Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.3. Amanda hatte ihn, im ringen mit den SöhnenDes raubes, unvermerkt vom finger abgestreift. Die Elfenkönigin, indem sie ihn ergreift, Erkennt den Talisman, dem alle Geister fröhnen. Bald, ruft sie freudig, ist das maas des schiksals voll! Bald werden wieder dich die sterne mir versöhnen Geliebter! Dieser Ring verband uns einst; er soll Zum zweytenmal zu meinem Herrn dich krönen! 4. Inzwischen hatte man im schiff, mit großer müh,Amanden, die in ohnmacht lag, ins leben Zurükgerufen. Kaum begonnte sie Die schweren augen trostlos zu erheben; So fiel vor ihr der Hauptmann auf die knie, Und bat sie, sich dem gram nicht länger zu ergeben: Dein glük ists, sprach er, bloß wovon ich werkzeug bin; In wenig tagen bist du unsre Königin. 5. Besorge nichts von uns, wir sind nur dich zu schützenUnd dir zu dienen da: Dich, Schönste, zu besitzen Ist nur Almansor wehrt, der dir an Reizen gleicht. Er wird beym ersten blik in deinen fesseln liegen, Und, glaube meinem wort, du wirst ihn mit vergnügen Zu deinen füßen sehn. Der Hauptmann sprichts, und reicht, (Um allen argwohn, den sie hegen mag, zu stillen) Ein reiches tuch ihr dar, sich ganz darein zu hüllen. 6. Der Q
3. Amanda hatte ihn, im ringen mit den SoͤhnenDes raubes, unvermerkt vom finger abgeſtreift. Die Elfenkoͤnigin, indem ſie ihn ergreift, Erkennt den Talisman, dem alle Geiſter froͤhnen. Bald, ruft ſie freudig, iſt das maas des ſchikſals voll! Bald werden wieder dich die ſterne mir verſoͤhnen Geliebter! Dieſer Ring verband uns einſt; er ſoll Zum zweytenmal zu meinem Herrn dich kroͤnen! 4. Inzwiſchen hatte man im ſchiff, mit großer muͤh,Amanden, die in ohnmacht lag, ins leben Zuruͤkgerufen. Kaum begonnte ſie Die ſchweren augen troſtlos zu erheben; So fiel vor ihr der Hauptmann auf die knie, Und bat ſie, ſich dem gram nicht laͤnger zu ergeben: Dein gluͤk iſts, ſprach er, bloß wovon ich werkzeug bin; In wenig tagen biſt du unſre Koͤnigin. 5. Beſorge nichts von uns, wir ſind nur dich zu ſchuͤtzenUnd dir zu dienen da: Dich, Schoͤnſte, zu beſitzen Iſt nur Almanſor wehrt, der dir an Reizen gleicht. Er wird beym erſten blik in deinen feſſeln liegen, Und, glaube meinem wort, du wirſt ihn mit vergnuͤgen Zu deinen fuͤßen ſehn. Der Hauptmann ſprichts, und reicht, (Um allen argwohn, den ſie hegen mag, zu ſtillen) Ein reiches tuch ihr dar, ſich ganz darein zu huͤllen. 6. Der Q
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0247"/> <lg n="3"> <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">A</hi>manda hatte ihn, im ringen mit den Soͤhnen</l><lb/> <l>Des raubes, unvermerkt vom finger abgeſtreift.</l><lb/> <l>Die Elfenkoͤnigin, indem ſie ihn ergreift,</l><lb/> <l>Erkennt den Talisman, dem alle Geiſter froͤhnen.</l><lb/> <l>Bald, ruft ſie freudig, iſt das maas des ſchikſals voll!</l><lb/> <l>Bald werden wieder dich die ſterne mir verſoͤhnen</l><lb/> <l>Geliebter! Dieſer Ring verband uns einſt; er ſoll</l><lb/> <l>Zum zweytenmal zu meinem Herrn dich kroͤnen!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">I</hi>nzwiſchen hatte man im ſchiff, mit großer muͤh,</l><lb/> <l>Amanden, die in ohnmacht lag, ins leben</l><lb/> <l>Zuruͤkgerufen. Kaum begonnte ſie</l><lb/> <l>Die ſchweren augen troſtlos zu erheben;</l><lb/> <l>So fiel vor ihr der Hauptmann auf die knie,</l><lb/> <l>Und bat ſie, ſich dem gram nicht laͤnger zu ergeben:</l><lb/> <l>Dein gluͤk iſts, ſprach er, bloß wovon ich werkzeug bin;</l><lb/> <l>In wenig tagen biſt du unſre Koͤnigin.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">B</hi>eſorge nichts von uns, wir ſind nur dich zu ſchuͤtzen</l><lb/> <l>Und dir zu dienen da: Dich, Schoͤnſte, zu beſitzen</l><lb/> <l>Iſt nur Almanſor wehrt, der dir an Reizen gleicht.</l><lb/> <l>Er wird beym erſten blik in deinen feſſeln liegen,</l><lb/> <l>Und, glaube meinem wort, du wirſt ihn mit vergnuͤgen</l><lb/> <l>Zu deinen fuͤßen ſehn. Der Hauptmann ſprichts, und reicht,</l><lb/> <l>(Um allen argwohn, den ſie hegen mag, zu ſtillen)</l><lb/> <l>Ein reiches tuch ihr dar, ſich ganz darein zu huͤllen.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q</fw> <fw place="bottom" type="catch">6. Der</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0247]
3.
Amanda hatte ihn, im ringen mit den Soͤhnen
Des raubes, unvermerkt vom finger abgeſtreift.
Die Elfenkoͤnigin, indem ſie ihn ergreift,
Erkennt den Talisman, dem alle Geiſter froͤhnen.
Bald, ruft ſie freudig, iſt das maas des ſchikſals voll!
Bald werden wieder dich die ſterne mir verſoͤhnen
Geliebter! Dieſer Ring verband uns einſt; er ſoll
Zum zweytenmal zu meinem Herrn dich kroͤnen!
4.
Inzwiſchen hatte man im ſchiff, mit großer muͤh,
Amanden, die in ohnmacht lag, ins leben
Zuruͤkgerufen. Kaum begonnte ſie
Die ſchweren augen troſtlos zu erheben;
So fiel vor ihr der Hauptmann auf die knie,
Und bat ſie, ſich dem gram nicht laͤnger zu ergeben:
Dein gluͤk iſts, ſprach er, bloß wovon ich werkzeug bin;
In wenig tagen biſt du unſre Koͤnigin.
5.
Beſorge nichts von uns, wir ſind nur dich zu ſchuͤtzen
Und dir zu dienen da: Dich, Schoͤnſte, zu beſitzen
Iſt nur Almanſor wehrt, der dir an Reizen gleicht.
Er wird beym erſten blik in deinen feſſeln liegen,
Und, glaube meinem wort, du wirſt ihn mit vergnuͤgen
Zu deinen fuͤßen ſehn. Der Hauptmann ſprichts, und reicht,
(Um allen argwohn, den ſie hegen mag, zu ſtillen)
Ein reiches tuch ihr dar, ſich ganz darein zu huͤllen.
6. Der
Q
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |