Jn diesen Umständen befand sich der Hof zu Syra- cus, als der Held unsrer Geschichte in dieser Stadt an- kam; und so war der Fürst beschaffen, welchem er, un- ter ganz andern Voraussezungen, seine Dienste anzu- bieten gekommen war.
Fünftes Capitel. Agathon wird der Günstling des Dionysius.
Agathon erfuhr die hauptsächlichsten Begebenheiten, welche den Jnhalt des vorhergehenden Capitels ausma- chen, bey einem grossen Gastmal, welches sein Freund der Kaufmann, des folgenden Tages gab, um Aga- thons Ankunft in Syracus, und seine eigene Wieder- kunft feyrlich zu begehen. Der Nahme eines Gastes, der eine Zeit lang den Griechen so viel von sich zu reden gegeben hatte, zog unter andern Neugierigen auch den Philosophen Aristippus herbey, der sowol wegen der An- nehmlichkeiten seines Umgangs, als wegen der Gnade, worinn er bey dem Tyrannen stuhnd, in den besten Häusern zu Syracus sehr willkommen war. Dieser Philosoph hatte sich, bey jener grossen Migration der schönen Geister aus Griechenland nach Syracus, auch dahin begeben, mehr um einen beobachtenden Zuschauer abzugeben, als in der Absicht, durch parasitische Künste die Eitelkeit des Dionys seinen Bedürfnisseu zinßbar zu machen. Agathon und Aristippus hatten einander zu
Athen
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Neuntes Buch, viertes Capitel.
Jn dieſen Umſtaͤnden befand ſich der Hof zu Syra- cus, als der Held unſrer Geſchichte in dieſer Stadt an- kam; und ſo war der Fuͤrſt beſchaffen, welchem er, un- ter ganz andern Vorausſezungen, ſeine Dienſte anzu- bieten gekommen war.
Fuͤnftes Capitel. Agathon wird der Guͤnſtling des Dionyſius.
Agathon erfuhr die hauptſaͤchlichſten Begebenheiten, welche den Jnhalt des vorhergehenden Capitels ausma- chen, bey einem groſſen Gaſtmal, welches ſein Freund der Kaufmann, des folgenden Tages gab, um Aga- thons Ankunft in Syracus, und ſeine eigene Wieder- kunft feyrlich zu begehen. Der Nahme eines Gaſtes, der eine Zeit lang den Griechen ſo viel von ſich zu reden gegeben hatte, zog unter andern Neugierigen auch den Philoſophen Ariſtippus herbey, der ſowol wegen der An- nehmlichkeiten ſeines Umgangs, als wegen der Gnade, worinn er bey dem Tyrannen ſtuhnd, in den beſten Haͤuſern zu Syracus ſehr willkommen war. Dieſer Philoſoph hatte ſich, bey jener groſſen Migration der ſchoͤnen Geiſter aus Griechenland nach Syracus, auch dahin begeben, mehr um einen beobachtenden Zuſchauer abzugeben, als in der Abſicht, durch paraſitiſche Kuͤnſte die Eitelkeit des Dionys ſeinen Beduͤrfniſſeu zinßbar zu machen. Agathon und Ariſtippus hatten einander zu
Athen
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Neuntes Buch, viertes Capitel.
Jn dieſen Umſtaͤnden befand ſich der Hof zu Syra-
cus, als der Held unſrer Geſchichte in dieſer Stadt an-
kam; und ſo war der Fuͤrſt beſchaffen, welchem er, un-
ter ganz andern Vorausſezungen, ſeine Dienſte anzu-
bieten gekommen war.
Fuͤnftes Capitel.
Agathon wird der Guͤnſtling des Dionyſius.
Agathon erfuhr die hauptſaͤchlichſten Begebenheiten,
welche den Jnhalt des vorhergehenden Capitels ausma-
chen, bey einem groſſen Gaſtmal, welches ſein Freund
der Kaufmann, des folgenden Tages gab, um Aga-
thons Ankunft in Syracus, und ſeine eigene Wieder-
kunft feyrlich zu begehen. Der Nahme eines Gaſtes,
der eine Zeit lang den Griechen ſo viel von ſich zu reden
gegeben hatte, zog unter andern Neugierigen auch den
Philoſophen Ariſtippus herbey, der ſowol wegen der An-
nehmlichkeiten ſeines Umgangs, als wegen der Gnade,
worinn er bey dem Tyrannen ſtuhnd, in den beſten
Haͤuſern zu Syracus ſehr willkommen war. Dieſer
Philoſoph hatte ſich, bey jener groſſen Migration der
ſchoͤnen Geiſter aus Griechenland nach Syracus, auch
dahin begeben, mehr um einen beobachtenden Zuſchauer
abzugeben, als in der Abſicht, durch paraſitiſche Kuͤnſte
die Eitelkeit des Dionys ſeinen Beduͤrfniſſeu zinßbar zu
machen. Agathon und Ariſtippus hatten einander zu
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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/155>, abgerufen am 29.03.2024.
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