Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Mehr als hundert Meilen, sagte er kleinlaut. Ach--! Und die willst du zu Fuß gehen, Ansas? Das Fahren kostet zu viel; und wenn's auch lange dauert, man kommt doch zuletzt ans Ziel. Wie lange? Wochen und Wochen. Was schadet das? Wenn wir Beide nur nicht so lange getrennt sein müßten, Grita -- ! Sie drückte seine Hand. Ich will dich begleiten, Ansas. Das geht nicht, Kind; du wirst müde, und es muß auch einer hier aufpassen, daß sie's nicht zu arg treiben. Die Urte verkauft mir das Stroh vom Dach, wenn man ihr nicht aufpaßt. Die Urte -- ja, ja! -- Wann denkst du zu gehen? Morgen. Morgen schon --? Es hat Eile, und um so früher bin ich wieder zurück. Dann machen wir Hochzeit? Sobald ich wieder hier bin. Sie umarte ihn und küßte ihn. Geh denn --! sagte sie zärtlich, ich will sehn, was ich indessen für uns thun kann. -- Ihm war das Herz freier, nachdem er sich ausgesprochen hatte. Er zog Grita auf seinen Schooß und liebkoste sie und scherzte ganz heiter. Erst nach Mitternacht gingen sie auseinander. Früh am nächsten Morgen packte Ansas in eine Mehr als hundert Meilen, sagte er kleinlaut. Ach—! Und die willst du zu Fuß gehen, Ansas? Das Fahren kostet zu viel; und wenn's auch lange dauert, man kommt doch zuletzt ans Ziel. Wie lange? Wochen und Wochen. Was schadet das? Wenn wir Beide nur nicht so lange getrennt sein müßten, Grita — ! Sie drückte seine Hand. Ich will dich begleiten, Ansas. Das geht nicht, Kind; du wirst müde, und es muß auch einer hier aufpassen, daß sie's nicht zu arg treiben. Die Urte verkauft mir das Stroh vom Dach, wenn man ihr nicht aufpaßt. Die Urte — ja, ja! — Wann denkst du zu gehen? Morgen. Morgen schon —? Es hat Eile, und um so früher bin ich wieder zurück. Dann machen wir Hochzeit? Sobald ich wieder hier bin. Sie umarte ihn und küßte ihn. Geh denn —! sagte sie zärtlich, ich will sehn, was ich indessen für uns thun kann. — Ihm war das Herz freier, nachdem er sich ausgesprochen hatte. Er zog Grita auf seinen Schooß und liebkoste sie und scherzte ganz heiter. Erst nach Mitternacht gingen sie auseinander. Früh am nächsten Morgen packte Ansas in eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055"/> <p>Mehr als hundert Meilen, sagte er kleinlaut.</p><lb/> <p>Ach—! Und die willst du zu Fuß gehen, Ansas?</p><lb/> <p>Das Fahren kostet zu viel; und wenn's auch lange dauert, man kommt doch zuletzt ans Ziel.</p><lb/> <p>Wie lange?</p><lb/> <p>Wochen und Wochen. Was schadet das? Wenn wir Beide nur nicht so lange getrennt sein müßten, Grita — !</p><lb/> <p>Sie drückte seine Hand. Ich will dich begleiten, Ansas.</p><lb/> <p>Das geht nicht, Kind; du wirst müde, und es muß auch einer hier aufpassen, daß sie's nicht zu arg treiben. Die Urte verkauft mir das Stroh vom Dach, wenn man ihr nicht aufpaßt.</p><lb/> <p>Die Urte — ja, ja! — Wann denkst du zu gehen?</p><lb/> <p>Morgen.</p><lb/> <p>Morgen schon —?</p><lb/> <p>Es hat Eile, und um so früher bin ich wieder zurück.</p><lb/> <p>Dann machen wir Hochzeit?</p><lb/> <p>Sobald ich wieder hier bin.</p><lb/> <p>Sie umarte ihn und küßte ihn. Geh denn —! sagte sie zärtlich, ich will sehn, was ich indessen für uns thun kann. — Ihm war das Herz freier, nachdem er sich ausgesprochen hatte. Er zog Grita auf seinen Schooß und liebkoste sie und scherzte ganz heiter. Erst nach Mitternacht gingen sie auseinander.</p><lb/> <p>Früh am nächsten Morgen packte Ansas in eine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0055]
Mehr als hundert Meilen, sagte er kleinlaut.
Ach—! Und die willst du zu Fuß gehen, Ansas?
Das Fahren kostet zu viel; und wenn's auch lange dauert, man kommt doch zuletzt ans Ziel.
Wie lange?
Wochen und Wochen. Was schadet das? Wenn wir Beide nur nicht so lange getrennt sein müßten, Grita — !
Sie drückte seine Hand. Ich will dich begleiten, Ansas.
Das geht nicht, Kind; du wirst müde, und es muß auch einer hier aufpassen, daß sie's nicht zu arg treiben. Die Urte verkauft mir das Stroh vom Dach, wenn man ihr nicht aufpaßt.
Die Urte — ja, ja! — Wann denkst du zu gehen?
Morgen.
Morgen schon —?
Es hat Eile, und um so früher bin ich wieder zurück.
Dann machen wir Hochzeit?
Sobald ich wieder hier bin.
Sie umarte ihn und küßte ihn. Geh denn —! sagte sie zärtlich, ich will sehn, was ich indessen für uns thun kann. — Ihm war das Herz freier, nachdem er sich ausgesprochen hatte. Er zog Grita auf seinen Schooß und liebkoste sie und scherzte ganz heiter. Erst nach Mitternacht gingen sie auseinander.
Früh am nächsten Morgen packte Ansas in eine
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Zitationshilfe: | Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/55>, abgerufen am 16.02.2025. |