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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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Oberon
Siebenter Gesang.

1.
Und so beginnt er dann: Vor etwa hundert Jahren
Lebt' an den ufern des Tessin
Ein Edelmann, an weisheit ziemlich grün,
Wiewohl sehr grau an bart und haaren;
Mit podagra und gicht, der späten bittern frucht
Zuviel genoßner lust, fast täglich heimgesucht;
Ein hofmann übrigens, galant und wohlerfahren,
Und in der kriegeskunst der Minne wohlversucht.
2.
Dem war, nachdem er lang sein sündliches vergnügen
Daran gehabt, im Hagestolzen stand
Auf Amors freyer pürsch bergauf bergab im land
Herumzuziehn, und, wo er eingang fand,
Bey seines Nächsten weib zu liegen;
Ihm, sag ich, war zulezt der einfall aufgestiegen,
Den steiffen hals, noch an des lebens rand,
Ins sanfte joch der heilgen Eh' zu schmiegen.
3. Mit
I 3
Oberon
Siebenter Geſang.

1.
Und ſo beginnt er dann: Vor etwa hundert Jahren
Lebt' an den ufern des Teſſin
Ein Edelmann, an weisheit ziemlich gruͤn,
Wiewohl ſehr grau an bart und haaren;
Mit podagra und gicht, der ſpaͤten bittern frucht
Zuviel genoßner luſt, faſt taͤglich heimgeſucht;
Ein hofmann uͤbrigens, galant und wohlerfahren,
Und in der kriegeskunſt der Minne wohlverſucht.
2.
Dem war, nachdem er lang ſein ſuͤndliches vergnuͤgen
Daran gehabt, im Hageſtolzen ſtand
Auf Amors freyer puͤrſch bergauf bergab im land
Herumzuziehn, und, wo er eingang fand,
Bey ſeines Naͤchſten weib zu liegen;
Ihm, ſag ich, war zulezt der einfall aufgeſtiegen,
Den ſteiffen hals, noch an des lebens rand,
Ins ſanfte joch der heilgen Eh' zu ſchmiegen.
3. Mit
I 3
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[0139] Oberon Siebenter Geſang. 1. Und ſo beginnt er dann: Vor etwa hundert Jahren Lebt' an den ufern des Teſſin Ein Edelmann, an weisheit ziemlich gruͤn, Wiewohl ſehr grau an bart und haaren; Mit podagra und gicht, der ſpaͤten bittern frucht Zuviel genoßner luſt, faſt taͤglich heimgeſucht; Ein hofmann uͤbrigens, galant und wohlerfahren, Und in der kriegeskunſt der Minne wohlverſucht. 2. Dem war, nachdem er lang ſein ſuͤndliches vergnuͤgen Daran gehabt, im Hageſtolzen ſtand Auf Amors freyer puͤrſch bergauf bergab im land Herumzuziehn, und, wo er eingang fand, Bey ſeines Naͤchſten weib zu liegen; Ihm, ſag ich, war zulezt der einfall aufgeſtiegen, Den ſteiffen hals, noch an des lebens rand, Ins ſanfte joch der heilgen Eh' zu ſchmiegen. 3. Mit I 3

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/139>, abgerufen am 28.11.2024.