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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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fand aber nicht mehr dieselben Gesichter vor. Nur der Feldwebel war noch auf seinem alten Posten. Er hörte ihn freundlich an, gab ihm aber die wenig tröstliche Auskunft, daß die Herren Offiziere versetzt oder befördert seien, und daß er selbst nicht einmal genau wisse, wo dieselben jetzt anzutreffen sein möchten. Sein früherer Hauptmann sei freilich noch am Ort, habe aber ein Bataillon erhalten. Du bist ein dummer Kerl, sagte er ihm geradezu, daß du den weiten Weg hergelaufen bist, statt deinen Brief zur Post zu geben. Wie hast du dir einbilden können, daß dich der König sprechen wird? Da müssen sich ganz andere Leute melden.

Ansas war so leicht nicht auf andere Gedanken zu bringen. Wer sich entschlossen hatte, von Wanagischken nach Berlin zu wandern, der konnte nicht nach dem ersten Fehlschlagen seiner Hoffnungen umkehren. Er erkundete die Wohnung des Majors, der jetzt verheirathet war und ein großes Haus machte, suchte ganz pfiffig erst die Bekanntschaft seines jetzigen Burschen und wußte durch ihn die Meldung an den großen Herrn zu bringen, daß Ansas Wanags angelangt sei und ein Anliegen habe. So wurde er denn wirklich vorgelassen, sehr gnädig aufgenommen und sogar der jungen Frau in seiner bemerkenswerthen Eigenschaft als National-Littauer vorgestellt. Er erhielt nun für die Zeit seines Aufenthaltes Freitisch in der Küche zugesichert, auch ein hübsches Stück Geld,

fand aber nicht mehr dieselben Gesichter vor. Nur der Feldwebel war noch auf seinem alten Posten. Er hörte ihn freundlich an, gab ihm aber die wenig tröstliche Auskunft, daß die Herren Offiziere versetzt oder befördert seien, und daß er selbst nicht einmal genau wisse, wo dieselben jetzt anzutreffen sein möchten. Sein früherer Hauptmann sei freilich noch am Ort, habe aber ein Bataillon erhalten. Du bist ein dummer Kerl, sagte er ihm geradezu, daß du den weiten Weg hergelaufen bist, statt deinen Brief zur Post zu geben. Wie hast du dir einbilden können, daß dich der König sprechen wird? Da müssen sich ganz andere Leute melden.

Ansas war so leicht nicht auf andere Gedanken zu bringen. Wer sich entschlossen hatte, von Wanagischken nach Berlin zu wandern, der konnte nicht nach dem ersten Fehlschlagen seiner Hoffnungen umkehren. Er erkundete die Wohnung des Majors, der jetzt verheirathet war und ein großes Haus machte, suchte ganz pfiffig erst die Bekanntschaft seines jetzigen Burschen und wußte durch ihn die Meldung an den großen Herrn zu bringen, daß Ansas Wanags angelangt sei und ein Anliegen habe. So wurde er denn wirklich vorgelassen, sehr gnädig aufgenommen und sogar der jungen Frau in seiner bemerkenswerthen Eigenschaft als National-Littauer vorgestellt. Er erhielt nun für die Zeit seines Aufenthaltes Freitisch in der Küche zugesichert, auch ein hübsches Stück Geld,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/68>, abgerufen am 25.11.2024.