeide,
Ein ſchoͤner mann hervor, gruͤßt hoͤflich unſre beyde,
Und bittet um gehoͤr. Herr Ritter lobeſam,
Spricht er, wer noch von unſerm ſtand und orden
Von ungefaͤhr zu dieſen zelten kam,
Iſt von uns angehalten worden.
Es ſteht in eurer wahl, ein ſpeerchen hier zu brechen,
Wo nicht, zu thun, warum wir euch beſprechen.
5.
Und was? fragt Huͤon zuͤchtiglich.
Nicht weit von hier, ſpricht jener, maͤſtet ſich
In einer feſten burg der Rieſe Angulaſſer;
Ein arger Chriſtenfeind, ein wahrer wuͤtherich,
Auf ſchoͤne weiber wie ein Kaffer,
Und, was das ſchlimmſte iſt, feſt gegen hieb und ſtich,
Kraft eines rings, den er dem zwerg genommen,
Aus deſſen park die Herr'n vermuthlich hergekommen.
6. Mein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/54 |
Zitationshilfe: | Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/54>, abgerufen am 16.02.2025. |