Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.30. Und wie sie drauf in eitel lust und prachtMit jagen, turnieren, banketten, saus und brause, Zwey volle jahre wie einzelne tage verbracht: Bis Amory, der feind von seinem hause, Beym Kayser, dessen huld sein vater schon verscherzt, Ihn hinterrucks gar böslich angeschwärzt; Und wie ihn Karl, jedoch zum schein in allen gnaden, Nach hofe, zum empfang der lehen, vorgeladen. 31. Wie sein besagter feind, der listige BaronVon Hohenblat mit Scharlot, zweytem sohn Des Kaysers, und dem schlimmsten fürstenknaben Im Christenthum, der lange lust gehegt Zu Hüons land, es heimlich angelegt Auf seinem zug nach hof ihm eine grube zu graben; Und wie sie eines morgens früh Ihm aufgepaßt im wald bey Montlery. 32. Mein bruder Gerard, der die reise mit uns machte,(So fuhr er fort) ein muntrer fant, Mit seinem falken auf der hand, Entfernt' im wald, aus kind'scher lust, sich sachte Von unserm trupp, läßt seinen falken loß, Und rennt ihm nach; wir andern zogen Ganz arglos unsern weg, und achteten's nicht groß Als falk und knab aus unserm blik entflogen. 33. Auf
30. Und wie ſie drauf in eitel luſt und prachtMit jagen, turnieren, banketten, ſaus und brauſe, Zwey volle jahre wie einzelne tage verbracht: Bis Amory, der feind von ſeinem hauſe, Beym Kayſer, deſſen huld ſein vater ſchon verſcherzt, Ihn hinterrucks gar boͤslich angeſchwaͤrzt; Und wie ihn Karl, jedoch zum ſchein in allen gnaden, Nach hofe, zum empfang der lehen, vorgeladen. 31. Wie ſein beſagter feind, der liſtige BaronVon Hohenblat mit Scharlot, zweytem ſohn Des Kayſers, und dem ſchlimmſten fuͤrſtenknaben Im Chriſtenthum, der lange luſt gehegt Zu Huͤons land, es heimlich angelegt Auf ſeinem zug nach hof ihm eine grube zu graben; Und wie ſie eines morgens fruͤh Ihm aufgepaßt im wald bey Montlery. 32. Mein bruder Gerard, der die reiſe mit uns machte,(So fuhr er fort) ein muntrer fant, Mit ſeinem falken auf der hand, Entfernt' im wald, aus kind'ſcher luſt, ſich ſachte Von unſerm trupp, laͤßt ſeinen falken loß, Und rennt ihm nach; wir andern zogen Ganz arglos unſern weg, und achteten's nicht groß Als falk und knab aus unſerm blik entflogen. 33. Auf
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30.
Und wie ſie drauf in eitel luſt und pracht
Mit jagen, turnieren, banketten, ſaus und brauſe,
Zwey volle jahre wie einzelne tage verbracht:
Bis Amory, der feind von ſeinem hauſe,
Beym Kayſer, deſſen huld ſein vater ſchon verſcherzt,
Ihn hinterrucks gar boͤslich angeſchwaͤrzt;
Und wie ihn Karl, jedoch zum ſchein in allen gnaden,
Nach hofe, zum empfang der lehen, vorgeladen.
31.
Wie ſein beſagter feind, der liſtige Baron
Von Hohenblat mit Scharlot, zweytem ſohn
Des Kayſers, und dem ſchlimmſten fuͤrſtenknaben
Im Chriſtenthum, der lange luſt gehegt
Zu Huͤons land, es heimlich angelegt
Auf ſeinem zug nach hof ihm eine grube zu graben;
Und wie ſie eines morgens fruͤh
Ihm aufgepaßt im wald bey Montlery.
32.
Mein bruder Gerard, der die reiſe mit uns machte,
(So fuhr er fort) ein muntrer fant,
Mit ſeinem falken auf der hand,
Entfernt' im wald, aus kind'ſcher luſt, ſich ſachte
Von unſerm trupp, laͤßt ſeinen falken loß,
Und rennt ihm nach; wir andern zogen
Ganz arglos unſern weg, und achteten's nicht groß
Als falk und knab aus unſerm blik entflogen.
33. Auf
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