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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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24.
Auf einmal knarrt die thür, und kömmt ein langer Mann
Mit grauem bart, doch frisch und roth von wangen,
Ein grabscheit in der hand, zum haus herausgegangen:
Und beyde sehn, zugleich, was keiner glauben kann,
Herr Hüon seinen treuen Alten
In einem sclavenwams -- der gute Scherasmin
Den werthen Herrn, den er für tod gehalten,
In einem aufzug, der nicht glükweissagend schien.
25.
Ists möglich, rufen alle beyde
Zu gleicher zeit -- Mein bester Herr! -- mein Freund!
Wie finden wir uns hier? -- Und außer sich vor freude,
Umfaßt der alte Mann des Prinzen knie, und weint
Auf seine hand. Ihn herzlich zu umfangen
Bükt Hüon sich zu ihm herunter, hebt
Ihn zu sich auf, und küßt ihn auf die wangen:
Gott Lob, ruft Scherasmin, nun weiß ich daß ihr lebt!
26.
Was für ein guter wind trug euch vor diese schwelle?
Doch zum erzählen ist der ort hier nicht geschikt;
Kommt, lieber Herr, mit mir in meine zelle,
Eh jemand hier beysammen uns erblikt.
Auf allen fall seyd Ihr mein Neffe Hassan (flüstert
Er ihm ins ohr) ein junger handelsmann
Von Halep, der die welt zu sehn gelüstert,
Und schiffbruch lidt, und mit dem leben kaum entrann.
27. Ja,
24.
Auf einmal knarrt die thuͤr, und koͤmmt ein langer Mann
Mit grauem bart, doch friſch und roth von wangen,
Ein grabſcheit in der hand, zum haus herausgegangen:
Und beyde ſehn, zugleich, was keiner glauben kann,
Herr Huͤon ſeinen treuen Alten
In einem ſclavenwams — der gute Scherasmin
Den werthen Herrn, den er fuͤr tod gehalten,
In einem aufzug, der nicht gluͤkweiſſagend ſchien.
25.
Iſts moͤglich, rufen alle beyde
Zu gleicher zeit — Mein beſter Herr! — mein Freund!
Wie finden wir uns hier? — Und außer ſich vor freude,
Umfaßt der alte Mann des Prinzen knie, und weint
Auf ſeine hand. Ihn herzlich zu umfangen
Buͤkt Huͤon ſich zu ihm herunter, hebt
Ihn zu ſich auf, und kuͤßt ihn auf die wangen:
Gott Lob, ruft Scherasmin, nun weiß ich daß ihr lebt!
26.
Was fuͤr ein guter wind trug euch vor dieſe ſchwelle?
Doch zum erzaͤhlen iſt der ort hier nicht geſchikt;
Kommt, lieber Herr, mit mir in meine zelle,
Eh jemand hier beyſammen uns erblikt.
Auf allen fall ſeyd Ihr mein Neffe Haſſan (fluͤſtert
Er ihm ins ohr) ein junger handelsmann
Von Halep, der die welt zu ſehn geluͤſtert,
Und ſchiffbruch lidt, und mit dem leben kaum entrann.
27. Ja,
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[0254] 24. Auf einmal knarrt die thuͤr, und koͤmmt ein langer Mann Mit grauem bart, doch friſch und roth von wangen, Ein grabſcheit in der hand, zum haus herausgegangen: Und beyde ſehn, zugleich, was keiner glauben kann, Herr Huͤon ſeinen treuen Alten In einem ſclavenwams — der gute Scherasmin Den werthen Herrn, den er fuͤr tod gehalten, In einem aufzug, der nicht gluͤkweiſſagend ſchien. 25. Iſts moͤglich, rufen alle beyde Zu gleicher zeit — Mein beſter Herr! — mein Freund! Wie finden wir uns hier? — Und außer ſich vor freude, Umfaßt der alte Mann des Prinzen knie, und weint Auf ſeine hand. Ihn herzlich zu umfangen Buͤkt Huͤon ſich zu ihm herunter, hebt Ihn zu ſich auf, und kuͤßt ihn auf die wangen: Gott Lob, ruft Scherasmin, nun weiß ich daß ihr lebt! 26. Was fuͤr ein guter wind trug euch vor dieſe ſchwelle? Doch zum erzaͤhlen iſt der ort hier nicht geſchikt; Kommt, lieber Herr, mit mir in meine zelle, Eh jemand hier beyſammen uns erblikt. Auf allen fall ſeyd Ihr mein Neffe Haſſan (fluͤſtert Er ihm ins ohr) ein junger handelsmann Von Halep, der die welt zu ſehn geluͤſtert, Und ſchiffbruch lidt, und mit dem leben kaum entrann. 27. Ja,

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/254>, abgerufen am 24.11.2024.