Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.karle sind mit der ganzen katholischen Sippschaft verwandt! -- Und Ihr meint, der Kerl sei in das Mädchen verliebt? sagte der Jüngling so, als ob dies unmöglich wäre. Und warum nicht? Sie ist eine schöne Dirn und er ein sauberer Bursch; wenn er gerade nicht am Wildern ist, kann es ein rechter Bauer sein; denn es kommt nicht bei Allen, daß sie aus Armuth wilddieben. -- Freilich, die Ammrey ist so stolz wie eine Gräfin! -- Er holte Athem und besann sich; endlich wagte er es aber doch und sagte: Ich möchte dem jungen Herrn keinen Spaß verderben; aber mit der Ammrey ist's gefährlich; der Herr Otto kann's im Thal unten bequemer haben; für so eine Kleinigkeit setzt man zu viel ein, wenn man's Leben einsetzt -- Ich habe aber keinen Spaß mit der Ammrey! sagte der Jüngling ärgerlich. So, so! ja dann ist es anders, entgegnete Rühs, und ließ Otto stehen, um zuerst das Geldstück wieder zu suchen. Doch murmelte er vor sich hin: Art läßt nicht von Art; sein Vater war ebenso auf die Mädchen; der Rühs muß aber doch zusehen, daß es keine Dummheiten giebt; da käme ich schön an. Aber auch von seinem Geldsuchen wurde der Förster durch eine Fußspur abgezogen, welche sich in einem Busch von Riedgras abgedrückt hatte, der einzeln zwischen dem Moos stand. karle sind mit der ganzen katholischen Sippschaft verwandt! — Und Ihr meint, der Kerl sei in das Mädchen verliebt? sagte der Jüngling so, als ob dies unmöglich wäre. Und warum nicht? Sie ist eine schöne Dirn und er ein sauberer Bursch; wenn er gerade nicht am Wildern ist, kann es ein rechter Bauer sein; denn es kommt nicht bei Allen, daß sie aus Armuth wilddieben. — Freilich, die Ammrey ist so stolz wie eine Gräfin! — Er holte Athem und besann sich; endlich wagte er es aber doch und sagte: Ich möchte dem jungen Herrn keinen Spaß verderben; aber mit der Ammrey ist's gefährlich; der Herr Otto kann's im Thal unten bequemer haben; für so eine Kleinigkeit setzt man zu viel ein, wenn man's Leben einsetzt — Ich habe aber keinen Spaß mit der Ammrey! sagte der Jüngling ärgerlich. So, so! ja dann ist es anders, entgegnete Rühs, und ließ Otto stehen, um zuerst das Geldstück wieder zu suchen. Doch murmelte er vor sich hin: Art läßt nicht von Art; sein Vater war ebenso auf die Mädchen; der Rühs muß aber doch zusehen, daß es keine Dummheiten giebt; da käme ich schön an. Aber auch von seinem Geldsuchen wurde der Förster durch eine Fußspur abgezogen, welche sich in einem Busch von Riedgras abgedrückt hatte, der einzeln zwischen dem Moos stand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035"/> karle sind mit der ganzen katholischen Sippschaft verwandt! —</p><lb/> <p>Und Ihr meint, der Kerl sei in das Mädchen verliebt? sagte der Jüngling so, als ob dies unmöglich wäre.</p><lb/> <p>Und warum nicht? Sie ist eine schöne Dirn und er ein sauberer Bursch; wenn er gerade nicht am Wildern ist, kann es ein rechter Bauer sein; denn es kommt nicht bei Allen, daß sie aus Armuth wilddieben. — Freilich, die Ammrey ist so stolz wie eine Gräfin! — Er holte Athem und besann sich; endlich wagte er es aber doch und sagte: Ich möchte dem jungen Herrn keinen Spaß verderben; aber mit der Ammrey ist's gefährlich; der Herr Otto kann's im Thal unten bequemer haben; für so eine Kleinigkeit setzt man zu viel ein, wenn man's Leben einsetzt —</p><lb/> <p>Ich habe aber keinen Spaß mit der Ammrey! sagte der Jüngling ärgerlich.</p><lb/> <p>So, so! ja dann ist es anders, entgegnete Rühs, und ließ Otto stehen, um zuerst das Geldstück wieder zu suchen. Doch murmelte er vor sich hin: Art läßt nicht von Art; sein Vater war ebenso auf die Mädchen; der Rühs muß aber doch zusehen, daß es keine Dummheiten giebt; da käme ich schön an.</p><lb/> <p>Aber auch von seinem Geldsuchen wurde der Förster durch eine Fußspur abgezogen, welche sich in einem Busch von Riedgras abgedrückt hatte, der einzeln zwischen dem Moos stand.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0035]
karle sind mit der ganzen katholischen Sippschaft verwandt! —
Und Ihr meint, der Kerl sei in das Mädchen verliebt? sagte der Jüngling so, als ob dies unmöglich wäre.
Und warum nicht? Sie ist eine schöne Dirn und er ein sauberer Bursch; wenn er gerade nicht am Wildern ist, kann es ein rechter Bauer sein; denn es kommt nicht bei Allen, daß sie aus Armuth wilddieben. — Freilich, die Ammrey ist so stolz wie eine Gräfin! — Er holte Athem und besann sich; endlich wagte er es aber doch und sagte: Ich möchte dem jungen Herrn keinen Spaß verderben; aber mit der Ammrey ist's gefährlich; der Herr Otto kann's im Thal unten bequemer haben; für so eine Kleinigkeit setzt man zu viel ein, wenn man's Leben einsetzt —
Ich habe aber keinen Spaß mit der Ammrey! sagte der Jüngling ärgerlich.
So, so! ja dann ist es anders, entgegnete Rühs, und ließ Otto stehen, um zuerst das Geldstück wieder zu suchen. Doch murmelte er vor sich hin: Art läßt nicht von Art; sein Vater war ebenso auf die Mädchen; der Rühs muß aber doch zusehen, daß es keine Dummheiten giebt; da käme ich schön an.
Aber auch von seinem Geldsuchen wurde der Förster durch eine Fußspur abgezogen, welche sich in einem Busch von Riedgras abgedrückt hatte, der einzeln zwischen dem Moos stand.
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Zitationshilfe: | Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/35>, abgerufen am 04.07.2024. |