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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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und daß sie bey andern Bedürfnissen der
Natur ihre Männer aus einem nahgelegnen
Gebirge zu sich beriefen, die dort das Land
für ihren beyderseitigen Unterhalt bauen
und Schminke für die Körper ihrer Damen
sammeln mußten. Lange konnte ich in dem
Lande nicht mehr ausdauern; unter lauter
Meerkatzen bekömmt man leicht Langeweile;
auch ich wurde den schönen Bewohnerin-
nen des Landes beschwerlich, weil ihnen alles
so alltäglich an mir geworden war, daß sie
nicht mehr über mich lachen konnten. Der
ganze Himmelsstrich war mir verhaßt, weil
er meine geliebte Zaninny ohne mich besaß:
ich nahm meinen Abschied, und diejenige
Dame, die ich in der ersten Nacht zu einem
keuschen Geschrey genöthigt hatte, und die
mir seitdem gewogner als alle andre war,
gab mir mit dem langen Nagel ihres Dau-
mens, die sie dort zu der ansehnlichsten Größe
anwachsen lassen, zum Andenken ihrer Ge-
wogenheit einen Schnitt auf den rechten
Backen, wovon du noch bis itzt die Narbe
siehst. Alle Mannspersonen mußten sich in
dieser weiblichen Republik mit einem solchen
Schnitte zeichnen lassen, zum Beweise, daß

sie

und daß ſie bey andern Beduͤrfniſſen der
Natur ihre Maͤnner aus einem nahgelegnen
Gebirge zu ſich beriefen, die dort das Land
fuͤr ihren beyderſeitigen Unterhalt bauen
und Schminke fuͤr die Koͤrper ihrer Damen
ſammeln mußten. Lange konnte ich in dem
Lande nicht mehr ausdauern; unter lauter
Meerkatzen bekoͤmmt man leicht Langeweile;
auch ich wurde den ſchoͤnen Bewohnerin-
nen des Landes beſchwerlich, weil ihnen alles
ſo alltaͤglich an mir geworden war, daß ſie
nicht mehr uͤber mich lachen konnten. Der
ganze Himmelsſtrich war mir verhaßt, weil
er meine geliebte Zaninny ohne mich beſaß:
ich nahm meinen Abſchied, und diejenige
Dame, die ich in der erſten Nacht zu einem
keuſchen Geſchrey genoͤthigt hatte, und die
mir ſeitdem gewogner als alle andre war,
gab mir mit dem langen Nagel ihres Dau-
mens, die ſie dort zu der anſehnlichſten Groͤße
anwachſen laſſen, zum Andenken ihrer Ge-
wogenheit einen Schnitt auf den rechten
Backen, wovon du noch bis itzt die Narbe
ſiehſt. Alle Mannsperſonen mußten ſich in
dieſer weiblichen Republik mit einem ſolchen
Schnitte zeichnen laſſen, zum Beweiſe, daß

ſie
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[34/0040] und daß ſie bey andern Beduͤrfniſſen der Natur ihre Maͤnner aus einem nahgelegnen Gebirge zu ſich beriefen, die dort das Land fuͤr ihren beyderſeitigen Unterhalt bauen und Schminke fuͤr die Koͤrper ihrer Damen ſammeln mußten. Lange konnte ich in dem Lande nicht mehr ausdauern; unter lauter Meerkatzen bekoͤmmt man leicht Langeweile; auch ich wurde den ſchoͤnen Bewohnerin- nen des Landes beſchwerlich, weil ihnen alles ſo alltaͤglich an mir geworden war, daß ſie nicht mehr uͤber mich lachen konnten. Der ganze Himmelsſtrich war mir verhaßt, weil er meine geliebte Zaninny ohne mich beſaß: ich nahm meinen Abſchied, und diejenige Dame, die ich in der erſten Nacht zu einem keuſchen Geſchrey genoͤthigt hatte, und die mir ſeitdem gewogner als alle andre war, gab mir mit dem langen Nagel ihres Dau- mens, die ſie dort zu der anſehnlichſten Groͤße anwachſen laſſen, zum Andenken ihrer Ge- wogenheit einen Schnitt auf den rechten Backen, wovon du noch bis itzt die Narbe ſiehſt. Alle Mannsperſonen mußten ſich in dieſer weiblichen Republik mit einem ſolchen Schnitte zeichnen laſſen, zum Beweiſe, daß ſie

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/40>, abgerufen am 29.03.2024.