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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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18.
Und doch, wenn meine noth zu wenden
Dein wille wär', o Du, der mich dem tod so oft
Entrissen wenn ich es am wenigsten gehofft,
Es würden alle zweig' in diesem wald zu händen
Auf deinen wink!" -- Ein heilger schauder blizt
Durch sein gebein mit diesem himmelsfunken;
Die stricke fallen ab; er schwankt, wie nebeltrunken,
In einen arm, der ihn unsichtbar unterstüzt.
19.
Es war der Geist, dem Oberon die geschichte
Der beyden Liebenden im bilde sehen ließ,
Der diesen dienst ihm ungesehn erwies.
Der Sohn des lichts erlag dem kläglichen gesichte.
Ach! rief er, inniglich betrübt,
Und sank zu seines Meisters füßen,
So strafbar als er sey, kannst du, der ihn geliebt,
Vor seiner noth dein großes herz verschließen?
20.
Der Erdensohn ist für die Zukunft blind,
Erwiedert Oberon: Wir selbst, du weist es, sind
Des Schiksals diener nur. In heil'gen finsternissen,
Hoch über uns, geht sein verborgner gang;
Und, willig oder nicht, zieht ein geheimer zwang
Uns alle, daß wir ihm im dunkeln folgen müssen.
In dieser kluft, die mich von Hüon trennt,
Ist mir ein einzigs noch für ihn zu thun vergönnt.
21. Fleug
18.
Und doch, wenn meine noth zu wenden
Dein wille waͤr', o Du, der mich dem tod ſo oft
Entriſſen wenn ich es am wenigſten gehofft,
Es wuͤrden alle zweig' in dieſem wald zu haͤnden
Auf deinen wink!“ — Ein heilger ſchauder blizt
Durch ſein gebein mit dieſem himmelsfunken;
Die ſtricke fallen ab; er ſchwankt, wie nebeltrunken,
In einen arm, der ihn unſichtbar unterſtuͤzt.
19.
Es war der Geiſt, dem Oberon die geſchichte
Der beyden Liebenden im bilde ſehen ließ,
Der dieſen dienſt ihm ungeſehn erwies.
Der Sohn des lichts erlag dem klaͤglichen geſichte.
Ach! rief er, inniglich betruͤbt,
Und ſank zu ſeines Meiſters fuͤßen,
So ſtrafbar als er ſey, kannſt du, der ihn geliebt,
Vor ſeiner noth dein großes herz verſchließen?
20.
Der Erdenſohn iſt fuͤr die Zukunft blind,
Erwiedert Oberon: Wir ſelbſt, du weiſt es, ſind
Des Schikſals diener nur. In heil'gen finſterniſſen,
Hoch uͤber uns, geht ſein verborgner gang;
Und, willig oder nicht, zieht ein geheimer zwang
Uns alle, daß wir ihm im dunkeln folgen muͤſſen.
In dieſer kluft, die mich von Huͤon trennt,
Iſt mir ein einzigs noch fuͤr ihn zu thun vergoͤnnt.
21. Fleug
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[0252] 18. Und doch, wenn meine noth zu wenden Dein wille waͤr', o Du, der mich dem tod ſo oft Entriſſen wenn ich es am wenigſten gehofft, Es wuͤrden alle zweig' in dieſem wald zu haͤnden Auf deinen wink!“ — Ein heilger ſchauder blizt Durch ſein gebein mit dieſem himmelsfunken; Die ſtricke fallen ab; er ſchwankt, wie nebeltrunken, In einen arm, der ihn unſichtbar unterſtuͤzt. 19. Es war der Geiſt, dem Oberon die geſchichte Der beyden Liebenden im bilde ſehen ließ, Der dieſen dienſt ihm ungeſehn erwies. Der Sohn des lichts erlag dem klaͤglichen geſichte. Ach! rief er, inniglich betruͤbt, Und ſank zu ſeines Meiſters fuͤßen, So ſtrafbar als er ſey, kannſt du, der ihn geliebt, Vor ſeiner noth dein großes herz verſchließen? 20. Der Erdenſohn iſt fuͤr die Zukunft blind, Erwiedert Oberon: Wir ſelbſt, du weiſt es, ſind Des Schikſals diener nur. In heil'gen finſterniſſen, Hoch uͤber uns, geht ſein verborgner gang; Und, willig oder nicht, zieht ein geheimer zwang Uns alle, daß wir ihm im dunkeln folgen muͤſſen. In dieſer kluft, die mich von Huͤon trennt, Iſt mir ein einzigs noch fuͤr ihn zu thun vergoͤnnt. 21. Fleug

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/252>, abgerufen am 24.11.2024.