Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch, sechstes Capitel.
Schönen zu bewerben; rüste dich, dem Ungemach, das
dein Platonismus dir in dieser Unterwelt zuziehen
wird, großmüthig entgegen zu gehen, und tröste dich,
wenn du Leute siehst, die niedrig genug sind, fich an
irrdischen Glükseligkeiten zu weyden, mit dem frommen
Gedanken, daß sie in dem andern Leben, wo die Rey-
he an dich kommt, glüklich zu seyn, sich in den Flam-
men des Phlegeton wälzen werden.

Mit diesen Worten stund Hippias auf, warf einen
verächtlichmitleidigen Blik auf den Agathon, und wand-
te ihm den Rüken zu, um ihm mit einer unter seines
gleichen gewöhnlichen Höflichkeit zu verstehen zu geben,
daß er sich zurükziehen könne.



Aga-
J 2

Drittes Buch, ſechstes Capitel.
Schoͤnen zu bewerben; ruͤſte dich, dem Ungemach, das
dein Platonismus dir in dieſer Unterwelt zuziehen
wird, großmuͤthig entgegen zu gehen, und troͤſte dich,
wenn du Leute ſiehſt, die niedrig genug ſind, fich an
irrdiſchen Gluͤkſeligkeiten zu weyden, mit dem frommen
Gedanken, daß ſie in dem andern Leben, wo die Rey-
he an dich kommt, gluͤklich zu ſeyn, ſich in den Flam-
men des Phlegeton waͤlzen werden.

Mit dieſen Worten ſtund Hippias auf, warf einen
veraͤchtlichmitleidigen Blik auf den Agathon, und wand-
te ihm den Ruͤken zu, um ihm mit einer unter ſeines
gleichen gewoͤhnlichen Hoͤflichkeit zu verſtehen zu geben,
daß er ſich zuruͤkziehen koͤnne.



Aga-
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0153" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch, &#x017F;echstes Capitel.</hi></fw><lb/>
Scho&#x0364;nen zu bewerben; ru&#x0364;&#x017F;te dich, dem Ungemach, das<lb/>
dein Platonismus dir in die&#x017F;er Unterwelt zuziehen<lb/>
wird, großmu&#x0364;thig entgegen zu gehen, und tro&#x0364;&#x017F;te dich,<lb/>
wenn du Leute &#x017F;ieh&#x017F;t, die niedrig genug &#x017F;ind, fich an<lb/>
irrdi&#x017F;chen Glu&#x0364;k&#x017F;eligkeiten zu weyden, mit dem frommen<lb/>
Gedanken, daß &#x017F;ie in dem andern Leben, wo die Rey-<lb/>
he an dich kommt, glu&#x0364;klich zu &#x017F;eyn, &#x017F;ich in den Flam-<lb/>
men des Phlegeton wa&#x0364;lzen werden.</p><lb/>
            <p>Mit die&#x017F;en Worten &#x017F;tund Hippias auf, warf einen<lb/>
vera&#x0364;chtlichmitleidigen Blik auf den Agathon, und wand-<lb/>
te ihm den Ru&#x0364;ken zu, um ihm mit einer unter &#x017F;eines<lb/>
gleichen gewo&#x0364;hnlichen Ho&#x0364;flichkeit zu ver&#x017F;tehen zu geben,<lb/>
daß er &#x017F;ich zuru&#x0364;kziehen ko&#x0364;nne.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Aga-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0153] Drittes Buch, ſechstes Capitel. Schoͤnen zu bewerben; ruͤſte dich, dem Ungemach, das dein Platonismus dir in dieſer Unterwelt zuziehen wird, großmuͤthig entgegen zu gehen, und troͤſte dich, wenn du Leute ſiehſt, die niedrig genug ſind, fich an irrdiſchen Gluͤkſeligkeiten zu weyden, mit dem frommen Gedanken, daß ſie in dem andern Leben, wo die Rey- he an dich kommt, gluͤklich zu ſeyn, ſich in den Flam- men des Phlegeton waͤlzen werden. Mit dieſen Worten ſtund Hippias auf, warf einen veraͤchtlichmitleidigen Blik auf den Agathon, und wand- te ihm den Ruͤken zu, um ihm mit einer unter ſeines gleichen gewoͤhnlichen Hoͤflichkeit zu verſtehen zu geben, daß er ſich zuruͤkziehen koͤnne. Aga- J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/153
Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/153>, abgerufen am 21.11.2024.