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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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5.
Amanden (die, wie unser Ritter glaubte,
Im Harem war) zu sehn, blieb keine möglichkeit,
Wofern er nicht sich um die dämmrungszeit
Im garten länger säumt als das Gesez erlaubte.
Er hatte dreymal schon die unruhvollste nacht
In einem busch, bey dem vorbeyzugehen
Wer aus dem Harem kam genöthigt war, durchwacht,
Gelauscht, gegukt, und ach! Amanden nicht gesehen!
6.
Fußfällig angefleht von Fatme, Ibrahim,
Und Scherasmin, ihr und sein eignes leben
So offenbar nicht in gefahr zu geben,
Wollt' er, wiewohl der sonnenwagen ihm
Zu schnell hinabgerollt, am vierten Abend (eben
Zur höchsten zeit) sich noch hinwegbegeben,
Als plözlich, wie er sich um eine Hecke dreht,
Almansaris ganz nahe vor ihm steht.
7.
Sie kam, gelehnt an ihrer Nymfen eine,
Um, lechzend von des tages strengem brand,
Im frischen duft der Pomeranzenhayne
Sich zu ergehn. Ein leichtes nachtgewand,
So zart als hätten Spinnen es gewebet,
Umschattet ihren leib, und nur ein goldnes band
Schließts um den busen zu, der durch die dünne wand
Mit schöner ungeduld sich durchzubrechen strebet.
8. Nie
5.
Amanden (die, wie unſer Ritter glaubte,
Im Harem war) zu ſehn, blieb keine moͤglichkeit,
Wofern er nicht ſich um die daͤmmrungszeit
Im garten laͤnger ſaͤumt als das Geſez erlaubte.
Er hatte dreymal ſchon die unruhvollſte nacht
In einem buſch, bey dem vorbeyzugehen
Wer aus dem Harem kam genoͤthigt war, durchwacht,
Gelauſcht, gegukt, und ach! Amanden nicht geſehen!
6.
Fußfaͤllig angefleht von Fatme, Ibrahim,
Und Scherasmin, ihr und ſein eignes leben
So offenbar nicht in gefahr zu geben,
Wollt' er, wiewohl der ſonnenwagen ihm
Zu ſchnell hinabgerollt, am vierten Abend (eben
Zur hoͤchſten zeit) ſich noch hinwegbegeben,
Als ploͤzlich, wie er ſich um eine Hecke dreht,
Almanſaris ganz nahe vor ihm ſteht.
7.
Sie kam, gelehnt an ihrer Nymfen eine,
Um, lechzend von des tages ſtrengem brand,
Im friſchen duft der Pomeranzenhayne
Sich zu ergehn. Ein leichtes nachtgewand,
So zart als haͤtten Spinnen es gewebet,
Umſchattet ihren leib, und nur ein goldnes band
Schließts um den buſen zu, der durch die duͤnne wand
Mit ſchoͤner ungeduld ſich durchzubrechen ſtrebet.
8. Nie
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[0266] 5. Amanden (die, wie unſer Ritter glaubte, Im Harem war) zu ſehn, blieb keine moͤglichkeit, Wofern er nicht ſich um die daͤmmrungszeit Im garten laͤnger ſaͤumt als das Geſez erlaubte. Er hatte dreymal ſchon die unruhvollſte nacht In einem buſch, bey dem vorbeyzugehen Wer aus dem Harem kam genoͤthigt war, durchwacht, Gelauſcht, gegukt, und ach! Amanden nicht geſehen! 6. Fußfaͤllig angefleht von Fatme, Ibrahim, Und Scherasmin, ihr und ſein eignes leben So offenbar nicht in gefahr zu geben, Wollt' er, wiewohl der ſonnenwagen ihm Zu ſchnell hinabgerollt, am vierten Abend (eben Zur hoͤchſten zeit) ſich noch hinwegbegeben, Als ploͤzlich, wie er ſich um eine Hecke dreht, Almanſaris ganz nahe vor ihm ſteht. 7. Sie kam, gelehnt an ihrer Nymfen eine, Um, lechzend von des tages ſtrengem brand, Im friſchen duft der Pomeranzenhayne Sich zu ergehn. Ein leichtes nachtgewand, So zart als haͤtten Spinnen es gewebet, Umſchattet ihren leib, und nur ein goldnes band Schließts um den buſen zu, der durch die duͤnne wand Mit ſchoͤner ungeduld ſich durchzubrechen ſtrebet. 8. Nie

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/266>, abgerufen am 23.11.2024.