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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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-- so geh allein bis zum Grenzdorf; man wird dich dort aufnehmen, wenn du sagst, daß wir von den deutschen Schurken ausgetrieben sind.

Ich gehe nicht allein über die Haide, äußerte Grita mit rascher Entschiedenheit; da haben sie -- eines Morgens früh die Urte gefunden --

Kannst du's nicht vergessen? murmelte er, die Augen senkend. Er nahm das Gewehr von der Schulter, öffnete und schloß den Hahn und besichtigte den Lauf auf und ab, sicher ohne zu wissen, was er eigentlich that. Gut! so bleibe hier, sagte er nach einer Weile, und ruhe aus. Es könnte sein, daß wir uns beeilen müßten, wenn ich zurückkehre. Er wandte sich zum Gehen.

Grita stand auf und hielt ihn am Arme fest. Was hast du vor, Ansas? fragte sie zitternd.

Warum sollst du's wissen? entgegnete er, den Kopf aufwerfend. Es ist besser, wenn es geschieht, ohne daß du Theil daran hast. Frage nicht, und laß mich gehn.

Ich lasse dich nicht fort, Ansas, rief sie, du sagst mir denn, was du im Sinn hast. Es ist nichts Gutes.

Es ist nichts Gutes und muß doch geschehen. Ich habe mir's geschworen, daß er von meinem Acker nicht ernten soll, und er wird nicht ernten.

Ansas! schrie sie entsetzt auf. Hab' ich's errathen? Du willst --

Ich will über die Grenze zu den Schmugglern

— so geh allein bis zum Grenzdorf; man wird dich dort aufnehmen, wenn du sagst, daß wir von den deutschen Schurken ausgetrieben sind.

Ich gehe nicht allein über die Haide, äußerte Grita mit rascher Entschiedenheit; da haben sie — eines Morgens früh die Urte gefunden —

Kannst du's nicht vergessen? murmelte er, die Augen senkend. Er nahm das Gewehr von der Schulter, öffnete und schloß den Hahn und besichtigte den Lauf auf und ab, sicher ohne zu wissen, was er eigentlich that. Gut! so bleibe hier, sagte er nach einer Weile, und ruhe aus. Es könnte sein, daß wir uns beeilen müßten, wenn ich zurückkehre. Er wandte sich zum Gehen.

Grita stand auf und hielt ihn am Arme fest. Was hast du vor, Ansas? fragte sie zitternd.

Warum sollst du's wissen? entgegnete er, den Kopf aufwerfend. Es ist besser, wenn es geschieht, ohne daß du Theil daran hast. Frage nicht, und laß mich gehn.

Ich lasse dich nicht fort, Ansas, rief sie, du sagst mir denn, was du im Sinn hast. Es ist nichts Gutes.

Es ist nichts Gutes und muß doch geschehen. Ich habe mir's geschworen, daß er von meinem Acker nicht ernten soll, und er wird nicht ernten.

Ansas! schrie sie entsetzt auf. Hab' ich's errathen? Du willst —

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/104>, abgerufen am 02.05.2024.