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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sie über einen früheren Vorfall aufklärte. Beim Wasserschöpfen fiel ihr ein Handschuh in den Brunnen; sie durchsuchte diesen mit einer Stange und zog das ihr bekannte rothe Tuch heraus, in welchem sich noch kleine Papierlappen und der schwarz-weiße Faden mit dem Gerichtssiegel vorfanden. Sofort eilte sie zu Grita und schrie mit fast erstickter Stimme: Nun ist's klar wie der Tag! Ansas hat mir das Document gestohlen, um mich besser betrügen zu können -- er hat fremdes Eigenthum vernichtet! Aber das soll ihm nicht so hingehen -- das muß der Herr Staatsanwalt in der Stadt erfahren -- das bringt ihn ins Zuchthaus. Und wenn er auch fortgelaufen ist, sie werden ihn schon zu finden wissen, den Dieb, den Betrüger! Dann hast du einen Schatz, der dir gefallen kann -- heißa, mein Vögelchen, heißa! Wann giebt's Kindtaufe? -- Grita konnte nicht zweifeln, daß die Alte ihre Drohung wahr machen werde, und fühlte sich um so mehr beunruhigt. Und wenn sonst Alles gut wird, überlegte sie bei sich, die Hexe bleibt uns im Hause, und die Noth hat kein Ende, so lange sie lebt.

Seitdem schwand ihr natürlicher Frohsinn gänzlich, und sie wurde so wortkarg und verschlossen, daß selbst Petrick, der sich doch sonst um nichts in der Welt Sorge machte, die Veränderung merkte. Ich will noch einmal zu meinen Verwandten an der Grenze, sagte sie ihm, und anfragen, ob einer jetzt helfen kann, nach-

sie über einen früheren Vorfall aufklärte. Beim Wasserschöpfen fiel ihr ein Handschuh in den Brunnen; sie durchsuchte diesen mit einer Stange und zog das ihr bekannte rothe Tuch heraus, in welchem sich noch kleine Papierlappen und der schwarz-weiße Faden mit dem Gerichtssiegel vorfanden. Sofort eilte sie zu Grita und schrie mit fast erstickter Stimme: Nun ist's klar wie der Tag! Ansas hat mir das Document gestohlen, um mich besser betrügen zu können — er hat fremdes Eigenthum vernichtet! Aber das soll ihm nicht so hingehen — das muß der Herr Staatsanwalt in der Stadt erfahren — das bringt ihn ins Zuchthaus. Und wenn er auch fortgelaufen ist, sie werden ihn schon zu finden wissen, den Dieb, den Betrüger! Dann hast du einen Schatz, der dir gefallen kann — heißa, mein Vögelchen, heißa! Wann giebt's Kindtaufe? — Grita konnte nicht zweifeln, daß die Alte ihre Drohung wahr machen werde, und fühlte sich um so mehr beunruhigt. Und wenn sonst Alles gut wird, überlegte sie bei sich, die Hexe bleibt uns im Hause, und die Noth hat kein Ende, so lange sie lebt.

Seitdem schwand ihr natürlicher Frohsinn gänzlich, und sie wurde so wortkarg und verschlossen, daß selbst Petrick, der sich doch sonst um nichts in der Welt Sorge machte, die Veränderung merkte. Ich will noch einmal zu meinen Verwandten an der Grenze, sagte sie ihm, und anfragen, ob einer jetzt helfen kann, nach-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/58>, abgerufen am 24.11.2024.