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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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12.
Geht nur, erwiedert Siegwins sohn,
Durch diesen wald der weg nach Babylon,
So fürcht' ich nichts. -- Herr, laßt auf meinen knieen
Euch bitten! Es ist, bey Gott! mir mehr um euch als mich
Denn gegen diesen geist, das glaubt mir sicherlich,
Hilft weder gegenwehr noch fliehen.
Mit fünf, sechs tagen später ists gethan;
Und ach! ihr kömmt noch stets zu früh in Bagdad an!
13.
Wenn du dich fürchtest, spricht der ritter,
So bleibe du! Ich geh, mein schluß ist fest.
Das nicht, ruft Scherasmin: der tod schmeckt immer bitter,
Allein, ein schelm der seinen herrn verläßt!
Wann ihr entschlossen seyd, so folg ich ohne zaudern,
Und helf uns Gott und unsre Frau zu Aeqs!
Wohlan, ruft Hüon, komm! und reitet bleich wie wachs
Den wald hinein; der Alte folgt mit schaudern.
14.
Kaum war er in der dämmerung
Zweyhundert schritte fortgetrottet
Als links und rechts in vollem sprung
Ein heer von hirschen und reh'n sich ihnen entgegen rottet.
Sie schienen, mit thränen im warnenden blick,
(Wie Scherasmin, wiewohl bey wenig lichte,
Bemerken will) aus mitleid ihn zurück
Zu scheuchen, als sprächen sie: o, flieht ihr armen wichte!
15. Nun
12.
Geht nur, erwiedert Siegwins ſohn,
Durch dieſen wald der weg nach Babylon,
So fuͤrcht' ich nichts. — Herr, laßt auf meinen knieen
Euch bitten! Es iſt, bey Gott! mir mehr um euch als mich
Denn gegen dieſen geiſt, das glaubt mir ſicherlich,
Hilft weder gegenwehr noch fliehen.
Mit fuͤnf, ſechs tagen ſpaͤter iſts gethan;
Und ach! ihr koͤmmt noch ſtets zu fruͤh in Bagdad an!
13.
Wenn du dich fuͤrchteſt, ſpricht der ritter,
So bleibe du! Ich geh, mein ſchluß iſt feſt.
Das nicht, ruft Scherasmin: der tod ſchmeckt immer bitter,
Allein, ein ſchelm der ſeinen herrn verlaͤßt!
Wann ihr entſchloſſen ſeyd, ſo folg ich ohne zaudern,
Und helf uns Gott und unſre Frau zu Aeqs!
Wohlan, ruft Huͤon, komm! und reitet bleich wie wachs
Den wald hinein; der Alte folgt mit ſchaudern.
14.
Kaum war er in der daͤmmerung
Zweyhundert ſchritte fortgetrottet
Als links und rechts in vollem ſprung
Ein heer von hirſchen und reh'n ſich ihnen entgegen rottet.
Sie ſchienen, mit thraͤnen im warnenden blick,
(Wie Scherasmin, wiewohl bey wenig lichte,
Bemerken will) aus mitleid ihn zuruͤck
Zu ſcheuchen, als ſpraͤchen ſie: o, flieht ihr armen wichte!
15. Nun
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[0038] 12. Geht nur, erwiedert Siegwins ſohn, Durch dieſen wald der weg nach Babylon, So fuͤrcht' ich nichts. — Herr, laßt auf meinen knieen Euch bitten! Es iſt, bey Gott! mir mehr um euch als mich Denn gegen dieſen geiſt, das glaubt mir ſicherlich, Hilft weder gegenwehr noch fliehen. Mit fuͤnf, ſechs tagen ſpaͤter iſts gethan; Und ach! ihr koͤmmt noch ſtets zu fruͤh in Bagdad an! 13. Wenn du dich fuͤrchteſt, ſpricht der ritter, So bleibe du! Ich geh, mein ſchluß iſt feſt. Das nicht, ruft Scherasmin: der tod ſchmeckt immer bitter, Allein, ein ſchelm der ſeinen herrn verlaͤßt! Wann ihr entſchloſſen ſeyd, ſo folg ich ohne zaudern, Und helf uns Gott und unſre Frau zu Aeqs! Wohlan, ruft Huͤon, komm! und reitet bleich wie wachs Den wald hinein; der Alte folgt mit ſchaudern. 14. Kaum war er in der daͤmmerung Zweyhundert ſchritte fortgetrottet Als links und rechts in vollem ſprung Ein heer von hirſchen und reh'n ſich ihnen entgegen rottet. Sie ſchienen, mit thraͤnen im warnenden blick, (Wie Scherasmin, wiewohl bey wenig lichte, Bemerken will) aus mitleid ihn zuruͤck Zu ſcheuchen, als ſpraͤchen ſie: o, flieht ihr armen wichte! 15. Nun

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/38>, abgerufen am 21.11.2024.