Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

hob er das Gewehr auf, das er bis dahin unter einem Baumstubben verwahrt gehabt hatte, und stellte es recht auffällig neben sich. Dann wartete er, ohne sich weiter in der Arbeit stören zu lassen, eine Anrede ab.

Was, zum Henker! thust du denn da, Ansas? fragte der Gutsbesitzer, nachdem er eine Weile stumm zugeschaut hatte.

Ansas richtete sich auf, stützte sich auf den Spaten und sah herausfordernd zu ihm hinüber. Ich baue mir ein Haus zum Winter, Herr, rief er; ein Jeder will doch eine Wohnung haben.

Aber hier auf meiner Brandstelle?

Auf meinem Grund und Boden, Herr! Ich denke, dagegen wird Niemand etwas haben können.

Geelhaar schnippte mit den Fingern. Laß doch die dummen Redensarten, Ansas. Ich denke, du hast schon beim Richter und beim Pfarrer gehört, wie die Sache steht.

Wanags lachte ihn grinsend an. Wir werden ja sehen, Herr.

Geelhaar knurrte etwas ärgerlich vor sich hin. Nach einer Weile fragte er: In dem Loche gedenkst du den Winter über zu hausen?

Es hat nicht Jeder ein großes Haus mit festem Dach und vielen Stuben, war die ausweichende Antwort.

Der Gutsbesitzer wickelte sich fester in seinen Pelz. Das ist keine Wohnung für Menschen, Ansas; sobald

hob er das Gewehr auf, das er bis dahin unter einem Baumstubben verwahrt gehabt hatte, und stellte es recht auffällig neben sich. Dann wartete er, ohne sich weiter in der Arbeit stören zu lassen, eine Anrede ab.

Was, zum Henker! thust du denn da, Ansas? fragte der Gutsbesitzer, nachdem er eine Weile stumm zugeschaut hatte.

Ansas richtete sich auf, stützte sich auf den Spaten und sah herausfordernd zu ihm hinüber. Ich baue mir ein Haus zum Winter, Herr, rief er; ein Jeder will doch eine Wohnung haben.

Aber hier auf meiner Brandstelle?

Auf meinem Grund und Boden, Herr! Ich denke, dagegen wird Niemand etwas haben können.

Geelhaar schnippte mit den Fingern. Laß doch die dummen Redensarten, Ansas. Ich denke, du hast schon beim Richter und beim Pfarrer gehört, wie die Sache steht.

Wanags lachte ihn grinsend an. Wir werden ja sehen, Herr.

Geelhaar knurrte etwas ärgerlich vor sich hin. Nach einer Weile fragte er: In dem Loche gedenkst du den Winter über zu hausen?

Es hat nicht Jeder ein großes Haus mit festem Dach und vielen Stuben, war die ausweichende Antwort.

Der Gutsbesitzer wickelte sich fester in seinen Pelz. Das ist keine Wohnung für Menschen, Ansas; sobald

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0094"/>
hob er das Gewehr auf, das er bis dahin unter einem                     Baumstubben verwahrt gehabt hatte, und stellte es recht auffällig neben sich.                     Dann wartete er, ohne sich weiter in der Arbeit stören zu lassen, eine Anrede                     ab.</p><lb/>
        <p>Was, zum Henker! thust du denn da, Ansas? fragte der Gutsbesitzer, nachdem er                     eine Weile stumm zugeschaut hatte.</p><lb/>
        <p>Ansas richtete sich auf, stützte sich auf den Spaten und sah herausfordernd zu                     ihm hinüber. Ich baue mir ein Haus zum Winter, Herr, rief er; ein Jeder will                     doch eine Wohnung haben.</p><lb/>
        <p>Aber hier auf meiner Brandstelle?</p><lb/>
        <p>Auf meinem Grund und Boden, Herr! Ich denke, dagegen wird Niemand etwas haben                     können.</p><lb/>
        <p>Geelhaar schnippte mit den Fingern. Laß doch die dummen Redensarten, Ansas. Ich                     denke, du hast schon beim Richter und beim Pfarrer gehört, wie die Sache                     steht.</p><lb/>
        <p>Wanags lachte ihn grinsend an. Wir werden ja sehen, Herr.</p><lb/>
        <p>Geelhaar knurrte etwas ärgerlich vor sich hin. Nach einer Weile fragte er: In dem                     Loche gedenkst du den Winter über zu hausen?</p><lb/>
        <p>Es hat nicht Jeder ein großes Haus mit festem Dach und vielen Stuben, war die                     ausweichende Antwort.</p><lb/>
        <p>Der Gutsbesitzer wickelte sich fester in seinen Pelz. Das ist keine Wohnung für                     Menschen, Ansas; sobald<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0094] hob er das Gewehr auf, das er bis dahin unter einem Baumstubben verwahrt gehabt hatte, und stellte es recht auffällig neben sich. Dann wartete er, ohne sich weiter in der Arbeit stören zu lassen, eine Anrede ab. Was, zum Henker! thust du denn da, Ansas? fragte der Gutsbesitzer, nachdem er eine Weile stumm zugeschaut hatte. Ansas richtete sich auf, stützte sich auf den Spaten und sah herausfordernd zu ihm hinüber. Ich baue mir ein Haus zum Winter, Herr, rief er; ein Jeder will doch eine Wohnung haben. Aber hier auf meiner Brandstelle? Auf meinem Grund und Boden, Herr! Ich denke, dagegen wird Niemand etwas haben können. Geelhaar schnippte mit den Fingern. Laß doch die dummen Redensarten, Ansas. Ich denke, du hast schon beim Richter und beim Pfarrer gehört, wie die Sache steht. Wanags lachte ihn grinsend an. Wir werden ja sehen, Herr. Geelhaar knurrte etwas ärgerlich vor sich hin. Nach einer Weile fragte er: In dem Loche gedenkst du den Winter über zu hausen? Es hat nicht Jeder ein großes Haus mit festem Dach und vielen Stuben, war die ausweichende Antwort. Der Gutsbesitzer wickelte sich fester in seinen Pelz. Das ist keine Wohnung für Menschen, Ansas; sobald

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/94
Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/94>, abgerufen am 25.11.2024.