Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.Trabt dem turnierplaz zu, die schranken stehen offen. 79. Der Alte geht. Inzwischen wird AmandeVon Fatmen angekleidt. Denn, was sie haben muß Sich mit dem glanz, der ihrem hohen Stande Und ihrer schönheit ziemt, in diesem fremden lande Zu zeigen, fanden sie im reichsten überfluß Gehäuft zu ihren füßen liegen. Herr Hüon läßt indeß, mit manchem Vaterkuß, Den kleinen Hüonnet auf seinem knie sich wiegen. 80. Und sieht, mit inniglicher lust,Das schöne Weib, durch alles fremde Zieren Und Schimmern nichts gewinnen noch verlieren. Ob eine rose ihre brust Umschattet, ob ein strauß von blitzenden juwelen In glanz sie hüllt -- stets durch sich selber schön Und liebeathmend, scheint durch Den Ihr nichts geliehn, bey Jener nichts zu fehlen. 81. Der Alte kommt izt mit der nachricht an,Drey tage sey bereits der Schranken aufgethan. Karl (spricht er) immer noch durch seinen groll getrieben, Hat ein Turnier im Reiche ausgeschrieben; Und rathet, welchen Dank der Sieger heut' erhält? Nichts kleiners, Herr, als -- Hüons Land und Lehen! Denn, euch aus Babylon mit ruhm gekrönt zu sehen, Ist was dem Kayser nicht im schlaf zu sinne fällt. 82. Auf,
Trabt dem turnierplaz zu, die ſchranken ſtehen offen. 79. Der Alte geht. Inzwiſchen wird AmandeVon Fatmen angekleidt. Denn, was ſie haben muß Sich mit dem glanz, der ihrem hohen Stande Und ihrer ſchoͤnheit ziemt, in dieſem fremden lande Zu zeigen, fanden ſie im reichſten uͤberfluß Gehaͤuft zu ihren fuͤßen liegen. Herr Huͤon laͤßt indeß, mit manchem Vaterkuß, Den kleinen Huͤonnet auf ſeinem knie ſich wiegen. 80. Und ſieht, mit inniglicher luſt,Das ſchoͤne Weib, durch alles fremde Zieren Und Schimmern nichts gewinnen noch verlieren. Ob eine roſe ihre bruſt Umſchattet, ob ein ſtrauß von blitzenden juwelen In glanz ſie huͤllt — ſtets durch ſich ſelber ſchoͤn Und liebeathmend, ſcheint durch Den Ihr nichts geliehn, bey Jener nichts zu fehlen. 81. Der Alte kommt izt mit der nachricht an,Drey tage ſey bereits der Schranken aufgethan. Karl (ſpricht er) immer noch durch ſeinen groll getrieben, Hat ein Turnier im Reiche ausgeſchrieben; Und rathet, welchen Dank der Sieger heut' erhaͤlt? Nichts kleiners, Herr, als — Huͤons Land und Lehen! Denn, euch aus Babylon mit ruhm gekroͤnt zu ſehen, Iſt was dem Kayſer nicht im ſchlaf zu ſinne faͤllt. 82. Auf,
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Trabt dem turnierplaz zu, die ſchranken ſtehen offen.
Mein gluͤk, ruft Huͤon, laͤßt mein hoffen
Stets hinter ſich. Geh, Freund! wofern nicht alles mich
Betruͤgt, giebt's ein Turnier; geh, und erkund'ge dich.
79.
Der Alte geht. Inzwiſchen wird Amande
Von Fatmen angekleidt. Denn, was ſie haben muß
Sich mit dem glanz, der ihrem hohen Stande
Und ihrer ſchoͤnheit ziemt, in dieſem fremden lande
Zu zeigen, fanden ſie im reichſten uͤberfluß
Gehaͤuft zu ihren fuͤßen liegen.
Herr Huͤon laͤßt indeß, mit manchem Vaterkuß,
Den kleinen Huͤonnet auf ſeinem knie ſich wiegen.
80.
Und ſieht, mit inniglicher luſt,
Das ſchoͤne Weib, durch alles fremde Zieren
Und Schimmern nichts gewinnen noch verlieren.
Ob eine roſe ihre bruſt
Umſchattet, ob ein ſtrauß von blitzenden juwelen
In glanz ſie huͤllt — ſtets durch ſich ſelber ſchoͤn
Und liebeathmend, ſcheint durch Den
Ihr nichts geliehn, bey Jener nichts zu fehlen.
81.
Der Alte kommt izt mit der nachricht an,
Drey tage ſey bereits der Schranken aufgethan.
Karl (ſpricht er) immer noch durch ſeinen groll getrieben,
Hat ein Turnier im Reiche ausgeſchrieben;
Und rathet, welchen Dank der Sieger heut' erhaͤlt?
Nichts kleiners, Herr, als — Huͤons Land und Lehen!
Denn, euch aus Babylon mit ruhm gekroͤnt zu ſehen,
Iſt was dem Kayſer nicht im ſchlaf zu ſinne faͤllt.
82. Auf,
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