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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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3.
Mit viel geschmak und wohlverkühltem blut
Sucht er ein kind sich aus, wie er's zu tisch und bette,
Zu scherz und ernst gerade nöthig hätte,
Zumal zur sicherheit; ein mädchen, fromm und gut,
Unschuldig, sittsam, unerfahren,
Keusch wie der mond und frey von aller eiteln lust,
Jung überdies, pechschwarz von aug und haaren,
Von farbe rosenhaft, und rund von arm und brust.
4.
Von allen drey und dreyßig stücken,
Womit ein schönes weib, sagt man, versehen ist,
Hätt' er kein einzigs gern an seiner braut vermißt;
Am wenigsten das aug', in dessen feuerblicken
Ein feuchtes wölkchen schwimmt, die kleine weiche hand,
Die lippen, die dem kuß entgegenschwellen,
Das runde knie, der hüften schöne wellen,
Und unter sanftem druk den süßen widerstand.
5.
Der gute alte Herr, beym kauf so schöner waare,
Vergaß nur eins -- die fünf und sechzig jahre,
Die seinen kopf bereits mit schnee bestreun.
Zwar macht er aus geheimer vorempfindung
Ausdrüklich zum beding der ehlichen verbindung,
Sie sollte reizvoll, warm, und alles das, allein
Für ihn, und kalt wie eis für jeden andern bleiben:
Allein, wer wird für sie die klausel unterschreiben?
6. Ro-
3.
Mit viel geſchmak und wohlverkuͤhltem blut
Sucht er ein kind ſich aus, wie er's zu tiſch und bette,
Zu ſcherz und ernſt gerade noͤthig haͤtte,
Zumal zur ſicherheit; ein maͤdchen, fromm und gut,
Unſchuldig, ſittſam, unerfahren,
Keuſch wie der mond und frey von aller eiteln luſt,
Jung uͤberdies, pechſchwarz von aug und haaren,
Von farbe roſenhaft, und rund von arm und bruſt.
4.
Von allen drey und dreyßig ſtuͤcken,
Womit ein ſchoͤnes weib, ſagt man, verſehen iſt,
Haͤtt' er kein einzigs gern an ſeiner braut vermißt;
Am wenigſten das aug', in deſſen feuerblicken
Ein feuchtes woͤlkchen ſchwimmt, die kleine weiche hand,
Die lippen, die dem kuß entgegenſchwellen,
Das runde knie, der huͤften ſchoͤne wellen,
Und unter ſanftem druk den ſuͤßen widerſtand.
5.
Der gute alte Herr, beym kauf ſo ſchoͤner waare,
Vergaß nur eins — die fuͤnf und ſechzig jahre,
Die ſeinen kopf bereits mit ſchnee beſtreun.
Zwar macht er aus geheimer vorempfindung
Ausdruͤklich zum beding der ehlichen verbindung,
Sie ſollte reizvoll, warm, und alles das, allein
Fuͤr ihn, und kalt wie eis fuͤr jeden andern bleiben:
Allein, wer wird fuͤr ſie die klauſel unterſchreiben?
6. Ro-
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[0140] 3. Mit viel geſchmak und wohlverkuͤhltem blut Sucht er ein kind ſich aus, wie er's zu tiſch und bette, Zu ſcherz und ernſt gerade noͤthig haͤtte, Zumal zur ſicherheit; ein maͤdchen, fromm und gut, Unſchuldig, ſittſam, unerfahren, Keuſch wie der mond und frey von aller eiteln luſt, Jung uͤberdies, pechſchwarz von aug und haaren, Von farbe roſenhaft, und rund von arm und bruſt. 4. Von allen drey und dreyßig ſtuͤcken, Womit ein ſchoͤnes weib, ſagt man, verſehen iſt, Haͤtt' er kein einzigs gern an ſeiner braut vermißt; Am wenigſten das aug', in deſſen feuerblicken Ein feuchtes woͤlkchen ſchwimmt, die kleine weiche hand, Die lippen, die dem kuß entgegenſchwellen, Das runde knie, der huͤften ſchoͤne wellen, Und unter ſanftem druk den ſuͤßen widerſtand. 5. Der gute alte Herr, beym kauf ſo ſchoͤner waare, Vergaß nur eins — die fuͤnf und ſechzig jahre, Die ſeinen kopf bereits mit ſchnee beſtreun. Zwar macht er aus geheimer vorempfindung Ausdruͤklich zum beding der ehlichen verbindung, Sie ſollte reizvoll, warm, und alles das, allein Fuͤr ihn, und kalt wie eis fuͤr jeden andern bleiben: Allein, wer wird fuͤr ſie die klauſel unterſchreiben? 6. Ro-

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/140>, abgerufen am 21.11.2024.