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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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30.
O Gott! Es ist zuviel auch dies noch zu erdulden!
Es büße immerhin für meine sündenschulden
Der strengste tod! Ich klage niemand an!
Dies einz'ge nur, o Oberon, gewähre
Dem, den du liebtest, noch -- beschütze meine Ehre,
Beschütze Rezia! -- Du weist, was ich gethan!
Sag' ihr, daß ich den heil'gen Schwur der Treue
Zu halten, den ich schwur, den Feuertod nicht scheue.
31.
So ruft er aus, und, vom Vertraun gestärkt
Daß Ob'ron ihn erhört, berührt ihn unvermerkt
Der mohnbekränzte Geist des Schlummers
Mit seinem stab, dem Stiller alles kummers,
Und wieget ihn, wiewohl nur harter stein
Sein Küssen ist, in leichte träume ein.
Hat ihm vielleicht, zum pfand, daß bald sein leiden endet,
Der gute Schuzgeist selbst dies labsal zugesendet?
32.
Noch lag die halbe Welt mit finsterniß bedekt
Als ihn aus seiner ruh ein dumpfes klirren wekt.
Ihn däucht er hör' im schloß die schweren schlüssel drehen;
Die eisenthür geht auf, des kerkers schwarze wand
Erhellt ein blasser schein, er höret jemand gehen,
Und stemmt sich auf -- und sieht -- in schimmerndem gewand,
Die krone auf dem haupt, die lampe in der hand,
Almansaris zu seiner seite stehen.
33. Sie
30.
O Gott! Es iſt zuviel auch dies noch zu erdulden!
Es buͤße immerhin fuͤr meine ſuͤndenſchulden
Der ſtrengſte tod! Ich klage niemand an!
Dies einz'ge nur, o Oberon, gewaͤhre
Dem, den du liebteſt, noch — beſchuͤtze meine Ehre,
Beſchuͤtze Rezia! — Du weiſt, was ich gethan!
Sag' ihr, daß ich den heil'gen Schwur der Treue
Zu halten, den ich ſchwur, den Feuertod nicht ſcheue.
31.
So ruft er aus, und, vom Vertraun geſtaͤrkt
Daß Ob'ron ihn erhoͤrt, beruͤhrt ihn unvermerkt
Der mohnbekraͤnzte Geiſt des Schlummers
Mit ſeinem ſtab, dem Stiller alles kummers,
Und wieget ihn, wiewohl nur harter ſtein
Sein Kuͤſſen iſt, in leichte traͤume ein.
Hat ihm vielleicht, zum pfand, daß bald ſein leiden endet,
Der gute Schuzgeiſt ſelbſt dies labſal zugeſendet?
32.
Noch lag die halbe Welt mit finſterniß bedekt
Als ihn aus ſeiner ruh ein dumpfes klirren wekt.
Ihn daͤucht er hoͤr' im ſchloß die ſchweren ſchluͤſſel drehen;
Die eiſenthuͤr geht auf, des kerkers ſchwarze wand
Erhellt ein blaſſer ſchein, er hoͤret jemand gehen,
Und ſtemmt ſich auf — und ſieht — in ſchimmerndem gewand,
Die krone auf dem haupt, die lampe in der hand,
Almanſaris zu ſeiner ſeite ſtehen.
33. Sie
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[0298] 30. O Gott! Es iſt zuviel auch dies noch zu erdulden! Es buͤße immerhin fuͤr meine ſuͤndenſchulden Der ſtrengſte tod! Ich klage niemand an! Dies einz'ge nur, o Oberon, gewaͤhre Dem, den du liebteſt, noch — beſchuͤtze meine Ehre, Beſchuͤtze Rezia! — Du weiſt, was ich gethan! Sag' ihr, daß ich den heil'gen Schwur der Treue Zu halten, den ich ſchwur, den Feuertod nicht ſcheue. 31. So ruft er aus, und, vom Vertraun geſtaͤrkt Daß Ob'ron ihn erhoͤrt, beruͤhrt ihn unvermerkt Der mohnbekraͤnzte Geiſt des Schlummers Mit ſeinem ſtab, dem Stiller alles kummers, Und wieget ihn, wiewohl nur harter ſtein Sein Kuͤſſen iſt, in leichte traͤume ein. Hat ihm vielleicht, zum pfand, daß bald ſein leiden endet, Der gute Schuzgeiſt ſelbſt dies labſal zugeſendet? 32. Noch lag die halbe Welt mit finſterniß bedekt Als ihn aus ſeiner ruh ein dumpfes klirren wekt. Ihn daͤucht er hoͤr' im ſchloß die ſchweren ſchluͤſſel drehen; Die eiſenthuͤr geht auf, des kerkers ſchwarze wand Erhellt ein blaſſer ſchein, er hoͤret jemand gehen, Und ſtemmt ſich auf — und ſieht — in ſchimmerndem gewand, Die krone auf dem haupt, die lampe in der hand, Almanſaris zu ſeiner ſeite ſtehen. 33. Sie

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/298>, abgerufen am 24.11.2024.