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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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45.
Ehrt, ruft er laut, den heil'gen Vater in mir
Des sohn ich bin! Im namen des Gottes dem ich diene
Gebiet ich fried! -- Er riefs mit einer mine
Und einem ton, der heiden zur gebühr
Genöthigt hätt'. Und flugs auf einmal legen
Des aufruhrs wogen sich, erhellt sich jeder blick,
Und jeder dolch und jeder nakte degen
Schleicht in die scheide still zurück.
46.
Nun trug der Abt den ganzen verlauf der sache
Dem Kayser vor. Die überredung saß
Auf seinen lippen. Allein, was half mir das?
Die leiche des sohns liegt da, und schreyt um rache.
Hier, ruft der vater, sieh, und sprich
Dem mörder meines sohns das urtheil! Sprichs für mich!
Ja, rachedürstender geist, dein gaumen soll sich laben
An seinem blut! Er sterb' und mäste die raben!
47.
Izt schwoll mein herz empor. Ich bin kein mörder, schrie
Ich überlaut. Der richter richtet nicht billig
In eigner sache. Der kläger Amory
Ist ein verräther, herr! Hier steh ich, frey und willig,
Will in sein falsches herz, mit meines lebens fahr,
Beweisen, daß er ein schalk und lügner ist, und war
Und bleiben wird, so lange sein hauch die luft vergiftet.
Sein werk ist alles dies. Er hat es angestiftet!
48. Ich
45.
Ehrt, ruft er laut, den heil'gen Vater in mir
Des ſohn ich bin! Im namen des Gottes dem ich diene
Gebiet ich fried! — Er riefs mit einer mine
Und einem ton, der heiden zur gebuͤhr
Genoͤthigt haͤtt'. Und flugs auf einmal legen
Des aufruhrs wogen ſich, erhellt ſich jeder blick,
Und jeder dolch und jeder nakte degen
Schleicht in die ſcheide ſtill zuruͤck.
46.
Nun trug der Abt den ganzen verlauf der ſache
Dem Kayſer vor. Die uͤberredung ſaß
Auf ſeinen lippen. Allein, was half mir das?
Die leiche des ſohns liegt da, und ſchreyt um rache.
Hier, ruft der vater, ſieh, und ſprich
Dem moͤrder meines ſohns das urtheil! Sprichs fuͤr mich!
Ja, racheduͤrſtender geiſt, dein gaumen ſoll ſich laben
An ſeinem blut! Er ſterb' und maͤſte die raben!
47.
Izt ſchwoll mein herz empor. Ich bin kein moͤrder, ſchrie
Ich uͤberlaut. Der richter richtet nicht billig
In eigner ſache. Der klaͤger Amory
Iſt ein verraͤther, herr! Hier ſteh ich, frey und willig,
Will in ſein falſches herz, mit meines lebens fahr,
Beweiſen, daß er ein ſchalk und luͤgner iſt, und war
Und bleiben wird, ſo lange ſein hauch die luft vergiftet.
Sein werk iſt alles dies. Er hat es angeſtiftet!
48. Ich
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[0024] 45. Ehrt, ruft er laut, den heil'gen Vater in mir Des ſohn ich bin! Im namen des Gottes dem ich diene Gebiet ich fried! — Er riefs mit einer mine Und einem ton, der heiden zur gebuͤhr Genoͤthigt haͤtt'. Und flugs auf einmal legen Des aufruhrs wogen ſich, erhellt ſich jeder blick, Und jeder dolch und jeder nakte degen Schleicht in die ſcheide ſtill zuruͤck. 46. Nun trug der Abt den ganzen verlauf der ſache Dem Kayſer vor. Die uͤberredung ſaß Auf ſeinen lippen. Allein, was half mir das? Die leiche des ſohns liegt da, und ſchreyt um rache. Hier, ruft der vater, ſieh, und ſprich Dem moͤrder meines ſohns das urtheil! Sprichs fuͤr mich! Ja, racheduͤrſtender geiſt, dein gaumen ſoll ſich laben An ſeinem blut! Er ſterb' und maͤſte die raben! 47. Izt ſchwoll mein herz empor. Ich bin kein moͤrder, ſchrie Ich uͤberlaut. Der richter richtet nicht billig In eigner ſache. Der klaͤger Amory Iſt ein verraͤther, herr! Hier ſteh ich, frey und willig, Will in ſein falſches herz, mit meines lebens fahr, Beweiſen, daß er ein ſchalk und luͤgner iſt, und war Und bleiben wird, ſo lange ſein hauch die luft vergiftet. Sein werk iſt alles dies. Er hat es angeſtiftet! 48. Ich

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/24>, abgerufen am 21.11.2024.