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Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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davon ging ein Fahrweg, und wenn der badische Förster dazukam, gab es eine böse Geschichte.

Davon schwatzten die Andern; Otto aber ging still hinterher und schaute nach der Mühle hinab.

Endlich kamen sie an den Scheideweg. Ich gehe nicht weiter, sagte der Jüngling; ich will hier warten, bis ihr zu Ende seid.

Mir ist es auch recht, sprach der alte Rühs; ich will dem Herrn Otto schon sagen, wo er ihn hingeschossen hat; er mag nur ein Weniges Obacht geben, wenn ein badischer Jäger kommt, und uns zur Warnung einen Eulenruf thun. -- Und du, wandte er sich zum jüngsten Jägerburschen, indem er ihm die Schaufel abnahm, du suchst meine Kappe, sei aber vorsichtig! -- Seht ihr dort die frischen Spuren im Gras? rief er erfreut; sie haben nach ihm gesucht; auch gut; so ist uns die Arbeit erspart! --

Sie gingen, und Otto blieb allein. Es wäre ihm jetzt gar viel werth gewesen, hätte er gestern am Kreuzweg umgedreht; denn es wurmte ihn unheimlich, daß er ordentlich eine Freude hatte, als nach einer Weile Rühs wieder ankam.

Sie haben ihn schon unter dem Boden; eben wälzen sie Steine darüber, und der Hobbächer will noch 's Vater-Unser sprechen. Und weiß der Herr Otto, wer es ist? -- Der Schluchtmüller ist's! -- Hat ihn doch endlich der Teufel noch holen müssen nach dreißig Jahren, fuhr Rühs fort, ohne zu bemerken, daß Otto

davon ging ein Fahrweg, und wenn der badische Förster dazukam, gab es eine böse Geschichte.

Davon schwatzten die Andern; Otto aber ging still hinterher und schaute nach der Mühle hinab.

Endlich kamen sie an den Scheideweg. Ich gehe nicht weiter, sagte der Jüngling; ich will hier warten, bis ihr zu Ende seid.

Mir ist es auch recht, sprach der alte Rühs; ich will dem Herrn Otto schon sagen, wo er ihn hingeschossen hat; er mag nur ein Weniges Obacht geben, wenn ein badischer Jäger kommt, und uns zur Warnung einen Eulenruf thun. — Und du, wandte er sich zum jüngsten Jägerburschen, indem er ihm die Schaufel abnahm, du suchst meine Kappe, sei aber vorsichtig! — Seht ihr dort die frischen Spuren im Gras? rief er erfreut; sie haben nach ihm gesucht; auch gut; so ist uns die Arbeit erspart! —

Sie gingen, und Otto blieb allein. Es wäre ihm jetzt gar viel werth gewesen, hätte er gestern am Kreuzweg umgedreht; denn es wurmte ihn unheimlich, daß er ordentlich eine Freude hatte, als nach einer Weile Rühs wieder ankam.

Sie haben ihn schon unter dem Boden; eben wälzen sie Steine darüber, und der Hobbächer will noch 's Vater-Unser sprechen. Und weiß der Herr Otto, wer es ist? — Der Schluchtmüller ist's! — Hat ihn doch endlich der Teufel noch holen müssen nach dreißig Jahren, fuhr Rühs fort, ohne zu bemerken, daß Otto

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[0068] davon ging ein Fahrweg, und wenn der badische Förster dazukam, gab es eine böse Geschichte. Davon schwatzten die Andern; Otto aber ging still hinterher und schaute nach der Mühle hinab. Endlich kamen sie an den Scheideweg. Ich gehe nicht weiter, sagte der Jüngling; ich will hier warten, bis ihr zu Ende seid. Mir ist es auch recht, sprach der alte Rühs; ich will dem Herrn Otto schon sagen, wo er ihn hingeschossen hat; er mag nur ein Weniges Obacht geben, wenn ein badischer Jäger kommt, und uns zur Warnung einen Eulenruf thun. — Und du, wandte er sich zum jüngsten Jägerburschen, indem er ihm die Schaufel abnahm, du suchst meine Kappe, sei aber vorsichtig! — Seht ihr dort die frischen Spuren im Gras? rief er erfreut; sie haben nach ihm gesucht; auch gut; so ist uns die Arbeit erspart! — Sie gingen, und Otto blieb allein. Es wäre ihm jetzt gar viel werth gewesen, hätte er gestern am Kreuzweg umgedreht; denn es wurmte ihn unheimlich, daß er ordentlich eine Freude hatte, als nach einer Weile Rühs wieder ankam. Sie haben ihn schon unter dem Boden; eben wälzen sie Steine darüber, und der Hobbächer will noch 's Vater-Unser sprechen. Und weiß der Herr Otto, wer es ist? — Der Schluchtmüller ist's! — Hat ihn doch endlich der Teufel noch holen müssen nach dreißig Jahren, fuhr Rühs fort, ohne zu bemerken, daß Otto

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:16:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:16:28Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/68>, abgerufen am 24.11.2024.