Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Agathon.
Agathon war zu edelmüthig, die schöne Danae für die
Schwachheit, welche sie gegen ihn gehabt hatte, (das
einzige, was die Hochachtung hätte vermindern können,
welche sie durch so viele schöne Eigenschaften des Gei-
stes und des Herzens verdiente,) dadurch zu bestrafen,
daß er ihr deswegen nur das mindeste von der seinigen
entzogen hätte. Aber so bald es dahin gekommen war,
daß er sich in seiner Meynung von ihrem Character
und moralischen Werthe betrogen zu haben glaubte;
so bald er sich gezwungen sah, sie zu verachten; hörte
sie auf, Danae für ihn zu seyn; und durch eine ganz
natürliche Folge wurde er in dem nemlichen Augenblik
wieder Agathon.

Ende des ersten Theils.

Agathon.
Agathon war zu edelmuͤthig, die ſchoͤne Danae fuͤr die
Schwachheit, welche ſie gegen ihn gehabt hatte, (das
einzige, was die Hochachtung haͤtte vermindern koͤnnen,
welche ſie durch ſo viele ſchoͤne Eigenſchaften des Gei-
ſtes und des Herzens verdiente,) dadurch zu beſtrafen,
daß er ihr deswegen nur das mindeſte von der ſeinigen
entzogen haͤtte. Aber ſo bald es dahin gekommen war,
daß er ſich in ſeiner Meynung von ihrem Character
und moraliſchen Werthe betrogen zu haben glaubte;
ſo bald er ſich gezwungen ſah, ſie zu verachten; hoͤrte
ſie auf, Danae fuͤr ihn zu ſeyn; und durch eine ganz
natuͤrliche Folge wurde er in dem nemlichen Augenblik
wieder Agathon.

Ende des erſten Theils.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0414" n="392"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Agathon</hi>.</hi></fw><lb/>
Agathon war zu edelmu&#x0364;thig, die &#x017F;cho&#x0364;ne Danae fu&#x0364;r die<lb/>
Schwachheit, welche &#x017F;ie gegen ihn gehabt hatte, (das<lb/>
einzige, was die Hochachtung ha&#x0364;tte vermindern ko&#x0364;nnen,<lb/>
welche &#x017F;ie durch &#x017F;o viele &#x017F;cho&#x0364;ne Eigen&#x017F;chaften des Gei-<lb/>
&#x017F;tes und des Herzens verdiente,) dadurch zu be&#x017F;trafen,<lb/>
daß er ihr deswegen nur das minde&#x017F;te von der &#x017F;einigen<lb/>
entzogen ha&#x0364;tte. Aber &#x017F;o bald es dahin gekommen war,<lb/>
daß er &#x017F;ich in &#x017F;einer Meynung von ihrem Character<lb/>
und morali&#x017F;chen Werthe betrogen zu haben glaubte;<lb/>
&#x017F;o bald er &#x017F;ich gezwungen &#x017F;ah, &#x017F;ie zu verachten; ho&#x0364;rte<lb/>
&#x017F;ie auf, Danae fu&#x0364;r ihn zu &#x017F;eyn; und durch eine ganz<lb/>
natu&#x0364;rliche Folge wurde er in dem nemlichen Augenblik<lb/>
wieder Agathon.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Ende des er&#x017F;ten Theils.</hi> </hi> </p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0414] Agathon. Agathon war zu edelmuͤthig, die ſchoͤne Danae fuͤr die Schwachheit, welche ſie gegen ihn gehabt hatte, (das einzige, was die Hochachtung haͤtte vermindern koͤnnen, welche ſie durch ſo viele ſchoͤne Eigenſchaften des Gei- ſtes und des Herzens verdiente,) dadurch zu beſtrafen, daß er ihr deswegen nur das mindeſte von der ſeinigen entzogen haͤtte. Aber ſo bald es dahin gekommen war, daß er ſich in ſeiner Meynung von ihrem Character und moraliſchen Werthe betrogen zu haben glaubte; ſo bald er ſich gezwungen ſah, ſie zu verachten; hoͤrte ſie auf, Danae fuͤr ihn zu ſeyn; und durch eine ganz natuͤrliche Folge wurde er in dem nemlichen Augenblik wieder Agathon. Ende des erſten Theils.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/414
Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/414>, abgerufen am 21.11.2024.